Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde!
In der Pfingstgeschichte ist das nur eines von vielen Wundern: Auf einmal können alle Menschen die Jünger verstehen, obwohl sie doch unterschiedliche Sprachen sprechen. Warum ist das so wichtig?
Nun, wer schon im Ausland unterwegs war, weiß, wie schwierig es sein kann, wenn Menschen verschiedene Sprachen sprechen. Mir ging es einmal so in Frankreich. Eine Freundin und ich wollten uns dort für die Nacht in der Jugendherberge anmelden. Meine Freundin war zuerst oben, kam zurück und sagte: „Die Frau von der Jugendherberge spricht Englisch.“ Ich ging hinein, und die Frau begrüßte mich mit einem Schwall Französisch. Ich stand da und verstand gar nichts. Sie wurde sichtlich immer ungeduldiger, ich immer verwirrter, bis ich merkte: Die Frau sprach tatsächlich Englisch, aber mit französischem Akzent. Da konnte ich ihre Fragen beantworten, aber ihre Laune blieb schlecht.
Andererseits sagen wir ja auch, wenn wir jemanden mögen und gut mit ihm klar kommen: „Mit ihm verstehe ich mich gut.“ Dabei merken wir: Es geht nicht darum, dass wir alle beide Deutsch sprechen oder alle beide Englisch oder eine andere Sprache. Es geht vor allem darum, dass wir spüren, wie der andere drauf ist, dass wir verstehen warum, und dass wir uns gern genug mögen, um uns umeinander zu bemühen.
Uns gut verstehen, das brauchen wir Menschen unbedingt. Aber wie kommt es eigentlich, dass das so schwer ist?
In der Bibel gibt es eine Geschichte, die dazu etwas erklären soll. Sie steht im 1. Buch Mose. 1. Mose 11,1-9: 1 Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. 2 Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. 3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel 4 und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde. 5 Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! 8 So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. 9 Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.
Liebe Gemeinde, was war jetzt eigentlich so schlimm am Turmbau in Babel? Ist es nicht schön, wenn Menschen sich zusammentun, sich einig sind und etwas machen wollen?
Eigentlich schon, aber da in Babel gab es ein Problem, und zwar die Frage: Warum wollten die Menschen den Turm bauen? Zwei Gründe werden genannt. Zum einen: „Wir wollen uns einen Namen machen.“ Das heißt, die Menschen wollten berühmt werden, wollten besser sein als andere. Aber weil sie sowieso alle zusammen dort bauten, war nur noch einer da, den sie übertrumpfen konnten: Gott selbst. Den Menschen ging es also darum, besser zu sein als Gott. Es ging ihnen nur um sich selbst.
Der andere Grund: „Wir werden sonst in alle Länder zerstreut.“ Da war also kein Vertrauen auf Gott, sondern nackte Angst.
Größenwahn oder Angst, beides ist keine gute Haltung, wenn wir etwas vorhaben. Denn beides sind Haltungen, in denen wir nur an uns selbst denken. Wir kennen sie, diese Menschen, die so sind. Manchmal sind es Kollegen auf der Arbeit, die sich immer beim Chef anschleimen, die Arbeit anderer für eigene Arbeit ausgeben oder andere schlecht machen. Manche dieser größenwahnsinnigen Menschen sind Politiker, denen man anmerkt: Sie wollen nur ihre Macht durchsetzen und nicht ihrem Volk dienen. Manchmal sind es Leute, die die Errungenschaften von Menschen missbrauchen, etwa Computerspezialisten, die ihre Begabung nicht zum Wohl anderer nutzen, sondern um deren Daten auszuspähen oder deren Computer lahmzulegen. Oder es gibt diese Gesprächssituationen, wo einer sagen kann, was er will, und die anderen sind immer dagegen, so dass sich die Parteien sozusagen im Kreise drehen. Ja, wenn wir nur auf uns selbst schauen, auf unsere Angst oder auf unseren großen Namen, dann wird es richtig schwierig. Da ist Gemeinschaft keine richtige Gemeinschaft, und das was wir schaffen, ist nicht gut, sondern Mittel zu einem schlechten Zweck. So wollen wir nicht sein, so wollen wir nicht arbeiten, so ein Miteinander wollen wir nicht haben. Und doch, das zeigt die Geschichte vom Turmbau zu Babel, ist die Versuchung immer wieder groß, in so ein Verhalten zu verfallen.
Auf diesem Hintergrund sehen wir, was an Pfingsten für ein großartiges Wunder geschah, als alle auf einmal dieselbe Sprache verstanden. Da geschah nämlich das, was Gott haben will: Zusammenhalt unter den Menschen, der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen – aber das alles als Menschen, die zu Gott gehören und auf Jesus Christus vertrauen, die eben in Gottes Geist leben und wirken.
Wenn Gottes Geist Einheit und Aufbruch schafft, dann kann nämlich wirklich Gutes geschehen. Denn dann handeln Menschen nicht, um sich zu profilieren, auch nicht aus Angst, sondern weil sie im Namen Gottes Gutes tun wollen.
Und weil es den Menschen um Gott und um das Gute geht, wird auch niemand benachteiligt und keine Errungenschaft missbraucht.
So manche Menschen und Situationen fallen mir ein, wo es wirklich so läuft.
Ich denke an viele Pflegeteams, die nach dem Motto „Wir schaffen das gemeinsam“ gerade in den letzten anderthalb Jahren unendlich viel geleistet haben und es geschafft haben, bei all dem Stress noch freundlich und fürsorglich zu bleiben.
Oder ich denke daran, wie eine Kirchengemeinde Menschen tragen kann. Ich habe es bei meiner Mutter erlebt, dass die Kirchengemeinde sie getragen hat, dass da immer wieder Besuche und Zuwendung kamen, gerade in der Coronazeit, wo wir Kinder nicht anreisen konnten. Und ich erlebe es auch jetzt dankbar, dass viele in der Kirchengemeinde Anteil nehmen und mir zur Seite stehen nun, wo meine Mutter gestorben ist.
Wo der heilige Geist wirkt, da verstehen sich Menschen. Da schaffen sie gemeinsam Gutes und Großes. Da sprechen sie gemeinsam die Sprache der Nächstenliebe. Das schenke Gott uns allen – in unseren Familien, in unserer Gemeinde, in unserer Kirchengemeinde und in aller Welt. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir bitten dich um deinen heiligen Geist. Hilf, dass dein Geist unseren Glauben stärkt und unser Leben prägt. Hilf, dass er auch unser Miteinander prägt, damit wir Gemeinschaft und Frieden üben, uns in Verständigung und Versöhnung üben und füreinander offen sind. So segne uns durch deinen heiligen Geist. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und