Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Röm. 8,26-30: 26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie Gott es will. 28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. 29 Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Liebe Gemeinde!
Zu dritt gehen sie zur ersten Konfirmandenstunde. „So, jetzt müssen wir auch fromm werden“, witzelt Peter, „jeden Tag beten und an Gott glauben und so was.“ „Muss doch nicht schlecht sein“, meint Nicole, „mein Opa ist fromm. Der betet jeden Tag. Er sagt, sein Glaube hilft ihm in guten wie in schlechten Zeiten, er ist einfach überzeugt, dass am Ende alles gut wird. Und Opa sagt, Gott weist ihm den richtigen Weg. Und ich glaube, meinem Opa hilft das wirklich, der ist immer so ruhig und gelassen. Und er ist fröhlich, ohne albern zu sein.“ „Ja, das mag ja sein“, sagt Peter, „aber ich gehe eher zum Konfi, weil man das eben so macht. Das mit dem Beten zum Beispiel ist nicht so meins. Ich mache lieber was. Fußball spielen zum Beispiel und Siege für meine Mannschaft einfahren. Außerdem unterhalte ich mich viel lieber mit meinen Freunden als mit Gott. Ich mag das nicht so mit Stille und Andacht, ich bin lieber dabei, wo etwas los ist. Du nicht?“ „Doch, schon“, meint Nicole, „ich bin auch gern mittendrin dabei im Freundeskreis.“ Harald ist stumm nebenher gelaufen. Was er denkt, sagt er den beiden anderen lieber nicht. Sie könnten das ja für uncool halten. Denn er hat sich im Stillen gedacht: „So mit Gott reden zu können, das wäre gar nicht schlecht. Zuhause ist so oft dicke Luft, wem soll ich erzählen, dass ich mir um die Ehe meiner Eltern Sorgen mache? Und dann wäre ich so gerne mit Lina aus unserer Klasse zusammen, aber die nimmt mich gar nicht wahr. Wahrscheinlich findet sie mich nicht interessant. Aber wem soll ich das sagen? Meine Eltern haben mit sich selbst zu tun, und meine Freunde würden vielleicht lachen. Manchmal denke ich, mein Leben ist verpfuscht. Und dann noch diese schlimmen Nachrichten jeden Tag. Das traue ich mich auch nicht so recht, jemandem zu sagen, wie sehr mir der Krieg in der Ukraine Angst macht. Wäre doch schön, wenn man mit Gott darüber reden könnte. Aber ich weiß gar nicht so recht, was ich ihm sagen sollte und wie man das so ausdrückt. Und ob er mir dann wirklich hilft. Und wie er mir den Weg zeigen könnte.“
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde! Wie sind Sie eigentlich drauf? Wie Peter, mit allerhand Dingen beschäftigt und eigentlich gar nicht so am Glauben interessiert? Oder wie Nicoles Opa, dem der Glaube Halt und Kraft gibt? Wie Nicole, die abwartet, was da im Konfi auf sie zukommt? Oder wie Harald, der sich so nach einem Halt sehnen würde, aber sich an Gott nicht so recht herantraut? Wie auch immer, für alle enthält unser Predigtabschnitt wichtige Gedanken.
Zum einen: Der Geist hilft unserer Schwachheit auf.
Ja, wir sind tatsächlich schwach, vor allem im Vergleich zu Gott, den ja gar kein Mensch ermessen kann. Und doch dürfen wir uns jederzeit an Gott wenden und ihm sagen, was uns bewegt. Und wir dürfen gewiss sein: Es kommt nicht darauf an, dass wir das formvollendet formulieren, sondern durch Gottes Geist kommt das, was uns bewegt, bei Gott an – wenn wir ihn daran teilhaben lassen wollen.
Jemand wie Peter kann es ja mal versuchen, indem er, wenn ihm lange Litaneien nicht liegen, ein kurzes Dankgebet zum Himmel sendet: „Toll, dass wir heute im Fußball gewonnen haben.“ oder „Schön war es mit meinen Freunden heute.“ Dann wird er vielleicht seine Freuden noch viel bewusster genießen als Geschenke von Gott und wird merken: So verkehrt ist das mit dem Beten und Glauben gar nicht.
Gott jedenfalls freut sich über solche Gebete genauso wie über die Vertrauensbeweise, die ihm vielleicht jemand wie Nicoles Opa zum Himmel schickt.
Aber nicht nur das: Gott will auch für die da sein, die wie Harald voller Selbstzweifel sind, nicht wissen, wie sie sich ausdrücken sollen, unsicher und voller Sehnsucht sind. Auch die dürfen sich bei Gott alles von der Seele reden. Und nicht nur das, selbst wenn nur ein Seufzen oder Weinen herauskommt, verbunden mit dem Wunsch, dass Gott hilft – selbst dann hört Gott sie.
Ja, der Geist hilft unserer Schwachheit auf, das heißt: Wir dürfen zu Gott kommen, wie wir sind, ob beschäftigt, vertrauensvoll, neugierig oder unsicher. Und wir dürfen vertrauen: Gott hört uns und antwortet auf unsere Gebete.
Aber wie sieht diese Antwort aus?
Paulus würde dazu sagen: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Das ist eine schöne Gewissheit: Alles dient zum Besten, das heißt ja: Was auch immer geschieht, am Ende kommt eine positive Bilanz heraus. Wir sind bei Gott in guten Händen, und er wird unser Leben so leiten, dass alles den richtigen, besten Gang geht.
Aber wie ist das denn gemeint, wenn das denen gilt, die Gott lieben? Müssen wir da in Vorleistung gehen, indem wir Gott auch ja genug Liebe entgegenbringen, und können wir das dann überhaupt schaffen?
Was Paulus weiter schreibt, zeigt, dass es anders gemeint ist: Gott hat Menschen vorherbestimmt, zu ihm zu gehören. Zu diesen Auserwählten gehören alle, die berufen sind, also alle, die das Wort Gottes hören. Das heißt aber: Wir alle sind wirklich eingeladen, zu Gott zu gehören, uns ihm anzuvertrauen, der unser Leben mit Liebe gestaltet.
Noch mehr: Wir dürfen vertrauen, dass Gott uns gerecht gemacht hat, dass er uns also annimmt, wie wir sind, auch mit unseren Fehlern, unseren Schwächen und unserer Schuld.
Wir dürfen vertrauen: Gott hat uns verherrlicht, ja, es ist schon geschehen, er hat die Herrlichkeit schon für uns bereit, das ewige Leben in seiner Gemeinschaft. Unser gutes Ziel, an dem wir dankbar erkennen werden: Ja, unser Lebensweg hat uns wirklich zum Besten gedient.
Das alles sind nicht nur schöne Worte des Paulus, sondern Gott hat uns das geschenkt durch Jesus Christus, der unser erstgeborener Bruder ist. Er ist uns den Weg durch das Leben mit Leiden und Sterben zur Auferstehung und zu Gott schon vorausgegangen und will uns dahin mitnehmen.
Und noch mehr: Gott schenkt uns den heiligen Geist. Er hilft unserer Schwachheit auf. Da, wo unser Glauben, unser Gebet, unsere
Frömmigkeit an die Grenze kommt, ist doch Gottes Geist da und vertritt uns vor Gott.
Ja, es gilt: Gott meint es gut mit uns. Er will uns alles zum Besten dienen lassen, wir sind bei ihm in guten Händen, und er leitet unser Leben mit Liebe. Deshalb dürfen wir, was auch immer geschieht, alles in allem auf ein gelingendes, sinnvolles Leben hoffen.
Wenn wir, wie Peter aus unserer Anfangsgeschichte, Siege zu vermelden haben und es uns gut geht, dann ist das nicht nur kurzes Glück, sondern Zeichen für einen wohlwollenden Gott – ein Zeichen, das uns bestärken kann, wenn es mal nicht so gut läuft im Leben.
Und wenn es uns schlecht geht wie Harald aus unserer Geschichte, dann dürfen wir vertrauen: Unser Leben ist nicht verpfuscht. Auch wenn wir den Weg nicht verstehen, den wir gehen müssen, auch wenn wir nicht die Frage nach dem Warum beantworten können, dürfen wir gewiss sein: Gott wird uns so führen, dass wir am Schluss sagen können: „Ja, es war gut, so sollte es sein.“ Das macht einen traurigen Menschen vielleicht nicht himmelhochjauchzend – aber gibt ihm vielleicht die Kraft, sich selbst anzunehmen, manche Probleme auszuhalten, manche Sachen anzupacken und zum Besseren zu ändern.
Und so wünsche ich Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden und uns allen, dass wir es immer wieder versuchen, uns an Gott zu wenden und auf ihn zu vertrauen, der alles zum Besten lenken will. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir danken dir, dass du es gut mit uns meinst und dass wir mit allen Anliegen zu dir kommen dürfen. Wir bitten bitten dich um Frieden in der Ukraine und in der Welt. Wir bringen vor dich alle Menschen, die Leid tragen an Körper oder Seele: Stehe du ihnen bei. Mache uns bereit und fähig, zu helfen, wo wir können. Wir bitten dich: Gib uns Tag für Tag deinen heiligen Geist, damit wir dir vertrauen und dadurch Kraft und Zuversicht bekommen. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen