Andacht

 

Monatsspruch für August: Der Herr heilt, die
zerbrochenen Herzens sind, und verbindet
ihre Wunden.
(Ps. 147,3)


Sommer, Sonne, Urlaub, danach sehnen sich zur Zeit viele. Einfach mal abschalten und unbelastet sein. Ein Spruch über zerbrochene Herzen wirkt da zunächst einmal fehl am Platze. Aber schauen wir ruhig mal genauer hin. Wie viele zerbrochene Herzen mag es geben? Bei manchen ist es nur die Erschöpfung nach einem harten Arbeitsjahr,
vielleicht noch gespickt mit Zusatzaufgaben, Einspringen, Vertretungsdiensten, stressigen Veränderungen und Unsicherheiten. Schon da kann man manchmal ziemlich lädiert und am Ende sein. Bei anderen kommen vielleicht noch persönliche Schicksalsschläge dazu, etwa Verlust der Arbeit oder, noch schlimmer, Verlust eines lieben Menschen oder eine Krankheit. Und wir können uns denken, dass in den Krisengebieten der Welt die Menschen noch angeschlagener und die seelischen und körperlichen Wunden noch
größer sind. Und dazu kommt: Es ist manchmal kaum vorstellbar, dass Gott die zerbrochenen Herzen heilt und die Wunden verbindet. Wie viele Menschen haben schon um Dinge wie Entlastung, Heilung, Hilfe oder Frieden gebetet, und immer noch müssen sie darauf warten? Manchmal kann man auf Gott, der zerbrochene Herzen heilt und
Wunden verbindet, nur gegen den Augenschein hoffen. Oh weh, wird vielleicht mancher sagen, genau davon will ich ja so gerne einmal abschalten. Aber kann ich das jetzt guten Gewissens tun? Mir ist dazu das bekannte Lied von Paul Gerhard eingefallen: Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit an deines Gottes
Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben. Paul Gerhard hat wohl kaum in einer angenehmeren Zeit gelebt als wir heutzutage. Der dreißigjährige Krieg war noch nicht lang vorbei, und Paul Gerhard arbeitete in Mittenwalde als Pfarrer mit einem umfangreichen Dienstplan. Aber seine Strategie war sozusagen: Ich führe mein Herz bewusst aus, um die Schönheiten der Welt wahrzunehmen. Ich suche Grund zur Freude, ich beobachte, was es Schönes zu sehen gibt, und ich nehme es zum Anlass, Gott zu loben. Aber noch mehr: Die Schönheit der Schöpfung wird ihm auch zur Quelle der Hoffnung über das Leben hinaus. Er schreibt: Ach, denk ich, bist du hier so schön und lässt du's uns so lieblich gehen auf dieser armen Erden, was will doch wohl nach
dieser Welt dort in den reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden, und güldnen Schlosse werden. Die Schöpfung bewusst wahrzunehmen wird ihm
also zur Quelle der Freude und dazu auch der Hoffnung und des Trostes. Schließlich geht Paul Gerhard noch einen Schritt weiter. Er bittet, ganz in den Bildern der schönen
Natur: Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben. Nachdem er Kraft, Freude, Hoffnung und Trost aus der schönen Schöpfung gewonnen hat, richtet er seine Gedanken auch wieder auf einen Alltag, in dem es so manches zu bewältigen gibt. Aber auch da weiß er sich nicht allein, sondern bittet um Gottes heiligen Geist, damit er die
richtigen Früchte bringt. Und so sind Sommer, Sonne und Urlaub auch keine verbotene Flucht aus den Pflichten und Sorgen dieser Welt. Sondern im Gegenteil: Wenn
wir bewusst ausgehen und die Welt in ihrer Schönheit wahrnehmen, dann gehen wir durch die Sorgen des Lebens bis hin zur Vergänglichkeit mit Kraft, Freude und Hoffnung. Dann haben wir schließlich auch wieder den Kopf frei, um uns den Problemen der Welt zuzuwenden, unsere Pflichten wieder aufzunehmen und gute Frucht zu bringen. Und dann haben uns Dinge wie Sommer, Sonne oder Urlaub wirklich Erholung und Kraft gegeben. Ihnen allen schenke Gott dass Sie einen schönen Sommer verleben, offene Sinne für die Schönheit der Schöpfung haben, neue Kraft, Hoffnung und Freude gewinnen und dann wieder stark sind, wenn das neue Arbeitsjahr oder Schuljahr wartet.

Ihre Pfarrerin

Almut Weisensee