Juli - 7. So. n. Trinitatis

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Joh. 6,1-15: 1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See
von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an
den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen
Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. 5 Da hob Jesus seine
Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir
Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste
wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot
ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer
seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf
Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die
Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend
Männer. 11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten;
desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er
zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten
sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig
blieben, die gespeist worden waren. 14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus
tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus
nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen,
entwich er wieder auf den Berg, er allein.
Liebe Gemeinde!
Endlich dürfen wir mal wieder richtig Gössenreuther Kerwa feiern. Auch für das leibliche
Wohl ist bestens gesorgt: Zum Auftakt gab es Krenfleisch, später gibt es Kaffee und
Kuchen. Und wer heute aufs Land gezogen ist, um Gottes Wort zu hören, kann sich auf
Weißwürste nach dem Gottesdienst freuen.
Zu Jesu Zeiten war das anders. Da hatten sich zwar 5000 Leute versammelt, um ihn zu
hören, aber dann merken sie plötzlich: Wir sind ja draußen auf dem flachen Land, und diese
5000 Leute brauchen etwas zu essen. Was nun? Nicht genug Essen vor Ort, nicht genug
Geld im Beutel – ein hungriger Abend ist vorprogrammiert.
Und durch diese Misere werden wir schon wieder an die Probleme in der Welt von heute
erinnert. Wir merken mit Erschrecken, wie alles in der Welt zusammenhängt: Das
Klimaproblem verschärft den Hunger, das wird noch gesteigert durch die Ukrainekrise.
Aber auch hierzulande stöhnen schon viele unter der Inflation. Und auch in unserer Region
ist es momentan zu trocken. Auch in unserer Region haben schon Felder gebrannt, und was
dort angebaut wurde, ist zerstört. Wir merken: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir etwas
zu essen haben.
Unsere Geschichte ist aber ermutigend, sie hat ein Happy- End: Alle Menschen sind satt
geworden. Ein Wunder! Eines? Nein, zwei wunderbare Einflüsse der Kraft Gottes.
Das eine Wunder: Ein Junge. Er hat ein bisschen Proviant dabei. Und statt das alles für sich
zu behalten und nur heimlich davon zu naschen, sagt er den Jüngern Bescheid. Und er ist
bereit, Jesus das Brot und die Fische auszuhändigen. Er vertraut darauf, dass es ihm nicht
zum Nachteil werden wird. Gottes Geist hat gewirkt.
Und tatsächlich: Das zweite Wunder geschieht: Jesus dankt Gott für das Brot und die
Fische, teilt aus – und es genügt für alle, ja, es bleibt sogar noch etwas übrig. Menschen
teilen, und Gott schenkt, was wir brauchen. So werden Menschen satt unter schwierigen
Bedingungen.
Eine Geschichte, die Mut machen kann in einer Zeit, wo wir an allen Ecken und Enden
spüren, wie unsicher unsere Existenz ist und wie wenig selbstverständlich unser tägliches
Brot ist.
Freilich, unsere Weltlage heute ist komplizierter. Da gibt es viele Faktoren, an denen wir als
Einzelpersonen nichts ausrichten können. Wohl keiner von uns hat Einfluss darauf, ob der
Getreideexport ab Odessa nun reibungslos funktioniert. Keiner kann allein die Klimakrise
bewältigen.
Aber auch wir können durch unser Leben dazu beitragen, dass Menschen genug zu essen
haben. Zum Beispiel: Die Arbeit unserer Landwirtinnen und Landwirte anerkennen und
bereit sein, ihnen faire Preise zu zahlen – das hängt auch von unserem Kaufverhalten ab.
Oder: Uns bemühen, dass wir möglichst wenige Lebensmittel wegwerfen. Oder spenden für
Brot für die Welt oder die Welthungerhilfe. Oder klimaschonend leben, Energie sparen und
dergleichen. Wir alle merken, dass das sinnvolle Maßnahmen sind, damit möglichst viele
Menschen gut leben können, und wir merken, dass der Druck, uns darin umzustellen, größer
wird. Ja, die Wahrscheinlichkeit wächst, dass uns, etwa in Sachen Energiesparen gar nichts
anderes übrig bleibt, und viele fragen sich, wo das noch hinführen wird.
Gut, dass Gott versprochen hat, für uns zu sorgen. Gut, dass unsere Geschichte uns in der
Gewissheit stärkt: Wo Menschen teilen und wo Gott wirkt, da werden auch in schwierigen
Zeiten Menschen satt. Gut, dass wir auch vertrauen dürfen, wie es in einem Lied heißt: Du
füllst des Lebens Mangel aus mit dem, was ewig steht, und führst uns in des Himmels Haus,
wenn uns die Erd entgeht. Darauf dürfen wir wirklich vertrauen, denn Jesus hat sich nicht
zum König machen lassen, sondern hat uns sogar mit seinem ganzen Leben gedient und uns
so gezeigt, dass wir nicht tiefer fallen können als in Gottes Hand.
Das macht unsere Zeiten nicht leichter. Aber vielleicht kann es uns zu einer anderen Haltung
verhelfen.
Es gibt da eine Geschichte, die ich sehr mag: Es war einmal vor langer Zeit, irgendwo in
Osteuropa, da herrschte eine große Hungersnot. Die Menschen horteten missgünstig alles
Essbare, was sie finden konnten und versteckten es sogar vor ihren Freunden und Nachbarn.
Eines Tages kam ein Hausierer mit seinem Wagen in ein Dorf, verkaufte dort einige seiner
Waren und begann den Leuten Fragen zu stellen, wodurch er den Anschein erweckte, er
wolle über Nacht bleiben.
“Es gibt in der ganzen Gegend keinen Bissen zu essen”, sagte man ihm. “Es wäre besser Sie
würden weiterziehen.”
“Oh, ich habe alles was ich brauche”, sagte der Hausierer. “Eigentlich hatte ich mir gedacht,
ich mache eine Steinsuppe und lade euch alle dazu ein.” Er hob daraufhin einen eisernen
Kessel von seinem Wagen, füllte diesen mit Wasser und machte ein Feuer darunter. Dann
nahm er feierlich einen schlichten Stein aus seiner Samttasche und legte ihn in das Wasser.
Mittlerweile waren die meisten Dorfbewohner auf dem Platz erschienen oder schauten aus
ihren Fenstern, weil sie das Gerede über das Essen gehört hatten. Als der Hausierer an der
“Suppe” schnüffelte und freudiger Erwartung über seine Lippen fuhr, begann der Hunger
das Misstrauen der Dorfbewohner zu besiegen. “Ah”, sagte der Hausierer recht laut zu sich
selbst, “ich liebe eine schmackhafte Steinsuppe. Natürlich, eine Steinsuppe mit Kohl, das
wäre sicherlich kaum zu übertreffen.”
Kurz darauf eilte ein Dorfbewohner herbei, der einen Kohl aus seinem Versteck in der Hand
hielt und legt diesen in den Kessel. “Großartig”, rief der Hausierer. “Wissen Sie, einmal
hatte ich sogar eine Steinsuppe mit Kohl und einem Stück Pökelfleisch darin. Die war eines
Königs würdig.” Der Dorfmetzger besorgte daraufhin etwas Pökelfleisch. „Zu einer
anständigen Suppe gehören aber auch Kartoffeln“, meinte ein Dorfbewohner. „Klar, das
würde der Steinsuppe noch mehr Geschmack verleihen!“ meinte der Hausierer. Und
tatsächlich hatte ein Dorfbewohner noch ein paar alte Kartoffeln, die er herbeibrachte.
„Aber Zwiebeln geben dem Ganzen doch erst Würze“, meinte jemand, und der Hausierer
stimmte zu: „Einmal hatte ich eine Steinsuppe mit Zwiebeln, die war unübertrefflich, so
würzig!“ Und tatsächlich fand sich jemand, der ein paar Zwiebeln herbeibringen konnte.
„Aber zu einer anständigen Suppe gehören Karotten!“ meinte einer. Auch hier stimmte der
Hausierer zu, und es fand sich sogar jemand, der Karotten beisteuern konnte. Jemand meinte
auch, Pilze könnten der Suppe guttun, und eine Hausfrau hatte noch einige getrocknete
Pilze. Jeder brachte, was er noch hatte, und am Ende hatten sie tatsächlich ein köstliches
Mahl für alle. Die Dorfbewohner boten dem Hausierer eine Menge Geld für seinen
magischen Stein, doch er lehnte ab und zog am nächsten Tag weiter. Von dieser Zeit an,
noch lange nachdem die Hungersnot vorbei war, dachten die Leute an die köstlichste Suppe,
die sie jemals gegessen hatten.
Ja, auch da hat Gott ein Wunder getan: Menschen sprangen über ihren Schatten, haben
etwas zum Ganzen beigetragen und konnten dann Freude und Gemeinschaft genießen.
Solche Bereitschaft zum Teilen, Gemeinschaft und Freude an Gottes guten Gaben schenke
Gott uns allen – heute beim Kerwafeiern und jeden Tag. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in
Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir danken dir, dass du für uns an Leib und Seele sorgst. Lass uns das spüren
und hilf und Tag für Tag, dir zu vertrauen, deine guten Gaben und deine Liebe dankbar
anzunehmen und das Gute, das uns geschenkt wird, weiterzugeben, wo immer wir können.
Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der
heilige Geist. Amen