Juli - 3. So. n. Trinitatis

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Laßt uns in der Stille um den Segen des Wortes beten ... Amen.
Aus Hes. 18: 1 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Was habt ihr unter euch im Lande
Israels für ein Sprichwort: »Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind
die Zähne davon stumpf geworden«? 3 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Dies
Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel. 4 Denn siehe, alle Menschen
gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben. 21
Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle
meine Gesetze und übt Recht und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht
sterben. 22 Es soll an alle seine Übertretungen, die er begangen hat, nicht gedacht werden,
sondern er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er getan hat. 23 Meinst
du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht
vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? 24 Und wenn
sich der Gerechte abkehrt von seiner Gerechtigkeit und tut Unrecht und lebt nach allen
Gräueln, die der Gottlose tut, sollte der am Leben bleiben? An alle seine Gerechtigkeit, die
er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern wegen seines Treubruchs und seiner Sünde,
die er getan hat, soll er sterben. 30 Darum will ich euch richten, ihr vom Hause Israel,
einen jeden nach seinem Weg, spricht Gott der HERR. Kehrt um und kehrt euch ab von
allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld fallt. 31 Werft von euch alle
eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen
Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? 32 Denn ich habe kein Gefallen
am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet
ihr leben.
Liebe Gemeinde!
Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad. Das sind 1000 Liter Super
jeden Monat. Meine Oma ist ne alte Umweltsau! Meine Oma sagt Motorradfahren ist voll
cool, echt voll cool, echt voll cool. Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl, meine
Oma ist ne alte Umweltsau. Meine Oma fährt im SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim
Arzt vor. Sie überfährt dabei zwei Opis mit Rollator, meine Oma ist ne alte Umweltsau.
Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil
Discounterfleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte Umweltsau. Meine
Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. Stattdessen macht sie jetzt
zehnmal im Jahr ne Kreuzfahrt, meine Oma ist doch keine Umweltsau. Es folgte ein
Audiozitat von Greta Thunberg „We will not let you get away with this“ (Deutsch: „Wir
werden euch damit nicht davonkommen lassen!“).
Viele ältere Menschen fühlten sich durch dieses Video vom Kinderchor des WDR
verunglimpft. Und unser Bibelabschnitt stößt ins selbe Horn, wenn es sich gegen das
Sprichwort wendet: „Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die
Zähne davon stumpf geworden.“
Was hat Hesekiel gegen diesen Spruch? Es ist doch wirklich so: Wir Älteren haben die Welt
geprägt, und die Kinder müssen mit dem leben, was sie vorfinden, und auch mit den
Problemen, die die ältere Generation geschaffen hat. Aber manchmal ist es auch umgekehrt:
Dass man vieles, sogar den Erwerb von Eisenbahntickets oder die Steuererklärung,
praktisch nicht mehr vor Ort, sondern nur noch online hinbekommen kann, wurde eher von
der jüngeren Generation befördert und bewirkt und wird zum Problem für die Älteren. Ja, es
passiert immer wieder, dass Menschen ein Problem verursachen und andere die Folgen
tragen; ich würde sagen, dafür hat die Menschheit ein ausgeprägtes Talent.
Aber vermutlich genau deswegen will der Prophet auf etwas ganz anderes hinaus. Er meint:
Ihr sollt euch nicht darüber aufhalten, den Schuldigen für irgendwelche Probleme zu
suchen. Es geht nicht darum, Schuld auf irgendjemanden zu schieben. Es geht darum, in der
Situation, wie sie eben ist, den besten und von Gott gewollten Weg zu suchen und
umzukehren, wenn man merkt, dass man auf dem falschen Weg ist. Es geht nicht um die
Frage, was die anderen machen, sondern um die Frage, was wir selbst tun. Und es geht
darum, dass wir selbst uns immer wieder neu an Gott orientieren sollen.
Das heißt dann vielleicht für Jüngere: selbst umweltbewusst leben und freundlich dafür
werben. Oder für Ältere: nicht über die Digitalisierung jammern, sondern lernen, damit
umzugehen, das Gute davon zu benutzen und das Schlechte zu meiden und im Zweifelsfall
die Jüngeren freundlich um Hilfe bitten – meine Erfahrung ist: Sie helfen gerne und gut.
Das heißt dann für die Politik: Nicht auf die Parteien schimpfen, die früher vielleicht eine
Ausgangslage geschaffen haben, sondern Lösungen suchen, die allen dienen. Das heißt in
jeder Misere: Nicht nach den Schuldigen suchen, sondern in Gottes Namen und nach seinem
Willen das Beste daraus machen.
Und das jeden Tag und immer wieder neu. Denn der Prophet warnt: Wenn jemand immer
das Gute getan hat und es dann auf einmal lässt, so nach dem Motto: „Ich habe doch genug
Gutes getan, das muss doch reichen“, dann reicht das eben nicht. Denn es geht Gott nicht
nur darum, dass wir Gesetze abarbeiten. Sondern es geht Gott um die Beziehung zu uns, um
unser Vertrauen. Wenn jemand eines Tages nicht mehr das Gute tun will, sondern sozusagen
die Sau herauslassen und Gottes Gebote vergessen will, dann zeigt das ja eines: Die
Beziehung zu Gott ist ihm egal und war ihm vielleicht schon lange egal. Und genau das ist
es, was Gottes Zorn hervorruft.
Erschreckend. Aber es tröstet, dass Gott auch noch eine andere Botschaft für uns hat: Meinst
du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht
vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?
Schon zu Zeiten des Propheten machte Gott klar: Er will, dass unser Leben mit seiner Hilfe
gelingt. Er will nicht, dass Menschen sich von ihm abwenden und in ihr Verderben rennen.
Er ist bereit, auch Leute anzunehmen, die viel auf dem Kerbholz haben, wenn sie nur ihre
Schuld einsehen und sich ihm zuwenden und an ihm orientieren.
Und in Jesus Christus hat Gott uns noch einmal neu gezeigt, dass es ihm darauf ankommt
und wie das aussieht. Denn Fakt ist: Sterben werden wir alle einmal. Und doch dürfen wir
vertrauen, dass für die, die sich Gott zuwenden und die Beziehung mit ihm suchen, mit dem
Sterben nicht alles aus ist, sondern dass es neues Leben gibt, wo wir die Gemeinschaft mit
Gott spüren und wo genau deshalb alles gut sein wird. Deshalb lohnt es sich,uns Gott
zuzuwenden und uns an seinem Willen zu orientieren, weil unser Leben dann, obwohl es
endlich ist, ein gutes Ziel hat.
Und vielleicht werden wir, wenn wir uns Gott zuwenden und uns an ihm orientieren, statt
Schuld auf andere zu schieben, eine Entdeckung machen. Nämlich: Die Frage „Wer war
das?“ bringt häufig Streit und Unmut mit sich. Die Frage: „Wie können wir das gemeinsam
hinbekommen?“ bringt Gemeinschaft und Frieden. Stellen Sie sich politische Debatten vor,
wo es kein Parteiengezänk gibt, sondern nach Lösungen gesucht wird. Stellen Sie sich ein
Miteinander der Generationen vor, wo jede an die andere denkt und deshalb werde die Alten
noch die Jungen das Nachsehen haben. Stellen Sie sich Betriebe vor, wo man bei Fehlern
nicht Angst haben muss, sondern dazu steht und wo deshalb Mobbing auch keine Chancen
hat.
Gott schenke uns, dass wir nicht auf die Schuld anderer schauen, sondern unser Leben an
ihm ausrichte und dass wir spüren, wie gut das ist. Deshalb lädt er uns eindringlich ein:
Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues
Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? 32 Denn
ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum
bekehrt euch, so werdet ihr leben. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in
Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, du suchst und fragst nachuns. Du willst, dass wir unseren Weg mit dir gehen,
damit er ein guter Weg wird. Schenke uns deinen heiligen Geist, damit wir dein Wort hören
und ihm folgen. Wir bitten dich um Frieden in dieser Welt. Wehre aller Gewalt und allem
Blutvergießen und mache uns bereit und fähig, Frieden zu üben. Wir denken an alle
Menschen, die Leid tragen und bitten dich: Stehe du ihnen zur Seite, gib ihnen Trost,
Zuversicht und Kraft. Mache uns bereit und fähig, zu helfen, wo wir können. Segne und
behüte uns auf allen Wegen. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der
heilige Geist. Amen