Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde!
Lukas erzählt die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem anders als die anderen Evangelisten. Nach seiner Erzählung sind es nur die Jünger, die Jesus loben. Und daraus entsteht ein Streit. Wir hören von dieser besonderen Szene bei Lukas im 19. Kapitel: 37 Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, 38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! 39 Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! 40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Liebe Gemeinde, hier geht es um mehr als Ruhestörung. In diesen Worten stecken Drohungen. „Sage doch deinen Jüngern, das sie aufhören sollen“,das ist keine höfliche Bitte, sondern dahinter steckt die Drohung: „Wenn du dich von ihnen als Messias preisen lässt, dann machst du dich der Gotteslästerung schuldig, und darauf steht die Todesstrafe.“ Aber Jesus gibt Contra: „Wenn mein Lob unterbunden wird und die Meinen mundtot gemacht werden, dann ist das das Ende, dann werden nur noch die Steine schreien, von denen keiner mehr auf dem anderen steht. Eure Welt wird mit mir untergehen.“
Das zeigt uns ganz gut, wie aufgeheizt die Stimmung in Jerusalem kurz vor der Kreuzigung Jesu war. Aber steckt da mehr drin als das Stimmungsbild von damals? Was hat das mit uns zu tun?
Da ist zum Beispiel die Devise: „Lobgesang verboten!“ Das kennen wir ja heutzutage auch. Gerade dürfen wir in unseren Gottesdiensten nicht singen. Das ist eine harte Einschränkung und macht unsere Gottesdienste viel ärmer. Und doch ist eines anders damals: Im Moment geht es keinem darum, Jesus Christus und sein Lob mundtot zu machen, sondern es geht darum, Menschen vor einer ansteckenden und tückischen Krankheit zu beschützen. Gerade als Christen steht uns also Rücksicht im Moment gut an.
Und trotzdem bleibt es täglich unsere Aufgabe, dass das Lob Jesu Christi nicht mundtot gemacht wird. Denn das, was Jesus gesagt hat, ist zu beachten: Wenn sein Lob nicht mehr erschallen darf, dann wird es richtig schlimm. Wir können davon ausgehen: Wo jemand das Lob Christi verbieten will, da rückt er sich selbst oder seine Weltsicht in den Mittelpunkt. Da geht es demjenigen nur um sich selbst und seine eigene Meinung, und er wird wohl auch sonst keine Scheu haben, Menschen zu unterdrücken oder ungerecht zu behandeln. Und wo sich dieser Ungeist durchsetzt, da wird es wirklich schlimm.
Deshalb sollten wir den Ruf dieses Sonntags ernst nehmen: Kantate! Singt Gott Lob! Aber wie kann das aussehen in Zeiten, wo wir im Gottesdienst gar nicht singen dürfen? Eine Idee ist, zuhause zu singen. Und eine wichtige Antwort steckt auch im verordneten Wochenlied für diesen Tag: „Du, meine Seele singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn...“
Da heißt es nicht, dass der Mund singen soll, sondern die Seele. Es kommt also darauf an, was in unserer Seele schwingt. Denn was in uns schwingt, beeinflusst unser Verhalten.
Manchmal, wenn ich einen schlechten Tag habe, schwingen in meiner Seele, so wie ein Ohrwurm, Sätze, die nicht weiterhelfen.
Zum Beispiel, wenn es sehr lange kalt, grau und trist draußen ist und mir die Sonne zu fehlen beginnt, der Satz „Meine Stimmung ist genauso grau wie das Wetter.“ Viel besser ist es dann, wenn ich zum Beispiel das Lied „Wie lieblich ist der Maien“ höre oder singe oder wenn ich den Text lese: „Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht ...“ Dann geht es mir viel besser, ich schaue nicht mehr auf den grauen Himmel, sondern auf grüne Blätter, Frühlingsblumen, auf die ersten Blüten an Büschen und Bäumen und ich bin statt missgelaunt froh und dankbar.
Oder, wenn sich bei mir ein Berg Arbeit türmt, dann nistet sich manchmal bei mir der Satz ein: „Das schaffe ich nie.“ Dann tut mir ein Lied gut wie „In Gottes Namen fang ich an“, wo es dann heißt: „Gott ist's, der das Vermögen schafft, was Gutes zu vollbringen; er gibt uns Segen, Mut und Kraft und lässt das Werk gelingen; ist er mit uns und sein Gedeihn, so muss der Zug gesegnet sein, dass wir die Fülle haben.“ Und schon bekomme ich Mut, den Berg Arbeit anzugehen.
Manchmal schwingt in mir das Gefühl der Angst oder der Traurigkeit, dann tut es gut, ein Lied zu hören wie „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ Das gibt mir wieder mehr die Gewissheit, dass alles doch einen guten Weg gehen wird, weil unser Leben ja in Gottes Händen ist und weil Jesus für uns seinen Weg gegangen ist durch die Welt, durch den Tod und ins Leben.
Oder wer im Inneren singt: „Jeder Teil dieser Erde ist meinem Gott heilig“, wird seinen Müll nicht in die Natur werfen. Und wer im Winter beim Schneeschaufeln innerlich singt: „Herr, gib du uns Augen, die den Nachbarn sehn“, wird wohl kaum den Schnee heimlich zum Nachbarn rüberschieben, sondern dem Nachbarn eher beim Schaufeln helfen
Es ist gut, wenn wir uns immer mal wieder den Blick ins Gesangbuch gönnen, wenn wir Lieder lesen, hören oder singen und wenn sie in unserer Seele ins Schwingen kommen. Und das kann auch jetzt passieren, wo wir im Gottesdienst nicht singen können.
Und es ist gut, denn es verändert uns. Wenn das Lob Gottes und das Vertrauen auf Jesus Christus in uns schwingt, dann werden wir das auch ausstrahlen. Wir werden dankbar und froh für das Gute im Leben. Wir bekommen Mut und Kraft für unsere Aufgaben. Wir bekommen Trost und Zuversicht in schweren Zeiten. Und wir schauen nicht mehr nur auf uns, sondern werden fürsorglich und verantwortungsvoll.Und wenn andere uns so durch die Welt gehen sehen und merken, wer uns die Kraft dazu gibt, dann bekommt Gott auch in Zeiten, wo wir nicht so viel singen können, die Ehre. Und man wird uns, wenn das Singen dann mal wieder erlaubt ist, das Lob Gottes erst recht glauben und abnehmen. Dazu schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, hilf uns, dir die Ehre zu geben in unseren Liedern, aber auch in unseren Worten und Taten. Hilf uns, Deine Güte weiterzugeben, wo immer wir können, indem wir Frieden und Nächstenliebe üben. Lass uns deine Herrlichkeit und Nähe spüren. Besonders bitten wir dich: Lass alle Kranken und Notleidenden deine Hilfe spüren. Lass alle Trauernden deinen Trost spüren und alle Mutlosen deine ermutigende Nähe. Danke, dass wir auf dich und deine Güte vertrauen dürfen. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen