Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde!
Wenn früher unsere Eltern Besuch ankündigten, dann waren wir Kinder aufs Höchste gespannt. Würde der Besuch uns was mitbringen? Würde er etwas Spannendes zu erzählen haben? Würde er sich nicht nur für unsere Eltern Zeit nehmen, sondern auch uns zuhören und auf uns eingehen? Wenn Besuch kommen sollte, dann waren wir voller Erwartung, denn wir hofften, dass der Besuch irgendwie etwas Neues, Gutes bringen würde.
Auch der Advent ist so eine Zeit des Wartens und Hoffens auf etwas Neues, Gutes. Wir hoffen, dass wir trotz Corona etwas davon spüren, dass Gott in unsere Welt kommt, dass Friede einkehrt, dass Unrecht und Gewalt ein Ende haben, dass auch die Traurigsten Gottes Nähe und Liebe ganz deutlich spüren und Freude einkehrt. Gerade in diesen düsteren Zeiten mit diesen düsteren Nachrichten ist die Sehnsucht danach groß. Da regt sich in besonderen Maße die Sehnsucht: Wenn doch nur jemand zu uns käme, das Grau des Alltags durchbräche, uns stärken und erfreuen würde mit etwas Neuem, Gutem.
Vor gut 2000 Jahren wartete auch ein Mann namens Zacharias auf Neues und Gutes. Er wartete einerseits, wie sein ganzes Volk, auf einen Erlöser, der zu den Menschen kommen und ihnen Neues und Gutes bringen sollte, nämlich Rettung, Befreiung und Heil. Und er wartete schon seit Jahren auf ein Kind. Inzwischen waren seine Frau und er alt und hatten die Hoffnung aufgegeben. Gerade da wurde Zacharias ein Kind angekündigt. Er konnte es kaum glauben. Da gab ihm Gott ein merkwürdiges Zeichen. Zacharias wurde stumm – bis zu dem Tag, wo das Kind da war. Dann schaute er auf seinen Sohn, Johannes den Täufer. Und er spürte, wie er wieder reden konnte, es brach aus ihm heraus, und seine ersten Worte seit neun Monaten waren ein großes Loblied, das wir nun hören: 67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: 68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk 69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David – 70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –, 71 dass er uns errettete von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, 72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund, 73 an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, 74 dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht 75 unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen. 76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest 77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe, 79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. (Lk. 1,67-79)
Dieser Lobgesang sagt es ganz deutlich: Das große Warten auf einen Besuch, der etwas Neues und Gutes bringt, ist erfüllt. Gott hat sein Volk besucht, er ist zu den Menschen gekommen. Und er hat allen etwas mitgebracht.
Eine hervorragende Medizin: Alles wird gut, es wird Friede werden.
Ein wunderbares Mittel der Reinigung: Was ihr falsch gemacht habt, hat nicht das letzte Wort. Es ist vergeben.
Ein warmes, helles Licht: Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin immer bei dir.
Wohltuende, wärmende, tröstende Mitbringsel. Das ist wirklich etwas Neues, Gutes: Wir müssen keine Angst haben, in der Finsternis zu versinken. Sondern sogar in unser Dunkel hinein, in unsere Unvollkommenheit und unser Leid, leuchtet Gottes Licht. Und das Licht wird sich durchsetzen, das Helle, Gute, Frohe, Friedliche. Da müssen wir nicht im Dunkeln tappen und schwarz sehen und vor Ratlosigkeit oder Angst wie gelähmt sein. Da dürfen wir vielmehr das Leben mit Mut und Zuversicht anpacken, in dem grundsätzlichen Vertrauen, dass es gut und sinnvoll ist. Wirklich schöne Mitbringsel.
Und was bedeuten sie für unser Leben, unseren Alltag?
Zunächst mal: Gott gibt uns die Freiheit, „dass wir ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit“. Gott traut uns damit, so verschieden wir sind, so unvollkommen wir auch sein mögen, etwas ganz Wichtiges zu: das Neue, Gute, was er uns schenkt, weiterzugeben, andere auf das Licht Gottes hinzuweisen und sie so im Vertrauen auf das Leben zu bestärken. Eine Ehre!
Gott traut es dem winzigen Baby Johannes zu. Und auch uns traut Gott zu, das Neue, Gute, was er schenkt, anderen weiterzugeben. Für uns alle ist das der Auftrag. Jeder kann das an seinem Platz tun.
Man sieht es in diesem Jahr. Da gehen viele Menschen neue Wege, um etwas von der Liebe Gottes weiterzugeben. Da ist die Kollegin, die mir abends um 19.30 noch Tipps gibt für Onlineunterricht. Viele Menschen verstehen es, einen auch auf Abstand mit einem netten Wort oder einer Aufmerksamkeit zu erfreuen. Da gibt es Menschen, die Überstunden machen und andere, die geduldig zuhause bleiben, um in der Coronazeit ihr Bestes zu geben.
So wie wir sind, mit unseren Stärken, aber auch mit unseren schlechten Seiten, Fehlern und Grenzen, hält Gott uns für fähig, mitzumachen und etwas weiterzugeben von dem Neuen und Guten, das begonnen hat, als Jesus Christus auf die Erde kam. Das ist wirklich etwas Schönes: Verantwortung, eine Aufgabe zu haben, wichtig zu sein, gebraucht zu werden.
Freilich – eine Aufgabe ist nicht nur eine Ehre, sondern oft auch eine Herausforderung, die Kraft kostet. Pleiten, Kriminalität, Kriege, persönliches Leid, Unrecht, Einsamkeit – immer wieder scheint die Finsternis stärker zu sein als das Licht Gottes. Was kann uns da helfen, wirklich etwas vom Licht Gottes weiterzugeben, wenn vielleicht schon fast wieder Zweifel daran aufkommen könnten?
Eine Hilfe kann folgender Gedanke sein: Licht kann uns auf zweierlei Weise treffen: unbarmherzig, blendend, hell. Oder warm und freundlich.
Ähnlich ist es mit dem Kommen Gottes als Licht in unsere Welt. Gott kommt nicht als grelles, brutales Licht, das alles erschlägt, sondern als warmes Licht, das Stück für Stück sich ausbreiten wird und dann alles hell und doch freundlich überstrahlt. Dazu gehört, dass Gott nicht mit Macht kommt, sondern uns zur freiwilligen Liebe einladen will. Und dazu gehört eben auch, dass manches Gute, das er ankündigt, auf sich warten lässt, bis zu dem Tag, an dem Jesus wiederkommt. Und doch: Schon in der Zeit bis dahin sind seine Mitbringsel für uns da.
Da ist seine hervorragende Medizin: Alles wird gut, es wird Friede werden. Denn Gott selbst wird ihn letztendlich schaffen, deshalb dürfen wir wirklich darauf hoffen.
Da ist sein wunderbares Mittel der Reinigung: Was ihr falsch gemacht habt, hat nicht das letzte Wort. Es ist vergeben. Gott wird unser Leben also auch mit seinen Fehlern zum Besten lenken.
Da ist sein warmes, helles Licht: Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin immer bei dir. Gott lässt uns nicht allein.
Schon jetzt dürfen wir gewiss sein, dass Friede und gutes Leben möglich ist, dass Gott uns annimmt und bei uns ist. So hat das Licht Gottes im Kommen Jesu schon zu scheinen begonnen und wird sich eines Tages ganz ausbreiten. Ich wünsche uns, dass wir in diesem Vertrauen Gottes Licht annehmen und weitergeben und spüren, wie gut das ist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir bitten dich: Scheine du mit deinem Licht in unsere Finsternis. Erleuchte uns, dass wir Wege der Nächstenliebe und des Friedens geben. Schenke uns das Licht deines Trostes, wenn wir Leid tragen und traurig sind. Hilf, dass das Licht der Freude über dich in unser Leben scheint und uns Mut und Zuversicht für jeden Tag gibt. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.