2. Advent

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Jak 5,7-8: 7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.
8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Liebe Gemeinde!
„Wann ist es soweit? Wann kommt der Nikolaus?“ so äußert sich vielleicht die Ungeduld von Kindern. Bei Jugendlichen vielleicht eher: „Wann ist es denn soweit? Wann kann ich endlich ausgehen, so lange ich will?“ Bei hungrig Wartenden im Restaurant: „Wann bringt denn der Kellner endlich das Essen?“ Gestresste Kunden beim Metzger fragen sich vielleicht ungeduldig: „Wann ist denn die Frau vor mir fertig mit ihren '100 g davon' und '50 g hiervon'?“ Aber Ungeduld gibt es auch bei  größeren Fragen: „Wann ist es denn soweit? Wann lernt die Menschheit, dass Krieg nie Gutes bringt?“ Oder gerade zur Zeit gibt es oft auch die ungeduldige Frage: „Wann ist es denn soweit, dass wir wieder ein normales Leben führen können, dass ein Adventsmarkt auf dem Griesplatz oder eine Geburtstagsfeier mit Freunden keine Gefahr mehr darstellt? Wann hat es endlich ein Ende mit diesem Corona?“
Also, ich persönlich kenne Ungeduld zur Genüge. Und, ehrlich gesagt, das Letzte, was ich dann brauchen kann, ist auch noch eine Mahnung zur Geduld. Es würde mich wundern, wenn es nur mir so ginge.
Nun wird uns heute aber gerade eine Mahnung zur Geduld präsentiert, und das in einer Zeit, wo wir sowieso jeden Tag zur Geduld und Disziplin ermahnt werden. Trotzdem ist diese Mahnung zur Geduld mehr als nur Beschwichtigung. Hier steckt echte Hilfe drin. Wie das?
Zum einen: Da steckt ein Ziel drin in unserem Abschnitt, für das sich Geduld wirklich lohnt.
Die menschlichen Ziele, die wir uns setzen, stellen sich manchmal als gar nicht so schön heraus. Das kleine Kind fragt vielleicht zuerst ungeduldig nach dem Nikolaus und kriegt dann doch Angst, wenn er kommt. Der Jugendliche merkt, wenn er auf sich gestellt ist, dass es bei den Eltern vielleicht doch nicht so schlecht war. Ein serviertes Essen muss nicht unbedingt allen Erwartungen entsprechen, und die Tatsache, dass man 5 Minuten früher beim Metzger rauskommt, ist in der Regel wohl kaum eine Aufregung wert. Und wie wird es sein, wenn Corona vorbei ist? Über vieles werden wir uns freuen: Treffen mit Freunden und Vereinen, ein Ende der dauernden Vorsicht. Aber vielleicht werden wir auch Mühe haben, uns wieder an das schnellere Tempo zu gewöhnen oder an die steigende Zahl der Termine. Wir werden vielleicht merken, dass die Ruhe, zu der uns Corona zwingt, auch ihre guten Seiten hatte oder dass der Natur unser wieder schnelleres Leben gar nicht so gut tut.
Manche Ziele sind für uns vielleicht gar nicht so gut wie erwartet. Und andere Ziele, die eindeutig ihr Gutes haben wie etwa das Ende von allem Krieg - die sind wahrscheinlich ziemlich unrealistisch.
Mit dem Kommen des Herrn ist es anders. Das ist ein Versprechen, das nicht auf menschlichen Verhaltensweisen und Fähigkeiten beruht. Gott selbst will uns das schenken, was er verspricht: Jesus Christus wird eines Tages wiederkommen. Es ist ein Versprechen, das realistisch ist, denn genau indem Jesus zu uns gekommen ist, hat er ja schon den ersten Schritt zur Wiederkunft getan: Er war in unserer Welt, ist für uns gestorben und auferstanden. Und er hat uns seinen heiligen Geist gegeben, den er uns versprochen hatte. Dieses Versprechen will Gott einlösen. Durch das Kommen Jesu Christi hat er schon damit angefangen. ER hat es durch diese Zeichen schon gezeigt. Dass Jesus wiederkommt, dieses Versprechen ist mehr als leere Worte.
Und zugleich ist es ein Versprechen, für das sich Geduld lohnt. Denn wenn Gott kommt, dann werden wir nicht enttäuscht. Dann bekommen wir ein Leben, das uns alles Schwere, was war, vergessen lässt. Wir bekommen nicht nur das Zusammensein und den Kontakt, nach dem wir uns gerade so sehnen, sondern umfassende und ungetrübte Gemeinschaft. Unsere Angst wird nicht nur weniger, sondern es wird gar keinen Grund mehr für Angst geben. Ein wirklich gutes Leben. Ein Ziel, das unsere Geduld wirklich wert ist.
Und trotzdem ist Geduld eine schwierige Tugend. Was kann dazu helfen? Hier kommt nun von unserem Abschnitt eine zweite Hilfe. Wir bekommen nämlich Geduldstipps, und sie sind für uns leicht zu verstehen und zu befolgen, denn viele von uns haben einen Garten, viele haben Erfahrung mit Landwirtschaft oder kennen Bauern. Und was die Bauern tun, darin stecken echte Geduldstipps. Wir werden hier erinnert, so zu handeln wie die Bauern.
Ein guter Landwirt macht das mit der Geduld nämlich gerade richtig. Er sät etwas ein. Und dann wartet er. Er hat dabei Geduld.  Die Getreideschößlinge herausziehen, damit sie schneller wachsen? Einem guten Landwirt kommt so etwas nicht in den Sinn. Er weiß eben, dass es von der Saat bis zur Ernte Zeit braucht. Deshalb kann er warten und dem Wachsen des Getreides zuzuschauen und alles Gott überlassen.
Aber Geduld heißt für den Landwirt nicht, sich auf die faule Haut zu legen. Alles, was er tun kann,um die Ernte zu verbessern und vorzubereiten, wird er tun. Er wird etwas gegen Unkraut und Schädlinge unternehmen. Er wird dafür sorgen, dass seine Gerätschaften zur Ernte gut in Schuss sind, damit alles gut vonstatten gehen kann. Die Geduld des Landwirts ist aktive und zielgerichtete Geduld.
Und was dem Landwirt Freude und Mut geben kann, ist die Erinnerung: „In diesem Feld liegt ja ordentliches Saatgut, und bisher sind immer noch die Jahreszeiten gekommen und gegangen und Gott hat etwas wachsen lassen.“
So gibt uns unser Abschnitt gute Hilfe für Zeiten, in denen wir Geduld brauchen. Nämlich: Am besten kommen wir über die Runden, wenn wir aktive Geduld üben, also eine Geduld, in der wir tun, was wir können, aber alles andere getrost Gott überlassen. Am besten schöpfen wir Mut, wenn wir uns aktiv Dinge bewusst machen, die uns sagen: „Irgendwann wird deine Geduld sich lohnen.“  Und: Was auch immer kommen mag, selbst wenn wir das, was wir ungeduldig ersehnen, nicht mehr erleben: Am Ende steht Gottes gutes Ziel für uns.
Wie kann solche aktive Geduld in diesen Tagen aussehen, wo alles niedergedrückt ist von Corona?
Vielleicht heißt aktive Geduld für uns, dass wir uns für Gesundheit und Hilfe einsetzen, wo immer wir können, sei es durch Einhalten der Regeln, Einsatz für andere, Gebete, Spenden oder auf noch ganz anderen Wegen. Und aktives Erinnern, dass Geduld sich lohnt? Da wäre es vielleicht gut, wenn wir uns klar machen, was „Advent“ bedeutet, nämlich: Gott kam zu uns in die Welt, wie wir es ja Weihnachten feiern werden. Gott kommt heute zu uns in unser Leben. Er lässt uns nicht allein und ist da, wenn auch sonst keiner da sein kann. Und Gott wird wieder kommen und alles Schlimme von uns nehmen. Dass Gott das wahr macht, damit hat er schon begonnen. Zünden wir in diesem Advent doch immer wieder einmal eine Kerze an, denken wir über Gottes Kommen nach. Lassen wir uns, da wo es geht, erinnern an Gottes Kommen und seine Nähe. Und er schenke uns seinen Geist, damit uns das Geduld, Zuversicht und Adventsfreude gibt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  




Guter Gott, wir warten auf dein Kommen. Komm in unsere Welt und mache uns Menschen fähig zum Frieden. Komm in unser Leben und schenke uns Kraft und Zuversicht. Komm in unser Leben uns weise uns den Weg. Komm zu allen, die krank sind, trauern oder auf andere Weise Leid tragen und gib ihnen Hilfe und Trost. Komm zu uns, denn wo du unser Leben prägst, da ist es gut. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und