2. Weihnachtsfeiertag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen. 

 

Hebr. 1,1-4; 1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, 2 hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat. 3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe 4 und ist so viel höher geworden als die Engel, wie der Name, den er ererbt hat, höher ist als ihr Name.

 

Liebe Gemeinde!

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Engel, die haben da richtig Hochkonjunktur. Sie treten auf in Krippenspielen und Geschichten, und viele Menschen schmücken ihr Zimmer oder ihre Fenster mit einem Rauschgoldengel. Warum wohl gerade Engel?

Vielleicht deshalb, weil im Menschen der Wunsch nach einem Schutzengel sehr ausgeprägt ist. Vielleicht gerade in diesem Jahr. Wir wünschen uns Schutzengel für unsere Kinder und Jugendlichen. Sie müssen , können kaum mehr Freunde treffen, müssen auf Distanz lernen und viel daheim bleiben müssen, dass sie keinen Knacks für das Leben bekommen, sondern  all das, was ihnen jetzt fehlt, in ihrer Entwicklung aufholen können.  Wir wünschen uns Schutzengel für unsere Alten und Kranken, damit sie nicht von Corona dahingerafft werden. Wir wünschen uns Schutzengel für die, die daheimbleiben müssen, damit die Einsamkeit sie nicht in Depressionen stürzen lässt. Wir wünschen uns Schutzengel für die, die in der Arbeit stehen, damit sie auch zu Coronazeiten ihre Arbeit gut verkraften und sich nicht anstecken. Wir wünschen uns vielleicht Schutzengel noch für manches andere, was uns bewegt: bevorstehende Prüfungen, die Weltlage, schwierige Aufgaben, besondere Projekte, vielleicht auch Schwangerschaft und Geburt oder Hausbau. Es gibt viele Gründe, uns einen Schutzengel zu wünschen.

Wohl deshalb ist die Sehnsucht nach Engeln so groß, und es ist gut, dass es Engel gibt. Denn Engel sind ja nichts weiter als Gottes Boten. Also die, die uns das Wichtigste von Gott zu sagen haben. Und Gott hat uns schon oft mit seinen Boten geholfen. Manchmal wirklich durch Männer, die Flügel und ein Gewand hatten. Die Bibel berichtet davon. Manchmal waren diese Boten Menschen, etwa die Propheten, die den Menschen Gottes Willen und Pläne offenbart haben. Oder jemand, der uns ein gutes Wort sagt oder Gutes tut, so dass wir dann sagen: „Du bist ein Engel!“ Oder manchmal sind Engel nicht sichtbar, so dass wir sagen könnten: „Da steht er“, sondern wir spüren sie einfach nur, etwa wenn wir für irgendetwas Kraft bekommen haben oder in einer Gefahr bewahrt wurden.  Ja, es ist gut, dass Gott seine Boten zu uns sendet, zu uns redet, sich uns durch sie zeigt und uns seine Nähe erweist. Kein Wunder, dass Engel gerade in der Zeit um Weihnachten Hochkonjunktur haben, wo uns vieles so zu Herzen geht.

Aber zu Weihnachten ist uns noch ein viel größeres Geschenk von Gott zuteil geworden. Wiederum ein Engel hat es uns verkündet: Gott schickt nicht nur seine Boten zu uns, sondern er kommt selbst zu uns auf die Welt durch Jesus Christus.

Und so sehen wir Gott auf ganz besondere Weise.

Unsere Worte aus dem Hebräerbrief beschreiben das: Jesus ist der Sohn Gottes, der Erbe. Das bedeutet: Was Gott hat, das hat auch Jesus. Was Gott kann, das kann auch Jesus. Was Gott will, das will auch Jesus. Jesus hat Teil an der Macht Gottes. Jesus hat Teil an Gottes Fähigkeiten als Schöpfer, der die Welt erschaffen hat und uns das Leben gibt. Jesus hat Teil an der Ehre und Herrlichkeit Gottes. Die Worte Jesu sind, ebenso wie die von Gott, nicht nur leere Redensarten, sondern sie haben eine Wirkung. Wenn Gott sagt „So soll es sein“, dann geschieht es so, und bei Jesus ist es das Gleiche. Wenn er sagt: „So soll es sein“, dann geschieht es. Und Jesus hat Teil an der Herrschaft Gottes über die Welt. Wie Gott darf auch Jesus bestimmen. Wenn wir Jesus begegnen, dann begegnen wir Gott selbst. Das ist das Besondere an Jesus.Wenn wir auf Jesus Christus schauen, dann sehen wir an ihm etwas von Gottes Größe, Macht und Herrlichkeit.

Freilich, das passt nicht ganz zur Weihnachtsgeschichte. Da sehen wir doch auch Jesus Christus. Aber wie? Als armes Kind in einem Stall. Machtloser kann ein Mensch gar nicht sein. Aber andererseits: Was für ein Mensch strahlt mehr Liebe aus als ein Baby? Ein kleines Baby ist ein Wunder, das man einfach gern haben muss. Und das mit der Liebe hat Jesus uns tatsächlich auch weiterhin erwiesen: Er ist nämlich sogar für uns in den Tod gegangen, um uns, wie es im Hebräerbrief heißt, von Sünden zu reinigen.

Das ist unser ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten: An Jesus können wir sehen, wie Gott ist. Und Jesus zeigt uns: Gott, der Allmächtige, der uns das Leben gibt, der alles weiß und alles kann, ist für uns da. Und dieser mächtige Gott, der Allmächtige, hat alles in der Hand, er ist der Herrscher über alles. Aber Gott ist kein abgehobener Herrscher, sondern einer, der unser Leben kennt, auch Armut, auch Ausgeschlossensein, auch Leid, auch Traurigkeit, auch Angst. Und dieser mächtige Gott ist auch kein liebloser Typ, dem wir alle egal sind, sondern er hat sich selbst für uns gegeben.

An Weihnachten kommt Jesus in die Welt und zeigt uns: Gott ist für uns da mit seiner Macht und zugleich mit seiner Liebe. Und das ist etwas Wunderbares, gerade in dieser Verbindung. Warum?

Hören wir mal eine Jugendliche, nennen wir sie Henriette, erzählen: „In meiner Klasse bin ich die Außenseiterin. Irgendwann hat es sich eingebürgert, mich zu mobben. Am schlimmsten ist Jamie. Der ist stark. Wenn ihm etwas nicht passt, hagelt es böse Worte oder es gibt auch mal Prügel.  Er ist gnadenlos. Egal, was ich anhabe, sage oder tue, er findet immer etwas zu lästern. Dann ist da Tim. Tim ist lieb und nett, auch zu mir. Er ist auch rücksichtsvoll. Aber er kann mir nicht helfen, er hat in der Klasse selbst nichts zu sagen, man nimmt ihn nicht recht für voll. Zum Glück gibt es Olga. Olga ist klasse. Sie geht einfach ihre Wege. Sie lernt fleißig, aber niemand nennt sie Streberin, weil alle wissen, dass sie sich auch für die Klasse einsetzt gegenüber den Lehrern. Sie kümmert sich nicht darum, was die anderen gut finden, sondern will fair und gerecht sein. Und genau deshalb hilft sie mir sehr. Fair und gerecht, wie sie ist, hat sie Verständnis für mich und macht mir Mut. Und das Tollste: Wenn sie sagt 'Lasst doch Henriette in Ruhe', dann passiert das auch.“

Liebe und Macht: Es ist schon unter den Menschen etwas Gutes, wenn sich diese beiden Dinge paaren. Und wie viel mehr ist es wert, wenn sich bei Gott unendliche Liebe mit Allmacht paart. Und das zu erfahren, wird uns an Weihnachten geschenkt. Jesus zeigt uns: Gott ist mit seiner Macht für uns da und zugleich mit seiner Liebe. 

Wir dürfen vertrauen: Für Gott sind wir wichtig. Er nimmt uns an, auch mit unserer Schuld und Sünde. Er lässt uns nicht allein. Bei ihm sind wir in guten Händen.

Das kann uns Mut machen und Trost geben, denn es sagt uns: Was auch immer geschieht, Gott selbst steht uns bei, es zu bewältigen. Was auch immer geschieht, Gott gestaltet unser Leben mit Liebe. Wir dürfen hoffen, dass alles, was wir erleben, einen Sinn hat. Wir dürfen hoffen, dass Gott uns hilft, aus unserem Leben das Beste zu machen. So ist Gott unser Beistand, nicht nur in guten Zeiten, sondern auch wenn wir traurig sind, Angst haben oder Schlimmes mitmachen müssen. Er gibt uns Mut, das anzupacken und zu ändern, was wir beeinflussen können. Er gibt uns Gelassenheit, das hinzunehmen, was wir nicht ändern können.

Darauf weist Weihnachten uns hin, und Gott gebe uns, dass wir uns über dieses Weihnachtsgeschenk von Herzen freuen können. Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Guter Gott, danke dass du uns nicht nur durch deine Engel nahe bist, sondern ganz besonders selbst zu uns gekommen bist in Jesus Christus, dem Kind in der Krippe, das später den Tod durchlitt und überwand. Hilf, dass wir daraus für jeden Tag Kraft, Mut und Zuversicht gewinnen. Hilf uns, die Liebe, die du uns schenkst, weiterzugeben. Amen.

 

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.