Erntedank

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mk 8,1-9: 8 1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: 2 Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen. 3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. 4 Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen? 5 Und er fragte sie: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.
6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. 7 Und sie hatten auch einige Fische, und er dankte und ließ auch diese austeilen. 8 Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. 9 Und es waren etwa viertausend; und er ließ sie gehen.

Liebe Gemeinde!
Erntedank heißt: Gottes Segen feiern, sich freuen, an dem Guten, das er gibt. Unser schön geschmückter Altar, die Erntekrone, das Erntedankbrot, die vielen Früchte erinnern uns daran. Wir freuen uns daran, dass unsere Bäuerinnen und Bauern, unsere Gärtnerinnen und Gärtner so viel geerntet haben, dass sie wieder so viel geschafft haben, dass damit uns wieder so viele gute Sachen geschenkt werden. Wir sind dankbar für alle, die zu unserem Lebensunterhalt beitragen als Landwirte, und für Gottes Segen, der uns so viele schöne Dinge beschert. Wir können Gottes Segen feiern.
Aber gerade in diesem Jahr bleibt vielleicht besonders vielen der Dank im Hals stecken. Die schlimmste Rezession seit Jahren, Kurzarbeit für viele, eine Krankheit, die selbst die Gesunden einschränkt: Wo ist da der Segen Gottes? Klimaprobleme, immer öfter Wassermangel, neue unheimliche Insektenarten, dafür Bienensterben, deshalb auch immer wieder die Gefahr von Ernteausfällen: Wo ist da der Segen Gottes? Erzeugerpreise, die kaum die Kosten decken, unangemessene Reden, in denen Landwirte als Buhmann hingestellt werden und behauptet wird, dass sie nur Zuschüsse kassieren und für die Klimaprobleme verantwortlich sind : Wo ist da der Segen Gottes?
Und nun: eine Speisungsgeschichte. Sechs Speisungsgeschichten kommen in den Evangelien vor, viermal wird von der Speisung der 5000 berichtet und bei Matthäus und Markus auch von der Speisung der 4000. Und jeder Bericht hat eigene Akzente. Die Akzente von unserer heutigen Geschichte können vielleicht dazu helfen, dass die, denen es gut geht, dankbar sind und die, denen etwas mangelt, Trost bekommen.
Gleich der Anfang fällt auf: Jesus sieht die Menschen. Er bekommt Mitgefühl und macht sich Gedanken um sie, nicht nur um die Seele, sondern auch um den Leib und das Überleben.
Das will auch uns etwas sagen: Jesus sieht dich. Jesus bist du nicht egal. Und Jesus fragt nicht zuerst: „Was hast du geleistet, was hast du vorzuweisen?“ Sondern Jesus sieht dich in deinem Hunger. Jesus sieht dich, wenn du fragst „Wie soll es weitergehen?“ Jesus sieht dich, wenn dir etwas fehlt. Er sieht deinen Mangel, nicht nur den an Geld oder Dingen, die du zum Leben brauchst. Sondern auch deinen Hunger nach Liebe, Anerkennung, Wertschätzung, Nähe, Freude, Erfüllung, Leben. Jesus sieht, welchen Weg du schon gegangen bist in deinem Leben und was er dich schon gekostet hat. Jesus sieht auch den Weg, den du vor dir hast. Jesus hat Mitgefühl mit dir. Und er will dich nicht leer auf den Weg schicken. Irgendetwas gibt er dir: vielleicht das, was du für heute zum Leben brauchst. Vielleicht ein gutes Wort, eine Stärkung für den Weg, der vor dir liegt. Ein Brot, eine Nahrung für den Leib oder die Seele - Jesus will nicht, dass du vor Mangel oder Hunger umkommst, sondern dass du deinen Weg gehen kannst. Eine Botschaft, die Mut macht.
Und noch eine Botschaft steckt in dieser Speisungsgeschichte: Jesus lädt uns ein, einmal anders zu fragen.
Seine Jünger fragen: „Was kann es in dieser Wüste hier schon als Nahrung geben?“ Auch wir fragen oft nach dem, was uns fehlt. Wir sehen den Mangel in unserem Leben. Wir sehen oft vor allem die Fehler, das Mangelhafte und Unvollkommene. Im Beruf fragen wir nicht nach Stärken, die man fördern sollte, sondern nach Schwächen, die man ausmerzen muss. Wer kocht, entschuldigt sich manchmal schon vorsorglich, dass vielleicht das Essen nicht huntertprozentig ist. Ein Misserfolg macht uns länger zu schaffen als ein Erfolg uns freut, und Sorge bemächtigt sich unser oft schneller als Freude und Dankbarkeit.
Jesus lädt uns ein, anders zu fragen: Was habt ihr? Was ist schon da? Worauf kannst du aufbauen? Eine gute Frageweise: Was haben wir? Was ist uns denn schon alles gelungen? Wo haben wir denn schon einmal Gottes Segen gespürt? Vieles kann uns einfallen: das Essen, das wir gekocht haben, unsere Arbeit, die wir geschafft haben, vielleicht unser Haus, das wir gebaut haben oder zumindest schön in Schuss halten. Natürlich die Ernte, die vielen guten Dinge, die uns geschenkt werden. Schöne Erinnerungen. Große und kleine Glücksmomente wie Feste, Kinderlachen, der Schmetterling auf der Blume, eine laue Vollmondnacht, ein Kaminfeuer, Schmusen mit der Katze, ein entspannender Tee im richtigen Moment, eine Umarmung, ein nettes Telefonat oder unser schön geschmückter Erntedankaltar. Was macht uns reich?
Ja, es lohnt sich, darauf zu schauen. Es ist gut, wenn wir uns diesen Blick gönnen. Denn er macht Mut gegen die Sorgen. Wir können mehr das Gute sehen, das macht froh, und Freude gibt Kraft. Wir denken daran, was Gott uns schon an Gutem geschenkt hat – das stärkt die Zuversicht, dass er auch weiterhin für uns da ist. Wenn wir wirklich schwere Wege gehen, kann dieser Blick uns vielleicht zum Trost werden. Das Gute, das Gott schenkt, kann zum Zeichen der Hoffnung werden, dass er uns nicht verlässt. Und vielleicht merken wir manchmal auch: Es geht uns ja gar nicht nur schlecht, sondern wir haben auch Grund zum Danken. Vielleicht merken wir sogar: Wir haben doch eigentlich eine ganze Menge, vielleicht sogar so viel, dass wir, wie es die Jünger getan haben, austeilen können, dass wir geben und helfen können, dass wir für andere da sein können. Und wenn es nicht Geld oder Dinge sind, die wir geben können, dann ist es vielleicht Liebe oder Optimismus oder Mitgefühl, was wir austeilen können.
Wir dürfen vertrauen, dass Jesus uns sieht und für uns da ist. Wir dürfen auf vieles Gute schauen, was er uns schenkt. Das kann uns froh machen, trösten, offen machen für andere und so noch mehr zum Segen werden. Das schenke Gott uns allen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, heute wollen wir dir danken. Danke, dass wir genug zum Essen und Trinken haben. Danke für alle Menschen in der Landwirtschaft, die sich wieder das ganze Jahr dafür eingesetzt haben. Danke für unsere eigene Arbeitskraft. Danke für die kleinen und großen Freuden in unserem Leben. Danke, dass du für uns da bist. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.