20. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mk 2,23-28: 23 Und es begab sich, dass Jesus am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist?
25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.

Liebe Gemeinde!
Manche Streitfragen ändern sich nie. Zum Beispiel die Frage, wie man nach Gottes Willen den Sonntag oder den wöchentlichen Feiertag verbringen soll. Bei uns wird das immer wieder diskutiert. Zuletzt gab Corona den Anlass, zu fragen, ob man die Geschäfte nicht auch sonntags öffnen sollte, damit sich der Kundenstrom auf 7 statt auf 6 Tage verteilt und Einkaufen leichter möglich wäre. Aber auch unabhängig von Corona gibt es wieder und wieder Debatten um die Sonntagsarbeit, darum, ob es wirklich so schlimm ist,wenn gewisse Maschinen sonntags nicht laufen. Darum, ob man denn einer Autowaschanlage nicht Sonntagsbetrieb erlauben könne. Oder was zu sonntäglichen Arbeiten im Garten zu sagen ist oder ob ein Pfarrer dazu überhaupt etwas sagen darf, wo er doch selbst sonntags regelmäßig arbeitet.
Ein Blick ins Markusevangelium zeigt uns, dass dieses Thema schon eine lange Geschichte hat. Jesus und seine Jünger gehen am Sabbat durch ein Kornfeld. Die Jünger tun etwas, was damals völlig erlaubt war: Sie pflücken sich ein paar Ähren vom Getreide und kauen die Körner. Eigentlich war das erlaubt und akzeptiert, aber dennoch gibt es Gegenwind: Die Pharisäer haben es gesehen, die Frömmsten der Frommen. Ihnen ist der Sabbat, der wöchentliche Feiertag, heilig. Sie wollen auf gar keinen Fall, dass das Gebot, den Feiertag zu heiligen, übertreten wird. Deshalb haben sie sich eine lange Liste erarbeitet, was man alles am Sabbat nicht tun darf: keine 2 Stiche nähen, keine 2 Buchstaben schreiben und unter anderem eben auch: nicht ernten. Und Ernte fängt für die frommen Pharisäer schon beim Pflücken einiger Getreidehalme an. Also gehen sie hin und stellen Jesus zur Rede. Was Jesus ihnen sagt, könnte uns auch eine Hilfe werden, um zu bedenken, welche Tätigkeiten am Sonntag gut sind.
Das erste: Erinnert euch an den geschätzten König David. Als er und seine Männer fast am Verhungern waren, ließ er sich vom Priester eines kleinen Heiligtums Schaubrote geben, die eigentlich nicht zum Verzehr gedacht waren. Aber besondere Notlagen rechtfertigen besonderes Vorgehen.
Besondere Notlagen rechtfertigen besonderes Vorgehen. Ein wichtiger Grundsatz. Es gibt eben Dinge, die müssen einfach sein, zur Not auch am Sonntag. Schwer kranke Menschen kann man nicht einfach unversorgt liegen lassen. Wenn unsere Feuerwehr am Sonntag nicht ausrücken würde, hätte das unter Umständen fatale Folgen. Auch in unserer Himmelkroner Einrichtung für Menschen mit Behinderung ist es nötig, den Menschen dort auch sonntags zur Seite zu stehen. Und klar, dass unsere Landwirte ihre Tiere auch am Sonntag versorgen müssen, alles andere wäre übelste Tierquälerei.
Ein wichtiger Gedanke zum Feiertag ist also die Frage: Wenn Arbeit anliegt, wie nötig ist die Arbeit?
Jesus sagt noch mehr: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.
Ja, der Feiertag in der Woche ist ein Geschenk, und es ist auch schön, wenn es für möglichst viele ein gemeinsamer Tag in der Woche ist. Es gibt viele Menschen, die sagen: „Eigentlich ist man nie fertig, es gibt immer etwas zu tun.“ Pfarrer, Ärzte, Landwirte, Hausfrauen und viele mehr empfinden es so. Aber gerade dann wird es zum echten Geschenk, einen Tag in der Woche zu haben, an dem ich sagen darf: „Da muss ich nicht produktiv sein, da tue ich außer dem Gottesdienst und unbedingt nötigen Dingen nur das, was mir Freude macht oder Erholung bringt.“
Schön am Sonntag ist, dass da oft die ganze Familie frei hat und alle Zeit füreinander haben. Schön ist es auch, wenn man an einem Tag in der Woche frei ist vom Alltagsstress wie Einkaufen, amtlichen Briefen und Rechnungen im Briefkasten, Baulärm im Umfeld. Schön am gemeinsamen Sonntag ist, sich zum Gottesdienst versammeln zu können und den Glauben gemeinsam zu leben und mit Menschen zu teilen. Zumindest mir ging es in der Lockdownzeit so: Da habe ich, obwohl die Fernsehgottesdienste wirklich erstklassig waren, die Gemeinschaft in der Kirche vermisst. Aber die hat man eben auch nur, wenn möglichst viele Menschen am selben Tag Zeit haben.
Ja, ein Feiertag in der Woche ist ein schönes Geschenk von Gott, für uns Menschen gemacht. Es tut uns gut, wenn wir dieses Geschenk schätzen und ehren und darauf schauen, dass wir es nicht zunichte machen, indem wir unnötige Arbeiten tun, alles nach Profit messen oder uns selber Stress machen.
Das Dritte, was Jesus sagt: Der Menschensohn, also Jesus selbst ist Herr über den Sabbat. Ein interessanter Gedanke. Der Feiertag ist ein Geschenk für uns, und doch gehört er Jesus Christus. Was heißt das für die Art, ihn zu verbringen?
Nun, wenn der Feiertag Jesus Christus gehört, dann passt es nicht dazu, wenn Jesus Christus gar nicht vorkommt. Den Gottesdienst besuchen, sich Zeit für Gebete nehmen, geistliche Musik hören, den Fernsehgottesdienst sehen, in der Bibel lesen – das kann uns bewusst machen, dass dieser Tag Jesus gehört. Da geht es nicht um ein Pflichtprogramm. Aber darum, dass der, der uns den Sonntag schenkt, auch bedacht sein will und dass es nicht gut wäre, käme er an diesem Tag in unserem Leben gar nicht vor.
Der Feiertag gehört Jesus Christus, das heißt auch: Wir können unser Tun daran messen. Wir können zum Beispiel, wenn wir kochen oder renovieren oder werkeln, die Frage stellen: „Arbeite ich gerade, weil ich muss, oder tue ich etwas, aus Freude?“ Und wenn es Arbeit ist: „Muss es dann wirklich heute sein?“
Der Gedanke an Jesus Christus wird uns auch zur Rücksicht bringen. Bedienungen scheuchen, an Ausflugsorten in Einfahrten parken, mit Lärm im Garten arbeiten, solche Dinge werden wir dann nicht tun. Und der Gedanke an Jesus Christus, der Herr auch über den Feiertag ist, wird uns dazu bringen, dass wir auch niemanden hängen lassen, der uns am Sonntag wirklich braucht.  Und so ist es gut, wenn wir den Sonntag wertschätzen als Geschenk, als ein Gebot zu unseren Gunsten, das in Notzeiten auch mal durchbrochen werden kann, und als den Tag des Herrn, nach dem sich gerade an diesem Tag unser Tun richten soll. Für viele gesegnete Sonntage schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  


Guter Gott, wir danken dir, dass du uns einen Ruhetag schenkst, der nur dem Kontakt mit dir, der Ruhe und der Freude dienen soll. Hilf, dass unsere Sonntage erholsam sind und uns Kraft geben. Gib all denen Kraft, die am Sonntag arbeiten müssen und schenke auch ihnen die nötigen Zeiten zur Ruhe und Erholung. Lasse uns alle Tage spüren, dass unsere Zeit bei dir in guten Händen ist und schenke uns für alles Tun und Lassen deinen heiligen Geist. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.