Gründonnerstag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Pfarrerin: Unser heutiger Abschnitt für die Predigt steht bei Matthäus im 26. Kapitel: 66 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete. 37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. 38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir! 39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! 40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? 41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. 42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. 44 Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. 45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. 46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Pfarrerin: Liebe Gemeinde! Schwierige Zeiten haben wir. Da ist Erfahrungsaustausch umso wichtiger. Wie es wohl wäre, wenn Petrus uns besuchen würde und wir mit ihm über diesen Abend reden könnten, an den wir heute denken? Vielleicht so.
Petrus: Seid gegrüßt, ihr Brüder und Schwestern.  
Pfarrerin: Petrus! Welch eine Überraschung. Wir denken gerade an den letzten Abend Jesu vor seiner Kreuzigung zurück. Denke dir, eigentlich feiern wir da die Einsetzung des Abendmahls, und jetzt können wir gar kein Abendmahl feiern,weil das Coronavirus umgeht.
Petrus: Ein entgangenes Festmahl sozusagen für euch. So wie schon das ganze Jahr so oft, Aber auch für uns war das kein Festmahl im landläufigen Sinne. Erst haben wir ganz normal das Passafest gefeiert. Aber dann kam das Besondere. Ihr sagt es zu jedem Abendmahl: Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab's seinen Jüngern und sprach: „Nehmet hin und esset: Dies ist +mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: „Nehmet hin und trinket alle daraus: Dieser Kelch ist das Neue Testament in +meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis. Für euch ein Trost, zu Recht. Aber für uns war es erst mal ein Schock. Wir fragten uns: „Was redet Jesus da? Schon die ganze Zeit deutet er an, dass er bald sterben muss. Das darf einfach nicht wahr sein.“  Neuer Bund, Vergebung der Sünden – das, was für euch zu Recht so wichtig geworden ist, das konnten wir damals vor Schreck kaum wahrnehmen. Uns hat das Passamahl dann auch nicht mehr besonders gut geschmeckt, das könnt ihr glauben. Ihr aber habt einen Vorteil: Ihr könnt die Botschaft mitnehmen: Jesus ist für uns gestorben. Sein Sterben hatte einen Sinn. Weil Jesus für uns starb, lässt Gott uns niemals fallen. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.
Pfarrerin: Du hast Recht. Die Botschaft gilt, und sie ist noch wichtiger als das Essen an sich. Sie wird uns auch in Gottes Wort gesagt. Aber Petrus, uns interessiert heute auch, wie es weiterging an diesem Abend.
Petrus: Eigentlich kennt ihr ja die Geschichte. Für Jakobus, Johannes und mich ist es richtig peinlich. Wir waren die drei Vertrauten, die Jesus bis zuletzt begleiten sollten. Wir waren die Zeugen seiner Angst. Ein hohes Vertrauen hat er uns entgegen gebracht. Bleibet hier und wachet mit mir, hat er gesagt. Und wir? Wir haben die Augen zugemacht und geschlafen.
Pfarrerin: Schlafen, wenn nebenan Jesus in höchster Angst betet. Wie konnte euch das passieren?
Petrus: Wie kann man die Augen zumachen im Angesicht der Angst? Das müsstet ihr doch gerade jetzt selber merken. Da gibt es doch immer die Versuchung, vor der Angst die Augen zu schließen.
Gibt es das nicht gerade jetzt in eurem Land, diese Leute, die euer Problem mit Corona gar nicht wahrhaben wollen und sich deshalb an keine regeln halten? Die denken: „Ist doch nicht so schlimm.“ Oder: „Das haben nur irgendwelche Leute hochgepuscht, um die anderen einzuschränken.“ Oder: „Das kann doch gar nicht sein, dass meine Lieben mir Corona bringen.“ Das ist doch eine Riesenversuchung: das, was uns erschreckt, nicht wahrhaben zu wollen.
Pfarrerin: Schon.
Petrus: Und es gibt noch mehr Versuchungen im Umgang mit der Angst. Für manche ist sie einfach zu schrecklich, um ihr ins Gesicht zu sehen. Es gibt sie doch bestimmt, die Leute, die sagen: „Ich schaue mir die Coronazahlen gar nicht mehr an. Ich will ja noch ruhig schlafen können.“  Oder die wie gelähmt vor Entsetzen sind, wenn sie in ihre Haushaltsbücher schauen, weil die Finanzlage so übel ist. Könnt ihr wirklich nicht verstehen, dass man in der Angst manchmal lieber die Augen schließt und hofft, dass einen der Schlaf gnädig umhüllt?
Pfarrerin: Ja, schon.
Petrus: Und noch eine Versuchung gibt es, so ging es mir. Ich habe einfach gedacht: „Wenn es wirklich zum Äußersten kommt, dann werde ich kämpfen und die Sache schon in den Griff bekommen, bevor Jesus stirbt.“ Gibt es das bei euch nicht auch, diese 1000 sichernden Maßnahmen? Die Versuche, das Lebensrisiko in den Griff zu bekommen? Die hochfliegenden Pläne, was man alles gegen die Seuche machen kann und dann doch die holprige Umsetzung? Mir ging es ja auch so. Ich dachte: Das, was mich am meisten ängstigt, das Sterben Jesu, werde ich verhindern. Aber bis es so weit ist, will ich Kraft tanken.
Pfarrerin: Ja, wenn du das so sagst, dann geht mir auf: Wir kennen wohl auch diese unseligen Arten, sich vor der Angst wegzuducken, vor ihr die Augen zu schließen. Manchmal ertappe ich mich selbst bei solchen Gedanken. Lieber schlafen, alles vergessen als sich denÄngsten zu stellen.
Pfarrerin: Aber ich denke, ihr seid nicht gut damit gefahren, euch hat die Gefangennahme Jesu dann eiskalt erwischt und überrascht. Aber wie kann man dann mit der Angst umgehen?
Petrus: Wisst ihr, aus dieser peinlichen Geschichte haben wir viel für uns gelernt. Es wurde ja später überliefert, wie Jesus gebetet hat. Passanten aus dem Garten Gethsemane haben es berichtet. Jesus hat der Angst ins Gesicht geschaut. Und damit hat er sich an Gott gewandt und gebetet: „Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!“  Das ist seither für mich die richtige Adresse, wenn Angst mich plagt: mich an Gott zu wenden, ihm meine Angst zu klagen und ihm mein Leben anzubefehlen. Das habe ich seitdem oft gemacht.
Pfarrerin: Dazu gehört aber viel Mut, zu sagen: „Dein Wille geschehe“. Wie geht man denn damit um, wenn Gottes Wille nicht der unsere ist?
Petrus: Glaubt mir, mit dieser Frage habe ich in meinem Leben noch so manches Mal gerungen. Aber immer ist mir eines vor Augen erschienen: das Bild Jesu, wie er ans Kreuz ging. Das ist mehr als nur ein Vorbild für Mut. Das Kreuz Jesu ist ein Hinweis darauf, was Gott mit uns vorhat: Ja, es kann sein, dass uns Leid trifft. Das Leben kann schlimm sein. Das Leben ist vergänglich. Aber Gott will für uns den Sieg über Sünde, Unrecht, Leid und den Tod. Das Kreuz Jesu ist mir zum Zeichen geworden, dass ich nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hand. Selbst wenn mein versagen unermesslich ist, selbst wenn mein Leid unendlich groß ist, selbst wenn mein Leben zu Ende geht, ist da Gottes Hand, die mich trägt.
Pfarrerin: Dir hat das ja dann auch eine gehörige Portion Mut gegeben. Aber was ist mit uns Normalverbrauchern, die nicht so viel Mut an den Tag legen?
Petrus: Glaubt nicht, dass ich so viel besser bin als ihr. Ihr kennt meine Geschichte mit Jesus. Immer wieder habe ich ihn nicht verstanden. Und dann kamen wieder die Momente, wo ich genau wusste, was er meint und wo ich zu den größten Taten fähig war. So ist das Leben für mich immer gewesen: Immer, wenn ich Gottes Willen mit meinen eigenen Wünschen, Zielen und Plänen vermischte, wurde es schwierig, und die große Angst kam über mich. Und da, wo der Geist auf mich wirkte und ich Jesus verstand, konnte ich dem Schrecken ins Gesicht sehen, ohne den Mut und die Hoffnung zu verlieren. Dann wurde ich fähig, das zu tun, was nötig war. Und ich wurde gelassen genug, um alles, was ich nicht beeinflussen konnte, Gott zu überlassen.
Pfarrerin: Das wäre ja für die Coronazeit eine schöne Sache: Einerseits alles tun, was nötig ist, ob es nun aufpassen ist oder Hygienepläne schreiben oder sich zurückhalten oder Kinder daheim bei den Schulaufgaben unterstützen, die Familie für die Impfung registrieren. Und andererseits alles, was nicht in unseren Händen liegt, Gott anvertrauen und dabei den Trost haben, dass wir nicht tiefer fallen können als in Gottes Hand.
Petrus: Den Trost dürft ihr haben, und ich bitte Gott um seinen Geist, damit ihr ihn Tag für Tag erfahrt. Amen.

Guter Gott, dein Sohn hat für uns Leiden auf sich genommen. Deshalb können wir nicht tiefer fallen als in deine Hand. Wir danken dir dafür.Wie Jesus selbst es getan hat bringen auch wir unsere Sorgen vor sich.
Wir sorgen uns, weil wir gerade jetzt immer wieder die Unsicherheit des Lebens vorgeführt bekommen. Gib du uns Vertrauen auf dich, damit wir in dieser Lage das Nötige erkennen und tun und dir anvertrauen, was nicht in unserer Macht liegt. Tröste uns durch die Gewissheit, dass letztendlich du unsere Welt und unser Leben in der Hand hast.   
Wir sorgen uns um den Frieden unter den Menschen. Hilf, dass nicht Rücksichtslosigkeit, Gewalt oder Eigensucht das letzte Wort haben. Segne alle Bemühungen um Verständigung unter den Menschen.  
Wir sorgen uns um Menschen, die Leid tragen: Speise die Hungernden, schütze die Verfolgten. Stehe allen bei, die krank sind. Tröste die Traurigen, gib den Ängstlichen Mut. Lasse alle Menschen ein Auskommen und eine sinnvolle Lebensaufgabe finden.  
So bitten wir dich: Erhöre unsere Bitten so, wie es deiner Ehre und unserem Heil dient. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und