Ostermontag 2021

Audio Datei: Ostermontag

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Aus Ofb. 5: 6 Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. 7 Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. 8 Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, 9 und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen 10 und hast sie unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden. 11 Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Gestalten und um die Ältesten her, und ihre Zahl war vieltausendmal tausend; 12 die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. 13 Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! 14 Und die vier Gestalten sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

Liebe Gemeinde!
Was kommen Ihnen für Bilder in den Kopf, wenn Sie an Ostern denken? Im Internet, wenn man Ostern googelt, findet man unzählige Bilder von Hasen und bunten Eiern. Wer an die Ostergeschichten der Bibel denkt, dem kommt vielleicht das Bild vom offenen Grab in den Kopf oder von den Jüngern, die nach Emmaus wandern, oder von einfachen Häusern, in denen Jesus erscheint.
Unser heutiger Abschnitt zeigt uns aber ein ganz anderes Bild: einen Blick in den Himmel. Gott als Weltenherrscher auf dem Thron, Älteste, die Gestalten der Evangelisten, Millionen von Engeln werden da aufgefahren. Und im Zentrum der eine, der von Gott ein Buch mit 7 Siegeln überreicht bekommt und damit teilhaftig wird an der Herrschaft Gottes.
Er wird sehr merkwürdig beschrieben. Zum einen als geschlachtetes Lamm, also als Opfer. Aber in diesem Opfer liegt eine Würde. Das Lamm hat 7 Hörner. 7, die Summe aus 3 (für Dreieinigkeit) und 4 (für die 4 Himmelsrichtungen) bedeutet, dass etwas umfassend ist, und 7 Hörner bedeuten umfassende Macht über alles. Ja, das Lamm herrscht sogar über die 7 Geister Gottes. Es ist also keineswegs nur ein ohnmächtiges Opfer, sondern das Lamm hat Teil an Gottes Macht. Und dieses Lamm wird denn auch als Löwe bezeichnet. Und die Würde wird noch verstärkt, weil alle vor ihm niederfallen, weil ihn alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde preisen und das Lamm anbeten.
Wir können es uns vielleicht denken: Das ist Jesus Christus, der für uns starb und auferstand. Er ist diesen Weg gegangen äußerlich wie ein Opferlamm. Aber in ihm war die Macht Gottes, deshalb hat er den größten Sieg eingefahren, den es geben kann, den Sieg über den Tod.
Warum wird uns dieses Bild an unserem heutigen Osterfest gezeigt?
Schauen wir zurück ins späte erste Jahrhundert nach Christus. Christsein war damals eine gefährliche Sache. Die römischen Kaiser dieser Zeit verlangten, wie die Götter angebetet zu werden. Und wer nicht mitmachte, sondern sich aufs erste Gebot berief, musste Dinge befürchten wie Enteignung, Gefangennahme, Folter, Todesurteil. Für die Menschen, die so unter ihren weltlichen Herrschern litten, war dieser Blick in den Himmel ein großer Trost. Denn er erinnerte sie: Über allem herrscht Jesus Christus. Er ist größer, größer selbst als der fieseste, mächtigste Kaiser mit der stärksten Einbildung, ein Gott zu sein. Und eines Tages wird das allen offenbar, dann ist die tödliche Herrschaft der Kaiser gebrochen, dann herrscht Jesus, und für die Seinen ist das ein einziger fröhlicher Lobgesang.
In dieser Lage sind wir freilich nicht, da kann man einmal mehr sehen, wie gut es ist, wenn es Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gibt, da kann so schnell kein Kaiser Allüren entwickeln. Und doch gibt es auch bei uns Mächte, die gerne die Herrschaft übernehmen, obwohl sie nicht dem Leben dienen.
Da ist zum Beispiel die Angst. Gesunde Vorsicht ist richtig, aber wenn die Angst die Macht übernimmt, dann reagieren Menschen über, dann gibt es von Panik geprägte Schnellschüsse, dann gibt es Misstrauen und Kontrollwahn. Dann lebt man nicht mehr, sondern versucht nur noch, sich zu schützen: vor Viren, vor Menschen, vor Haftungsansprüchen. Man errichtet Mauern um sich herum.
Eine andere Macht, die gern die Herrschaft über uns übernehmen möchte, ist die Wut. Es ist nicht alles schön in der Welt, und mancher Ärger ist berechtigt, und man muss etwas, was einen ärgert, auch ansprechen können. Aber wo die Wut die Kontrolle über Menschen übernimmt, da ist der Hass nicht weit, da ist die Gewalt nicht weit, und der Tod lauert schon hinter der Tür.
Manche sagen auch: „Geld regiert die Welt.“ Wir brauchen natürlich Geld zum Leben. Und doch: Wenn das Geld zum höchsten Lebensziel wird, dann ist das lebensfeindlich. Wir sehen das an gnadenlosem Kapitalismus, wo die Aktionäre besser dastehen als die Mitarbeitenden. Wir sehen das an Korruption und manchmal auch an übermäßigem Geiz.
Ja, es gibt auch bei uns Mächte, die unser Leben übernehmen wollen, vielleicht spüren wir das zur Zeit sogar besonders deutlich.
Und deshalb ist es ein großes Geschenk, dass uns heute der Blick auf den Himmel gewährt wird, der auch uns sagt: Über allem, was geschieht, steht Jesus selbst als Herrscher. Auch uns gilt die Zusage, dass eines Tages Dinge wie Angst, Wut oder der Drang nach Besitz aus dem Leben verschwinden werden und dass da allein Jesus Christus ist und mit ihm das Gute und die Liebe. Eines Tages werden auch wir voller Freude, ohne noch von etwas anderem getrübt zu sein, teilnehmen an dem großen, begeisterten Lobgesang. Dann werden wir die Herrschaft Jesu spüren, und da wird nur noch Freude sein.
Und unser besonderes Ostergeschenk ist die Auferstehung Jesu. Denn sie zeigt: Ja, es ist wahr, Gott hat die Macht sogar über den Tod, und er lässt Jesus daran teilhaben. Die große Freude, die in der Offenbarung beschrieben wird, ist keine Phantasie, sondern das, was Gott uns schenken will, und der Weg Jesu ist der erste Schritt zur Verwirklichung.
Aber Ostern ist damit nicht nur Vertröstung auf die Zukunft. Denn wenn wir ein gutes Ziel vor uns sehen und eine deutliche Wegmarke hinter uns, dann kann das stärken für den Weg zum Ziel. Ostern  kann uns Hoffnung genug geben, dass wir gegen die Mächte ankämpfen, die unser Leben gern übernehmen wollen, dass wir besonnen statt überängstlich reagieren, dass wir unsere Wut beherrschen und Konflikte fair austragen, dass wir uns beim Besitz immer wieder bewusst fragen, was wir wirklich für uns brauchen und womit wir vielleicht auch anderen Gutes tun können.
Ostern kann uns vielleicht auch Trost geben, wenn wir gerade Schweres durchmachen müssen, wenn uns Krankheit, Trauer, Konflikte oder andere Dinge das Leben schwer machen. Denn Ostern sagt uns: Das Schlimme wird auf Dauer nicht die Oberhand behalten, selbst wenn es uns gerade im Moment sehr beutelt.
Gott schenke uns, dass der Blick in den Himmel am Ostertag uns neue Hoffnung, Kraft und Zuversicht gibt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott, Jesus ist auferstanden. Wir dürfen vertrauen: Nicht Angst, Unrecht, Sünde und Tod haben die Herrschaft, sondern Jesus Christus selbst. Wir danken dir dafür und bitten dich: Hilf, dass diese Botschaft uns offen macht, auf dich zu hören. Hilf, dass diese Botschaft uns stark macht, damit wir uns gegen das Böse und für das Gute einsetzen. Hilf, dass diese Botschaft zum Trost und zur Ermutigung wird für alle, die Schweres ertragen müssen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und