Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Wir hören über die Kreuzigung Jesu, wie sie bei Johannes überliefert wird: 16 Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, 17 und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. 20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. 23 Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten. 25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28 Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. 30 Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.
- Stille
Was ist der Sinn dieses Leidens?
Aus Jes. 53: 4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Liebe Gemeinde!
Fürwahr, er trug unsere Krankheit. Unsere Krankheit? Corona? Die Krankheit, die seit über einem Jahr unser Leben bestimmt? Ja, auch die.
Warum ist sie dann noch da? Er, Jesus, trägt unsere Krankheit auf besondere Weise. Er trägt sie am Stamm des Kreuzes. Er trägt sie, indem er unsere Sünde trägt.
Jesus trägt unsere Sünde – wie soll das helfen in Coronazeiten?
Corona lässt uns sehen, wo unsere Wunden liegen.
Durch den Lockdown ist die Umwelt sauberer geworden. Aber das heißt: Durch unseren Alltag tun wir der Umwelt viel Schreckliches an. Unsere Freuden sind oft die Leiden der Schöpfung.
Durch den Lockdown haben die Kinder und Jugendlichen Nachteile. Aber das heißt: In unserem Alltag haben wir auch vorher schon zu wenig auf Chancengleichheit geachtet. Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht. Und wenn doch, dann haben wir zu wenige Taten folgen lassen.
Jeden Tag gibt es neue Strategieentwürfe mit Testen, Impfen oder Lockdown, und die Coronazahlen gehen nach oben. Aber das heißt ja: Wir Menschen haben, obwohl wir es gern anders hätten, nicht alles im Griff, sondern wir haben Grenzen. Mal reicht das Wissen nicht aus. Mal reicht der Weitblick nicht aus. Mal reicht die Kraft zum Einsatz nicht aus.
Und dann kommen die vernichtenden Reaktionen. Da fallen Worte wie „rücksichtslos“, „inkompetent“, „lahmarschig“, „Versager“, „leichtfertig“. Und dann kommt Resignation auf. Das Gefühl: „Es ist doch sowieso alles zu spät.“
Dagegen hält die Bibel das Wort: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit.“
Jesus zaubert nicht Corona weg. Aber er trägt unsere Sünde am Kreuz. Er bereitet uns den Weg zu Vergebung und Erlösung.
Das heißt: Es ist nicht alles zu spät. Obwohl wir in vielem versagen, ist nicht alles zu spät. Er trug unsere Krankheit, das heißt: Was auch immer geschieht, wie Corona uns betrifft, über alledem steht der Gott, der uns vergibt, der es gut mit uns meint und der durch Jesus den Tod besiegt.
Was heißt das für uns?
Jeden Tag dürfen wir umkehren und neu anfangen.
Jeden Tag neu können wir unser Bestes geben, um die Umwelt zu schonen. Gute Schritte gehen: Heute das Auto stehen lassen, heute ein wenig Energie, Müll und Wasser sparen.
Jeden Tag neu können wir helfen, anderen eine Chance zu geben: ein Essen to go am Gasthof; ein großzügiges Trinkgeld; was immer irgendwie geht, in der Region kaufen; uns Zeit nehmen für Kinder und Jugendliche oder für andere Menschen, die sich benachteiligt sehen; etwas spenden, wenn unser eigenes Geld dafür reicht oder uns vielleicht auch politisch für Chancengleichheit einsetzen.
„Das ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, mag man einwenden. Aber bekanntlich ergeben viele Tropfen einen Strom.
Es ist nicht alles zu spät, denn er trug unsere Krankheit. Das heißt: Jesus ist unseres Lebens Leben und unseres Todes Tod.
Das Sterben bleibt uns nicht erspart. Das Leben ist bedroht. Aber auch das Sterben ist nicht das grausame Aus, sondern ein neuer Anfang zum Guten, dafür ist Jesus gestorben.
Wir müssen den Tod deshalb nicht anstarren wie das Kaninchen die Schlange.
Wir können vorsichtig mit Corona umgehen und viel Rücksicht nehmen, ohne uns dabei von Angst zerfressen zu lassen.
Wir können Probleme nach besten Kräften anpacken und müssen auch bei Rückschlägen nicht verzweifeln.
Fürwahr er trug unsere Krankheit. Es ist nicht alles zu spät. Das bedeutet für uns Umkehr und neuen Mut statt Angst und Verzweiflung. Ja, so trägt Jesus sogar mit an Corona, der Krankheit, die uns schon über ein Jahr beschäftigt.
Er ist unseres Lebens Leben und unseres Todes Tod. Gott sei Dank. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Herr, was hat sich geändert, wenn dieser Karfreitag zu Ende geht? Was hat sich in der Welt geändert? Weiterhin gibt es Corona, weiterhin leidet die Schöpfung, weiterhin ist es schlecht bestellt um die Chancengleichheit, und weiterhin bringt das alles Unfrieden mit sich.
Was hat sich bei uns geändert? Wir kehren zurück in unsere Gewohnheiten, zu unseren Problemen; es gibt weiterhin offene Fragen; Entscheidungen müssen getroffen werden, die uns schwerfallen. Und doch hat sich wesentliches geändert: Auf dieser Erde steht dein Kreuz als Zeichen für eine neue Welt, als Zeichen deiner Gerechtigkeit und Liebe, als Zeichen der Hoffnung für alle Menschen. Dein Kreuz erinnert uns: Du bist nicht gegen diese Welt gestorben, sondern für sie, für die Verzweifelten und Trauernden, für die Mühseligen und Beladenen, für die Schuldigen und Angefochtenen; du bist gestorben für die Hungernden und Flüchtlinge, für die Tyrannen und die,die Tyrannei erleiden müssen., für die, die schießen und für die, die erschossen werden; du bist gestorben für die Frommen und die, die sich abgewandt haben, und gerade auch für die, denen es schwerfällt, das zu glauben. Herr, lass uns mithelfen, dass das Kreuz kein Schmuckstück ist, sondern das Zeichen unseres Bekenntnisses, unter dem wir antreten, um dein Heil und deine Liebe, die Hoffnung und die Hilfe, die du schenkst, bekanntzumachen und vorzuleben. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.