18. So. n. Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde!
Was unser Erntedankbrot wohl erzählen würde, wenn es reden könnte? Vielleicht wäre es
ein dankbares Brot und würde sagen: „Ich bin froh, dass es mich gibt. Viele Menschen
haben Mühe an mich gewendet. Landwirte haben Korn ausgesät, die Felder instandgehalten
und das Getreide dann geerntet. Müller haben die Körner gemahlen. Irgendwann tief in der
Nacht ist ein Bäcker aufgestanden, hat meinen Laib geformt, mich gebacken und mich mit
wunderbarem Schmuck versehen. Ihr müsst zugeben, es ist klasse, dass es mich gibt und
dass ich schließlich Menschen zum Wohlbefinden helfen kann, wenn sie mich essen. Und
was mich besonders stolz macht: Gott selber hat geholfen, dass es mich gibt, denn ohne sein
Zutun hätte die Saat nicht zu Getreide wachsen können.“
Oder wäre unser Erntedankbrot ein problembewusstes Brot? Dann würde es vielleicht
sagen: „Bis so etwas wie ich entstehen kann, müssen die Menschen tausend Probleme lösen.
Getreideanbau, und dabei dürfen die Bauern nichts falsch machen: nicht das falsche
Spritzmittel nehmen, nicht zu viel vom Feldrand umpflügen, nicht den falschen Zeitpunkt
zur Getreideernte wählen. Und bei den Bäckern gehen die Probleme dann weiter, die
kämpfen oft mit Personalnot. Es gibt so wenige Menschen, die gern in aller Frühe aufstehen,
damit dann morgens unsereiner fertig gebacken auf der Theke liegt. Und dann kommen
vielleicht noch Kunden, die sagen, dass ich reichlich teuer bin.“
Egal, welche von diesen beiden Reden das Erntedankbrot gehalten hätte, es hätte die
Wahrheit gesagt. Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung haben, wie manch andere
Arbeiten auch, immer schwerere Bedingungen. Und bei den niedrigen Erzeugerpreisen
heutzutage muss man inzwischen nicht nur weltweit, sondern auch in unserem Land
mahnen: „Wir brauchen einen fairen Handel.“ Die Menschen, die dafür sorgen, dass wir
jeden Tag etwas zu essen auf den Tisch bekommen, verdienen unsere Anerkennung und
unseren Respekt für ihre Arbeit. All das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.
Aber Erntedank will uns auf die dankbare Sichtweise hinweisen.
Wo kommt es denn her, dass wir etwas auf dem Teller haben? Es gelingt nicht ohne Gottes
Hilfe. Früh morgens schon im Stall sein, abends noch auf den Feldern arbeiten und nachts
ein Kalb zur Welt bringen helfen, das ganze ohne freie Tage – die Kraft, die die Landwirte
dazu brauchen, kommt von Gott. Und all diese Arbeit würde nichts nützen, wenn Gott nicht
selbst das Wunder des Wachsens vollbringen würde. Da steckt eine Menge Segen drin. An
Erntedank sind wir eingeladen, diesen Segen auch bewusst wahrzunehmen. Und nun weist
uns Paulus noch einen Weg, diesen Dank in die Tat umzusetzen, denn er spricht über das
Teilen. Er lud damals ein, dass sich die Menschen aus Korinth mit Spenden an einer
Sammlung für die verarmte Gemeinde in Jerusalem beteiligen. Und dann schreibt er einiges
Bemerkenswerte über das Geben. Wir hören: 2. Kor. 9,6-15; 6 Ich meine aber dies: Wer da
kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten
im Segen. 7 Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder
aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 8 Gott aber kann machen, dass alle
Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und
noch reich seid zu jedem guten Werk; 9 wie geschrieben steht (Psalm 112,9): »Er hat
ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.« 10 Der aber
Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn
mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. 11 So werdet ihr reich sein in
allen Dingen, zu geben in aller Lauterkeit, die durch uns wirkt Danksagung an Gott. 12
Denn der Dienst dieser Sammlung füllt nicht allein aus, woran es den Heiligen mangelt,
sondern wirkt auch überschwänglich darin, dass viele Gott danken. 13 Um dieses treuen
Dienstes willen preisen sie Gott für euren Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi
und für die Lauterkeit eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen. 14 Und in ihrem Gebet für
euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwänglichen Gnade Gottes bei euch. 15
Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!
Bemerkenswert: Paulus lädt zum Geben ein, und zwar durchaus arme Leute. Denn die
christliche Gemeinde in Korinth bestand zu einem großen Teil aus nicht sehr betuchten
Hafenarbeitern. Aber Paulus respektiert auch, dass nicht jeder immer in der Situation ist,
fröhlich geben zu können. Und doch ermutigt er: Nimm deinen Segen wahr. Wenn du dann
spürst, was Gott dir alles schenkt, und dich darüber freust, dann teile, was du teilen kannst.
Ohne Druck, sondern nur das, was du fröhlich und gerne gibst. Aber nimm dir mal Zeit für
die Sichtweise der Dankbarkeit, denn wenn du aus Freude und Dankbarkeit gibst, dann hat
das positive Nebenwirkungen. Geteilter Segen ist nämlich wie eine Saat, die Früchte bringt.
Was entsteht da?
Zum einen: Geteilter Segen erhöht unsere eigene Freude. Denn da, wo wir fröhlich geben,
spüren wir unseren Reichtum, wir sind uns des Guten in unserem Leben bewusst, und erst
dann können wir uns richtig darüber freuen.
Weiter: Geteilter Segen bringt Menschen zusammen. Wo Menschen einander helfen und das
Gute, das sie haben, teilen, da entstehen nämlich Dinge wie Zusammenhalt, Solidarität und
Friede.
Und schließlich: Geteilter Segen verstärkt die Dankbarkeit gegenüber Gott. Wenn wir also
unserem Dank an Gott Ausdruck verleihen möchten, dann tut es gut, unseren Segen auch zu
teilen, denn dann stimmen andere in den Dank an Gott ein, und der Dank wird noch lauter
und froher.
Eine Geschichte aus einem Kloster zeigt das: Eines Tages kam ein Winzer zum Kloster am
Rande der Stadt. In seiner Hand hielt er eine große Weintraube mit herrlich saftigen Beeren.
Er ging damit zum Bruder an der Pforte und sagte: „Ich will Ihnen, lieber Bruder Pförtner,
eine Freude machen.“ Dann überreichte er dem Pförtner die Traube. Der Bruder wurde ganz
rot vor Freude. Er sagte: „Danke vielmals. Aber das habe ich doch gar nicht verdient.“ Da
entgegnete der Winzer: „Doch, sie sind immer so freundlich und helfen mir so oft. Da
dachte ich, die Freude mache ich Ihnen!“ Der Bruder Pförtner legte die Weintraube vor sich
hin. Er freute sich an ihrem Anblick. Eigentlich war sie viel zu schön, um eine Beere davon
abzupflücken. So saß er den ganzen Nachmittag davor. Dann hatte er eine Idee: „Ich weiß
was! Ich schenke die Traube unserem Vater Abt. Der wird sich freuen!“ Gesagt, getan. Der
Abt freute sich wirklich über dieses überraschende Geschenk. Aber als er abends einen
kranken Pater besuchen wollte, da dachte er: „Den kann ich mit der Traube sicher froh
machen.“ Und so wanderte die Traube weiter. Sie blieb auch nicht bei dem Kranken.
Schließlich kam sie wieder beim Bruder Pförtner an. Der wusste natürlich sofort, wie das
geschehen konnte. So hatte sich ein Kreislauf geschlossen. Ein Kreislauf der Freude.
Ich denke, die Mönche haben an diesem Tag die schönen Früchte des Gebens ernten
können, und ich wünsche uns, dass es uns ähnlich geht: dass wir erkennen können, wie Gott
uns segnet, dass wir bei allen Anforderungen und Problemen die Dankbarkeit nicht
vergessen, dass wir unseren Segen teilen können und spüren, wie das die guten Früchte des
Friedens und der Freude bringt. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in
Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir danken dir für deine guten Gaben. Danke, dass wir genug zum Essen und
Trinken haben und leben können. Danke, dass du uns mit deiner Liebe begleitest und
segnest. Hilf uns, deinen Segen nicht selbstverständlich zu nehmen, sondern uns daran zu
freuen und ihn gerne zu teilen. Und lass uns den Frieden spüren, der daraus entsteht. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der
heilige Geist. Amen