Audio Datei: 8. So. n. Trinitatis
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
1. Pt. 4,10-11: 10 Und dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: 11 Wenn jemand redet, rede er's als Gottes Wort; wenn jemand dient, tue er's aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Liebe Gemeinde!
In der Kirche kursiert der Spruch: Ecclesia semper reformanda, also Die Kirche muss immer wieder reformiert werden. Und tatsächlich, die Zeiten ändern sich, und die Menschen müssen überlegen, was unter diesen Umständen Kirche ist. Wir merken ja gerade selbst, dass sich manches ändert. Wie kann man Kirche leben, wenn man nicht so gut zusammenkommen kann? Wie wird man Kirche leben können, wenn, was zu vermuten ist, in einigen Jahren Pfarrermangel herrschen wird? Und wie können wir Kirche noch leben, wenn der neue Landesstellenplan in Kraft tritt, der gerade verhandelt wird? Immer wieder neu müssen wir uns also die Frage stellen: „Was ist Kirche?“
Ich habe dazu in einem Buch von Tiki Küstenmacher geblättert und einige Bilder gefunden. Vielleicht können die Bilder Ihnen ja, ähnlich wie mir, eine Anregung sein.
Kirche soll sich gut darstellen, damit sie Menschen für Jesus Christus gewinnt. Deswegen können wir dankbar sein, dass Kirche in unserem Land noch einen relativ guten Stand hat. Wir können dankbar sein, dass wir zum Beispiel ein Gotteshaus haben und auch ein Gemeindehaus. Das sind Stärken, die uns das Leben leichter machen.
Aber etwas sollte dabei nicht passieren. Das sehen wir auf einem der von mir gefundenen Bilder. Da sind mächtige Fassaden von Kirchen, es sieht wunderbar aus. Aber wenn man dahinter blickt, ist da nur ein ganz kleines und nicht gerade intaktes Kirchlein zu sehen. Fassade, aber dahinter nicht viel - das ist weder ehrlich noch im Sinne unseres Herrn, der auf einem Esel nach Jerusalem hineinritt. Es geht nicht um Status, sondern um Dienst.
Wie könnte das dann aussehen? Auf den nächsten Bildern habe ich eine Vollversorgungskirche entdeckt. Wo immer man hinkommt, Kirche ist schon da und bietet ihre Dienste an, zum Beispiel Autoservice während des Gottesdienstes oder Gottesdienst im Iglu für Abenteuerreisende. Man braucht sozusagen als Kunde nur den kleinen Finger zu rühren, und schon bekommt man von der Kirche, was man will. Ja, da ist was dran. Aufgabe der Kirche ist es, den Menschen zu dienen, für die Menschen da zu sein, und zwar so, dass es für die Menschen nicht zu schwer wird, Zugang zu Gott und seinem Wort zu finden. Es ist wichtig, dass Kirche zu den Menschen kommt. Es ist wichtig, dass wir als Christen uns überlegen: Wie können wir Menschen den Zugang zum Wort Gottes erleichtern?
Allerdings kann dieser Versorgungsgedanke auch eine Nebenwirkung haben, nämlich: Die Kirche rennt sich selbst hinterher, um überall präsent zu sein, und die Menschen sehen sich nur noch als „Kunden“, die umfassenden Service fordern.
Ein Bild habe ich entdeckt, das zeigt, was sich dann vielleicht mancher unter Kirche vorstellen würde, nämlich ein großes geistliches Kaufhaus, wo man sich holt, was man will und braucht. Das allerdings hat wirklich Tücken. Denn Christsein nun einmal ist mehr, als Services abzurufen. Christsein hat etwas mit Nachfolge Jesu zu tun, und das ist kein Service, sondern ein Lebensstil.
Die Vollversorgungskirche hat also einen richtigen Gedanken, nämlich den Menschen zu dienen, aber es steckt die Gefahr darin, dass Menschen sie nur noch als Servicecenter sehen.
„Wir wollen nicht nur einfach ein Servicecenter werden“, dieser Gedanke hat also seine Berechtigung. Aber auch er hat Risiken und Nebenwirkungen. Die kann man auf einem anderen Bild sehen, das ich gefunden habe. Auf diesem Bild steht die Kirche dominant da, und Klagen gibt es auch keine. Aber sie hat sich abgeschottet von den Menschen, denn sie befindet sich auf einer einsamen Insel. Da findet so schnell keiner Zugang. Und der Pfarrer dort muss sich nicht wundern, wenn seine Kirche leer bleibt. Nein, so ist Kirche auch nicht gemeint. Schließlich haben wir als Christen den Auftrag, Gottes Wort weiterzugeben und Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Es kann also nicht sein, dass wir die Kirche zu unserer gemütlichen Insel der Seligen machen und die Welt um uns her ausblenden.
Was ist Kirche? Wie soll sie aussehen und sich darstellen? Das ist also nicht leicht zu beantworten. Das muss man tatsächlich immer wieder neu herausfinden. Danach müssen wir immer wieder neu fragen, darum müssen wir immer wieder neu ringen und das Gleichgewicht finden zwischen einer offenen Versorgungskirche und einer Kirche, die auch für sich Gemeinschaft ist. Aber wie kann das gehen?
Liebe Gemeinde, ich meine, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, wo jede und jeder wichtig ist. Ich fand da ein Bild mit zwei Bollerwagen. Den einen zieht ein Pfarrer, sichtlich erschöpft. Die Gemeindeglieder sitzen drin. Der Wagen zieht noch an einem anderen Wagen vorbei, in dem alle mit dem dortigen Pfarrer einfach drin sitzen. Aber dann wendet sich das Blättchen. Der Pfarrer, der den Wagen zog, liegt platt am Boden. Aus dem anderen Wagen aber sind fast alle ausgestiegen, haben den Wagen weitergezogen und helfen nun noch dem platt am Boden liegenden Pfarrer.
Es könnte da an der Stelle des Pfarrers, der den Bollerwagen allein gezogen hat, auch ein Ehrenamtlicher oder ein ganzer Kirchenvorstand sein. Wir sehen: Kirche ist nicht die Aufgabe einiger weniger, die den Karren ziehen, bis sie zusammenbrechen. Sondern in der Kirche gehören wir alle zusammen, jeder ist mit seinen besonderen Gaben wichtig.
Wir sind als Christen aufgerufen, zu überlegen: „Mit welcher Begabung kann ich Gott und seiner Gemeinde dienen?“ Und das dann auch zu tun. Denn wir sind „Haushalter der Gnade Gottes“. Die Gnade Gottes ist uns anvertraut, und jeder von uns hat die Aufgabe, sie auf gute Weise weiterzugeben. Das kann ganz verschiedene Gesichter haben. Im 1. Petrusbrief wird das Predigen genannt. Das geschieht nicht nur, wenn der Pfarrer auf der Kanzel spricht, sondern auch, wenn die Patin dem Kind etwas von Jesus erzählt oder wenn eine Mutter mit ihrem Kind betet. Oder das geschieht manchmal da, wo jemand in einem Gespräch einfach zum richtigen Zeitpunkt an das richtige Wort Gottes erinnert. Das kann auch durch Musik geschehen, wo die Melodie dem Wort noch mehr Kraft gibt.
Im 1. Petrusbrief wird auch das Dienen genannt. Das geschieht auf vielfältige Weise. Manchmal ist es Dienst in der Gemeinde. Menschen, die den Kirchenboten austragen, tun diesen Dienst oder auch viele, die mitwirken, wenn Gottesdienst gefeiert wird. Menschen, die sich um die Finanzen der Gemeinde kümmern, dienen, und ebenso Menschen, die aufräumen, putzen, Briefe schreiben oder dergleichen tun. Unser Dienst als Christen kann sich auch als Dienst am Menschen zeigen. Wenn wir jemanden pflegen und dabei positiv und einfühlsam bleiben, dienen wir in Gottes Kraft, und genauso, wenn wir für den Nachbarn einkaufen oder für die Nachbarin mal Baby sitten.
Wenn viele mithelfen und im Namen Jesu reden und handeln, dann wird Kirche gut. Da verbiegt sie sich nicht, da isoliert sie sich nicht, da ist sie stark, ohne Stärke vortäuschen zu müssen, und da bekommt Gott die Ehre.
Ein hoher Anspruch. Aber die Grundlage von alledem ist ja Gottes Gnade und Liebe. Und so dürfen wir in Gedanken diesen Bildern von Kirche noch ein weiteres hinzufügen: Die Kirche in einer Hand, die sie birgt und hält, nämlich der Hand Gottes. Ihn dürfen wir um Kraft und Geist bitten, wenn es um die Frage geht, was Kirche ist oder wie wir unsere Begabungen einbringen können. Wir dürfen vertrauen: Was in Gottes Augen gelingen soll, gelingt. Wir dürfen gewiss sein: Er ist ein gnädiger Gott, zu dem wir auch nach Misserfolgen und Irrtümern immer wieder kommen dürfen.
Kerwa in Gössenreuth hätten wir. Kerwa, Kirchweih ist mehr als ein übliches Fest. Sie ist auch nicht an ein Haus gebunden. Sondern das Wichtigste an der Kirche sind die Menschen. Menschen in Gottes Hand. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, wir danken dir, dass du uns zu deiner Kirche machst. Wir bitten dich: Mache uns bereit, mit unseren Fähigkeiten und Begabungen deine Botschaft weiterzugeben in guten Worten und guten Taten. Lass uns alle Tage die Gemeinschaft untereinander und mit dir spüren. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und