Audio Datei: Konfirmation 2021
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes beten ... Amen.
Ps. 31,16: Meine Zeit steht in deinen Händen.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Wir alle, die wir hier beisammen sitzen, haben wohl eines gemeinsam: Wir wünschen unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden an diesem besonderen Meilenstein auf dem Weg in Richtung Erwachsensein, dass die Zeit, die vor ihnen liegt, eine gute Zeit wird. Aber was ist gute Zeit, was ist schlechte Zeit?
Um mal ein bisschen über Zeit nachzudenken, habe ich etwas dabei, nämlich Wasser. Wasser hat einiges mit Zeit gemeinsam: Es ist, das merken wir gerade zur Zeit, nicht schön, es nicht parat zu haben. Es kann einem – wie die Zeit - zwischen den Fingern zerrinnen und so verlorengehen. Deshalb gibt es auch oft das Motiv von zerfließenden Uhren, das zeigen soll, wie die Zeit verrinnt.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, über euch und eure Generation sagt man: Die Jugend hat durch Corona schon über ein ganzes Jahr verloren. In der Tat: Auch Konfirmandenzeit ist in live um Klassen schöner als digital. Es ist eben toll, wenn man bei der Spangenbergsammlung mal richtig zusammen was schafft, was anderen zugute kommt, oder wenn man bei einer Konfifreizeit Gemeinschaft auf besondere Weise erleben kann. Und mir haben diese persönlichen Zeiten mit euch auch gefehlt. Aber ihr habt ja auch in eurem Vorstellungsgottesdienst selber festgestellt: Manche konnten der Coronazeit auch etwas Gutes abgewinnen. Ich zum Beispiel habe gelernt, welche Funktionen für die Teilnehmer ich bei Zoom während der Konfistunde am besten abschalte. Oder, ohne je ein Tablet benutzt zu haben, wie man auf einem Tablet Zoom einrichtet. Ist also die Coronazeit verlorene Zeit? Was ist überhaupt verlorene Zeit? Und was kann helfen, dass nicht zu viel von unserem Leben solche verlorene Zeit ist?
Hören wir doch einmal ein Lied dazu, das Lied: „Ich wünsch dir noch ein geiles Leben“.
„Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben mit knallharten Champagnerfeten, mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen.“ So ein geiles Leben hört sich doch eigentlich ganz cool an. Abfeiern, berühmt sein, reich sein und sein Geld genießen, ausgesorgt haben und auf der Überholspur des Lebens immer weiter kommen. Trotzdem heißt es in dem Lied: „So will ich's mir nicht geben, das brauche ich nicht zu meinem Glück.“ Ja, was gute und was verlorene Zeit ist, kann offenbar ganz verschieden empfunden werden.
In dem Lied gibt es schon Hinweise darauf, warum auch so ein „geiles Leben“ verlorene Zeit sein kann: „Merkst du nicht, dass auch du langsam verschwindest? Ich hab' 'ne Weile gebraucht, um zu verstehen, es geht nicht darum, was Andere in dir sehen.“
Zeit ist dann verloren, wenn man dabei verschwindet, wenn man sich nur noch nach anderen richtet und die eigenen Bedürfnisse aus den Augen verliert. Zeit kann aber auch dann verloren sein, wenn man nur nach dem kurzfristigen Spaß fragt, aber dabei seine Mitmenschen oder seine Aufgaben vernachlässigt. Zeit kann auch verloren sein, wenn man so sehr auf der Überholspur lebt, dass man gar nicht mehr bewusst wahrnehmen kann, was man gerade macht.
Was verlorene Zeit ist, sieht für jede und jeden anders aus. Das haben wir in der Coronazeit gemerkt, wo die einen sagten: „Alles komplett verlorene Zeit“, während die anderen meinten: „Manches hat auch sein Gutes gehabt, man hat das Leben neu sehen gelernt.“
Und genauso ist es mit vielen alltäglichen Dingen. Zum Beispiel sagt vielleicht einer über den Geschichtsunterricht: „Ich liebe diese Zeit, ich finde es total spannend, zu erfahren, wie die Menschen in anderen Zeiten gelebt haben.“ Ein anderer sagt: „Verlorene Zeit, interessiert mich nicht, brauche ich nie mehr.“ Und wieder ein anderer sagt vielleicht: „Eigentlich interessiert mich Geschichte nicht. Aber ich habe in diesem Fach gemerkt: Wenn ich mich reinhänge, kommt auch die Freude, mich damit zu befassen. Und es tut gut, zu spüren, dass ich mit meinem Fleiß auch da zurechtkomme, wo mir die Sachen nicht in den Schoß fallen.“
Wir wünschen dir eine gute Zeit, das heißt also, eine Zeit, in der du deinen zu dir passenden Weg findest. Eine Zeit, in der du Menschen etwas geben, aber auch von Menschen etwas bekommen kannst. Eine Zeit, in der du auch noch Augen hast für das kleine Glück. Eine Zeit, der du, selbst wenn sie nicht rundum glücklich ist, das Beste abgewinnen und darin Lebensfreude haben kannst.
Freilich, in diesem Wunsch steckt eine für euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, anspruchsvolle Aufgabe, nämlich: herauszufinden, was für euch die beste Art ist, eure Zeit zu gestalten. Denn Patentrezepte gibt es dafür nicht.
Aber eines kann helfen. Der Psalmbeter sagt es mit den Worten: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Er vertraut: Am besten läuft es mit unserer Zeit, wenn wir sie Gott anvertrauen.
Aber woran können wir merken, dass unsere Zeit bei Gott in guten Händen ist?
Nun, es gibt etwas, was uns zeigt, dass Gott für uns das Beste will, oder vielmehr jemanden: Jesus Christus, der mit uns als Mensch gelebt hat, der für uns gestorben ist und der für uns vom Tod auferstanden ist. Das zeigt: Gott lässt uns nicht im Stich. Er ist für uns da in allen Lebenslagen. Er lässt uns nicht fallen, wenn wir Fehler machen oder etwas Unrechtes tun. Selbst wenn unser Leben auf der Erde ein Ende hat, sind wir bei Gott gut aufgehoben. Was er für uns möchte, ist, dass wir unser Leben mit ihm leben und dass durch ihn unser Leben seinen Sinn und sein gutes Ziel bekommt. Er will eben das Beste für uns. Deshalb dürfen wir wirklich gewiss sein: Am besten läuft es mit unserer Zeit, wenn wir sie Gott anvertrauen.
Aber was heißt das?
Gott unsere Zeit anvertrauen, das heißt: Wir versuchen, nach seinem Willen zu handeln. Denn er weiß, was gut ist. Seine Regeln zum Leben und Zusammenleben sind gut.
Zum Beispiel ist unsere Zeit eigentlich zu schade, um sie in Streitereien zu verbringen. Also ist es gut, wenn wir, wie Gott es will, den Frieden fördern und uns nicht so verhalten, dass wir andere provozieren, kränken oder schädigen.
Unsere Zeit ist auch zu schade, dass wir mit einem schlechten Gewissen herumlaufen. Also ist es gut, uns an so grundlegende Gebote zu halten wie „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ - und noch mehr: Es ist gut, wenn wir uns auch von anderen Menschen nicht davon abbringen lassen.
Gott unsere Zeit anvertrauen, das hilft uns aber auch, wenn es doch einmal schief gelaufen ist mit unserer Zeit, wenn wir sie verschwendet oder mit unrechtem Verhalten ausgefüllt haben.
Denn weil Jesus gestorben ist, dürfen wir vertrauen: Gott verzeiht uns, wenn es uns im Nachhinein leid tut, was wir aus unserer Zeit gemacht haben. Wir dürfen die Zeit, die hinter uns liegt, auch hinter uns lassen, und die Zeit, die vor uns liegt, neu und besser zu gestalten versuchen.
Gott unsere Zeit anzuvertrauen, das hilft schließlich auch, wenn wir unsere Zeit so verbringen müssen, wie es uns nicht gefällt, zum Beispiel krank oder im Lockdown.
Oft empfinden wir ja solche Zeiten ganz besonders als verlorene Zeit, die keinen Sinn zu haben scheint. Aber wir dürfen vertrauen: Auch diese schweren Zeiten gehören zu unserem Leben dazu, aus dem Gott schließlich das Beste machen will. Sie haben in Gottes Augen ihren Sinn, auch wenn wir den nicht sehen.
Dieses Vertrauen kann uns helfen, aus solchen Zeiten das Beste zu machen, uns an dem zu freuen, was trotzdem möglich ist, uns sinnvolle Tätigkeiten und Aufgaben zu suchen, an allem die gute Seite zu suchen.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wir wünschen euch natürlich im Fluss der Zeit, dass vieles davon wertvolle, nicht verlorene Zeit ist. Wir wissen nicht, wie viel schöne und wie viel schwere Zeit vor euch liegt, welche Zeiten ihr als ausgefüllt und schön und welche ihr als verloren erleben werdet. Aber ihr dürft vertrauen: Eure Zeit ist bei Gott in guten Händen.
Heute sagt ihr Ja dazu, eure Zeit mit Gott verleben zu wollen, in seiner Gemeinschaft und Begleitung. Ich wünsche euch, dass ihr auf eurem Lebensweg spürt: Eine Zeit mit Gott ist eine gute Zeit. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, unsere Zeit ist bei dir in guten Händen. Hilf unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden und uns allen, dass wir das nie vergessen, sondern in guten wie in schweren Zeiten aus dieser Gewissheit leben. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.