3. So. n. Epiphanias

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Aus unserem sehr langen Predigttext aus dem Buch Ruth hören wir den Kernvers: Ruth 1,16+17: 16 Ruth antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

Liebe Gemeinde!
Vor einiger Zeit hatte ich privat ein verpatztes Videotreffen. Weil wir uns wegen Corona nicht live sehen konnten, hatten wir uns virtuell getroffen, drei Freundinnen, die übrigens alle glücklich verheiratet sind und nicht allein leben, und ich. Aber wir waren durch Corona so in unseren eigenen Gedanken, Problemen und Sorgen drin, dass wir einander nicht zuhörten, sondern immer wieder dazwischen quatschten, bis irgendwann eine von uns Vieren entnervt ausstieg. Ja, ich denke, auch das ist eine Nebenwirkung von Corona: Wenn wir fast niemanden mehr treffen können, nehmen die eigenen Befindlichkeiten in uns viel mehr Raum ein als sonst, und es fällt uns schwerer, wahrzunehmen, dass wir ja mit vielen anderen Menschen verbunden sind und es gut ist, wenn wir auch sie in ihren Bedürfnissen wahrnehmen. Man muss sich, damit das gelingt, zur Zeit viel mehr anstrengen.
So ist es gut, wenn wir heute eine Bibelstelle bedenken, in der es um die Verbindung zwischen Menschen geht. Dieser Vers ist ein bekannter Trauspruch. Brautleute wollen sich damit ihre Bereitschaft bekunden, immer und überall zusammen zu bleiben. Aber der Hintergrund des Verses ist ein anderer als Heiraten. Damals, als die Israeliten schon im gelobten Land lebten, aber noch keine Könige hatten, lebte eine Frau namens Noomi. Weil im Land der Israeliten Hungersnot herrschte, wanderte sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Richtung Osten nach Moab aus. Dort lebten sie als Ausländer. Sie gewöhnten sich ein, ihre Söhne heirateten sogar, was damals ungewöhnlich war, moabitische Frauen. Aber dann kam das Unglück. Zuerst starb Noomis Mann. Und dann starben auch noch Noomis beide Söhne, und Noomi stand mit ihren Schwiegertöchtern alleine da. Eine Katastrophe in der damaligen Welt, denn eine Frau ohne Mann galt nichts und konnte auch nicht einfach ihr Brot verdienen. Die einzige Rettung war, wenn der verstorbene Mann noch einen Bruder hatte. Der nahm dann die Witwe zur Frau, und so war sie versorgt, vielleicht nur als Zweit- oder Drittfrau, aber immerhin in einem schützenden Familienverband. Aber genau das konnte Noomi ihren Schwiegertöchtern nicht anbieten. Sie hatte ja keine Söhne mehr und war zu alt, um noch Kinder erhoffen zu können. Aber Noomi  hatte gehört, dass der Gott Israels die Hungersnot in Israel beendet hatte, und so war ihre Strategie: „Ich ziehe zurück in die Heimat, denn Gott hat dem Volk Israel geholfen, es gibt wieder Essen. Ihr geht am besten zu euren Ursprungsfamilien zurück. Vielleicht habt ihr Glück und bekommt noch einmal einen guten Mann.“ Aber die Schwiegertöchter wollten das nicht. Erst als Noomi mehrmals drängte, gab Orpa nach und ging zu ihren Eltern. Aber Ruth ließ sich nicht abweisen und blieb bei der Schwiegermutter, eben indem sie sagte: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“
Eine Geschichte von Liebe und Solidarität, aber es geht um mehr als das. Die Pointe liegt in dem Satz: „Dein Gott ist mein Gott.“ Ruth als Moabiterin hat sich also zum Gott Israels bekehrt und bekannt. Und ihr Vertrauen ist offenbar so groß, dass sie den Mut gewinnt, statt in den Schutz ihrer eigenen Familie zurückzukehren, mit der Schwiegermutter in ein ihr unbekanntes Land zu ziehen. Und das, obwohl die Schwiegermutter selbst Witwe ist und ihr nichts bieten kann. Das Bemerkenswerte liegt nun darin, wie dieser Gott, der sich doch immer als Gott Israels bezeichnet hat, auf die Ausländerin Ruth reagiert. Er schenkt ihr nämlich seinen Segen. Sie geht in Israel zum Ährenlesen auf das Feld eines Mannes namens Boas. Dort liest sie die Körnchen auf, die beim Ernten liegen bleiben, zeigt sich als fleißig und bringt viel zusammen. Sie fällt Boas positiv auf, und dann stellt sich heraus, dass Boas ein Verwandter von Noomi ist und Ruth heiraten kann. Und so geschieht es. Ruth ist damit nicht nur versorgt, sondern mit einem Mann zusammen, der sie liebt.
Das will das Buch Ruth uns sagen: Gott beschränkt sich bei seiner Liebe und seinem Segen nicht auf bestimmte Nationalitäten. Er ist zwar in erster Linie der Gott Israels, aber er ist für alle da, die ihr Vertrauen auf ihn setzen und den Kontakt zu ihm suchen.
Ein tröstlicher Gedanke, auch zu Coronazeiten. Wenn wir vielleicht auch mit ein klein bisschen Neid auf Israel schauen, weil das Impfen dort viel besser klappt als bei uns, so heißt das doch nicht, dass sich für uns Vertrauen auf Gott nicht lohnt. Nein, Gott hat es uns ja auch in Jesus Christus gezeigt: Auch für uns will er da sein, auch uns hilft er durch Krisen hindurch, auch wir dürfen zu allen Zeiten auf ihn hoffen, selbst wenn es für uns so hoffnungslos aussieht wie für Noomi und Ruth. Wir wissen nicht, wie Gott uns hilft, aber wir dürfen vertrauen, dass er auch für uns immer wieder hilfreiche Wege eröffnet.
Und noch mehr: Dieses Angebot der Liebe Gottes verbindet Menschen in aller Welt.
Wenn wir uns also einsam und abgeschottet fühlen, dürfen wir doch gewiss sein: Wir sind nicht wirklich allein. Durch Gott sind wir auch mit vielen Menschen verbunden, selbst wenn wir diese Verbindung nicht so leben können wie wir gerne möchten. Dieser Gedanke kann trösten.
Und er kann uns vielleicht den Mut geben, uns immer wieder anzustrengen, damit wir Verbindung und Gemeinschaft leben, selbst wenn es schwieriger ist als sonst.
Gerade steht uns die große weite Welt nicht offen, aber es ist gut, wenn wir sie im Blick behalten, wenn wir uns für die Menschen in anderen Ländern interessieren, vielleicht für sie beten oder für Ärmere spenden. Vielleicht weitet das unseren Blick so, dass wir uns manchmal sogar sagen können: „Was ist unser bisschen Einschränkung gegen das Leid, das bei Obdachlosen, in Flüchtlingslagern oder in ärmeren Ländern geschieht?“
Gerade stehen uns auch die Begegnungsmöglichkeiten nicht offen, wie wir uns das wünschen. Aber wir sind dennoch nicht allein. Der Gedanke kann unsere Fantasie beflügeln, dass wir uns überlegen, wie wir das auf noch bessere Weise einander zeigen können. Vielleicht, indem wir  uns für das Ergehen unserer Lieben, unserer Freunde und Bekannten noch mehr interessieren und auf sie hören.
Wir vier Freundinnen haben zum Beispiel ausgemacht, dass es bald wieder ein Videotreffen geben soll. Aber dann werden wir einführen, dass am Anfang jede der Reihe nach erzählen darf.
Und so hoffe ich, dass wir wie Ruth erleben: Der Segen Gottes ist für uns da, auch in schweren Zeiten. An Gott dürfen wir uns wenden, ihm dürfen wir vertrauen, egal, wer wir sind. Und in Gott bleiben wir verbunden, auch wenn wir im Moment davon weniger spüren können. Das schenke Gott uns allen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott, du hast uns versprochen, uns auch durch schwere Zeiten hindurch zu begleiten und uns deinen Segen zu geben. Wir danken dir dafür. Wir danken dir auch dafür, dass wir als deine Geschöpfe alle miteinander verbunden sind. Lass uns spüren, dass wir nicht allein sind. Gib uns offene Herzen für unsere Mitmenschen. Zeige uns Wege, auch in dieser Coronazeit Gemeinschaft zu leben. Lass uns helfen und trösten, wo immer wir können, und sei selbst als Helfer und Tröster für alle Menschen im Leid da. Im Namen Jesu. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und