Heilige Drei Könige

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Jes. 60,1-6: 1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 3 Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. 4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden. 5 Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

Liebe Gemeinde!
Jetzt ist endlich eingetroffen, was ich ersehnt habe. Immer habe ich gesagt: Wenn das erst erreicht ist, dann wird alles gut werden, dann ist alles in Ordnung, dann wird das Leben leichter und schöner. Wie lange habe ich mich schon auf diesen Zeitpunkt gefreut! Und jetzt stellt sich heraus: Nichts ist in Ordnung. Das Leben ist genau so schwer und traurig wie zuvor. Die Probleme, die Sorgen und das Leid reißen nicht ab, sie werden vielleicht anders, aber nicht besser.
So erging es den Israeliten, als sie nach der Verbannung in Babylonien endlich wieder nach Jerusalem in die Heimat durften. Wie hatten sie sich, jahrzehntelang, darauf gefreut. Aber die Freude währte nicht lange. Sie mussten sehen, dass von ihrer einst so schönen Heimatstadt nichts übrig war. Sie mussten erleben, dass der Wiederaufbau viel langsamer vonstatten ging als erhofft, und überall war Leid, Armut und Not.
Vielleicht empfindet es mancher zur Zeit gerade ähnlich: Wie haben wir uns gefreut: Wenn dieses verflixte 2020 vorbei ist und wir Impfstoff bekommen! Und nun? Lockdownverlängerung, vielleicht sogar Verschärfung. Und immer wieder nur Berichte, wie schleppend die Impfungen voran gehen.
Wie verlockend in diese Lage der Ruf aus unserem Abschnitt: Komm heraus! Lass alles Dunkle, Schwere hinter dir! Komm ins Licht, nimm Hoffnung, Zuversicht und Freude an! Alles wird gut, freu dich! Ja, das würden wir gern tun. Aber wenn der Frust zu groß ist, kann das schwer werden.
Wie gut, dass die Bibel die Freude nicht an Ereignisse in der Welt knüpft wie „Wir sind wieder in Jerusalem“, „Der Impfstoff ist da“, „das schwere Jahr ist vorüber“. Sondern: Unsere größte Freude ist, dass Gott kommt. Wie die Sonne aufgeht und alles in freundliches Licht taucht, so kommt Gott zu uns in die Welt, er nimmt sich unser an. Und dann wird es so weit sein: Alle Völker werden nur noch ein Ziel haben, dem Gott Israels zu dienen. Da wird nicht mehr die menschliche Finsternis aus Unrecht, Egoismus, Gleichgültigkeit, Dummheit und Unvollkommenheit regieren, sondern Gottes Licht. Da wird Gottes Licht in uns sein und aus uns herausstrahlen. Und das ist das Ereignis, das das Leben wirklich gut macht, ein- für allemal.
Aber woran sollen wir merken, dass das nicht wieder nur eine Vertröstung ist? Schließlich ist die Weissagung über 2500 Jahre alt.
Nun, vor etwa 2021 Jahren passierte etwas, das den Weissagungen hier sehr ähnlich ist. In einem Stall bei Bethlehem wurde ein Kind geboren. Nicht nur die Hirten aus der Umgebung kamen, um es anzubeten, sondern da kamen noch andere. Vornehme Männer, Sterndeuter, in ihrer Heimat wegen ihrer Weisheit hoch angesehen und auch entsprechend reich. Sie hatten einen Stern gesehen, waren ihm nachgereist und landeten bei eben diesem Kind im Stall. Und sie spürten: „Das ist das Licht der Welt.“ Sie brachten tatsächlich Gold, Weihrauch und Myrrhe, Dinge, die besonders teuer waren damals. Aber die weisen Männer verbeugten sich vor dem Kind und beschenkten es mit ihren Reichtümern.
Wir Christen glauben: Darin hat das Kommen Gottes schon seinen Anfang genommen. Da ist passiert, was Jesaja beschreibt. Die Geburt Jesu Christi, das Kommen der Weisen aus dem Morgenland, darin hat die Zukunft, die Gott für uns bereit hat, schon ihren Anfang genommen, bekräftigt durch den Weg, den Jesus Christus später gegangen ist. Wir können das nicht  unbedingt beweisen, denn auch dieses Ereignis ist ja schon lange her. Und doch glauben wir daran, dass in Jesus Christus Gottes Licht für uns da ist. Eine Gewissheit, die wirklich froh machen kann: Dieses Versprechen, dass Gottes Licht zu uns kommt und alles gut wird, das wird bestimmt eingelöst, und es ist nicht an unser Ergehen in der Welt gebunden. Uns bleibt, was auch immer geschieht, die Hoffnung auf die gute Zukunft, die Gott uns schenken will.
Aber was kann uns helfen, an diesem Vertrauen festzuhalten? Was kann helfen, dass die Geburt Jesu Christi uns wirklich inneres Licht, innere Hoffnung und Freude schenkt?
Nun, erzwingen können wir das nicht, dazu brauchen wir Gottes Geist. Aber es gibt vielleicht etwas, was hilft.
Während ich über diese Predigt nachdenke, schaue ich auf mein Arbeitszimmerfenster. Auf der Fensterbank steht ein kleiner Tannenzweig, darauf ein gelber Herrnhuter Stern, so leuchtend gelb, dass er sogar bei Tage leuchtet – und natürlich auch bei Nacht, wenn die Glühbirne angeht. Leider nadelt der Tannenzweig schon ein bisschen, ein paar Nadeln liegen schon auf der Fensterbank. Und wenn ich rausschaue, sehe ich vor allem einen kahlen Baum und den grauen Himmel. Ein gemischtes Bild also. Aber je nachdem, auf welchen Teil des Bildes ich mich konzentriere, kommen mir unterschiedliche Gedanken. Sehe ich die Tannennadeln auf der Fensterbank, dann denke ich:“Au weia, die Fensterbank saubermachen muss ich auch noch.“ Schaue ich in den grauen Himmel, dann denke ich: „Wieder so kalt und grau und ungemütlich heute, das gibt mir so gar keine Freude und keinen Tatendrang.“ Aber schaue ich den Stern an, dann denke ich an Weihnachten. Dann denke ich an die Geburt Jesu, und das macht mich fröhlich. Ich denke: „Die Welt besteht nicht nur aus Grau und aus Arbeit, sondern auch aus Hoffnung und Zukunft, so wie es die Weihnachtsgeschichte ausstrahlt.“ Ich erinnere mich an das Gute, das Weihnachten bedeutet, an die Liebe und Nähe Gottes. Auf einmal kann ich mich freuen, wie schön mein Stern gegen den grauen Himmel hin leuchtet. Und ich kriege auch die Kraft, meine Predigt fertig zu schreiben und die Fensterbank auch noch schnell sauber zu machen.
Und vielleicht ist es das, was wir üben müssen: Nicht nur auf die Welt und ihre Widrigkeiten schauen, sondern unsere Gedanken immer wieder auf Gott richten, der in unser Leben kommt und der unser Licht sein will. Das erinnert uns, dass wir als Christen ja Hoffnung haben dürfen, wenn es auch sonst eher hoffnungslos aussieht. Und wir bekommen dann vielleicht die Kraft, anzupacken, wo wir Dinge zum Guten verändern können. Dann scheint schon jetzt Gottes Licht in unsere Finsternis, und wir können besser glauben, dass sich eines Tages Gottes Licht durchsetzen wird. Und so schenke uns Gott seinen Geist, damit wir auf ihn schauen und aus diesem Blick auf Gott leben und so sein Licht in unser Leben scheint, heute und alle Tage und in Ewigkeit. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott, in Jesus Christus bist du als unser Licht auf die Erde gekommen.Wir danken dir dafür und bitten dich:  Erleuchte uns Menschen, damit wir zu Frieden, Nächstenliebe und gegenseitiger Rücksichtnahme fähig werden. Leuchte in unsere Dunkelheiten, damit wir Mut und Hoffnung bekommen und Kraft schöpfen. Tröste uns durch dein Licht in schweren Zeiten. So lasse dein Licht scheinen in unser Leben. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.