1. So. n. Epiphanias

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Röm. 12,1-8: 1 Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. 2 Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. 3 Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich's gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens. 4 Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, 5 so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied. 6 Wir haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Hat jemand prophetische Rede, so übe er sie dem Glauben gemäß. 7 Hat jemand ein Amt, so versehe er dies Amt. Ist jemand Lehrer, so lehre er. 8 Hat jemand die Gabe, zu ermahnen und zu trösten, so ermahne und tröste er. Wer gibt, gebe mit lauterem Sinn. Wer leitet, tue es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freude.

Liebe Gemeinde!
Beim Abendessen der Familie Moos meinte der 16- jährige Jonathan plötzlich: „Manchmal ist es nicht leicht, Christ zu sein. Meine Schulkameraden behaupten, wir Christen sitzen nur in der Kirche und beten, statt etwas für die Menschen zu tun.“ Der Vater sagte: „So hat es aber Gott nie gewollt. Paulus spricht zum Beispiel vom vernünftigen Gottesdienst. Damit meint er: Gottesdienst soll sich auch im Alltag auswirken. Unser Leben soll Gott gehören. In der Kirche dient uns Gott, wir dürfen etwas von seiner bedingungslosen Liebe erfahren. Aber Liebe ist auch etwas, was Antwort will. Wir können antworten auf Gottes Liebe, indem wir sie im Alltag weitergeben, jeder mit seiner eigenen Begabung, jeder so, wie es zur Situation passt, jeder so, wie es dem Willen Gottes entspricht: entschlossen und reinen Herzens. So hat Gott sich das gedacht. Paulus vergleicht die Gemeinde mit unserem Körper: Jedes Glied ist wichtig, jedes Glied hat eine besondere Aufgabe.“ „So habe ich unsere Kirchengemeinde und unsere Familie auch immer gesehen“, meinte Jonathan, „deshalb habe ich ja in der Jugendgruppenleitung mitgemacht. Das liegt mir auch: Jugendliche begeistern. Die Gruppe hat den Jugendlichen gut getan. Als Tilman letztes Jahr in der Schule gemobbt wurde, gab ihm die Jugendgruppe Halt. Er spürte, dass er für Gott wertvoll ist, auch wenn die anderen über ihn lästern. Aber jetzt, zu Coronazeiten, kann ich das ja nicht machen.“ „Das kenne ich“, seufzte der Vater, „ich singe gern und gut, und Musik vermittelt Gottes Güte auf besondere Art. Aber unser Kirchenchor kann ja schon seit Monaten nicht singen.“ Jonathan und seine Mutter nickten. Sie wussten, wie dem Vater, dem besten Tenor des Chors, die Proben fehlten. Dann meinte die Mutter: „Ich kenne das auch. Ich darf ja meiner Arbeit im christlichen Buchladen auch nicht nachgehen. Dabei finde ich sie so wichtig. Unsere Bücher sind für viele eine Hilfe. Aber noch mehr, viele kamen auch einfach mal vorbei, um sich auszusprechen. Da konnte ich viel über Gott weitergeben, aber das geht ja nun nicht.“
Liebe Gemeinde, vielleicht geht es vielen von uns ähnlich: Wir möchten gern vernünftigen Gottesdienst betreiben und unser Leben im Sinne Gottes einsetzen, aber wir fühlen uns durch Corona ausgebremst. Auch bei uns gibt es Menschen, die keine Chorproben und keine Jugendgruppe mehr haben oder die gerade nicht arbeiten oder sich nicht wie gewohnt in Verein oder Familie engagieren können. Was kann dann helfen? Hören wir der Familie Moos weiter zu.
Herr Moos nickte seiner Frau zu: „Für dich ist es besonders hart, denn bei dir geht es sogar um den Beruf. Aber mir fällt etwas auf. Wenn Paulus vom vernünftigen Gottesdienst redet, dann redet er auch von Erneuerung unseres Sinnes. Also ist dieser vernünftige Gottesdienst etwas, was sich verändern kann. Gibt es neue Situationen, dann sieht auch der vernünftige Gottesdienst anders aus. Dann müssen wir neu fragen, was Gott von uns haben will. Das kann tatsächlich auch mal ein Opfer sein. Ich muss meine Freude am Singen opfern, Jonathan seine Freude an der Jugendarbeit und du deine Freude am Beruf, weil der Schutz von Gesundheit noch wichtiger ist.“ „Das leuchtet ein“, meinte Jonathan. „Genau“, meinte auch Frau Moos, „wir müssen jeden Tag neu fragen, was Gott jetzt recht ist. Und manchmal ist Gott das recht, was uns nicht recht ist.“ Schweigend aß die Familie weiter.
Liebe Gemeinde, vielleicht erleben wir auch das: Vernünftiger Gottesdienst heißt eben leider nicht immer, dass wir das tun, was uns am besten liegt und am meisten Freude macht. Das können Menschen auch ohne Corona erleben. Manchmal ist es für jemanden dran, einen lieben Menschen in der Krankheit oder gar beim Sterben zu begleiten. Das sucht man sich nicht aus, und auch nicht die schnöden organisatorischen Dinge, die zu einer sonst schönen Aufgabe oft dazugehören. Dass manchmal nach Gottes Plan nicht das dran ist, was wir uns wünschen, erleben wir vielleicht auch jetzt, wenn sich Pflichten und Tätigkeiten verändern. Aber ist das immer nur schlimm? Hören wir der Familie Moos noch eine Runde zu.
Während sie noch aßen, versuchte Jonathan, sich ein Brot zu streichen, aber nicht wie sonst mit der rechten Hand, sondern mit der linken. Es ging langsam, aber schließlich konnte er genüsslich in ein gutes Butterbrot mit Käse hinein beißen. Dann meinte er: „Lustig, die Dinge mal anders zu machen. Man entdeckt, was man noch so lernen kann, wenn man muss, zum Beispiel mit der linken Hand Brot streichen. Vielleicht ist es ja mit dem vernünftigen Gottesdienst ähnlich. Gott stellt uns in eine Situation, und wir müssen lernen, damit umzugehen. Das ist manchmal schwer, weil wir nicht handeln können, wie wir gerne möchten. Aber es kann auch bedeuten: neue Wege finden, kreativ werden, Neues lernen.“ „Stimmt“, meinte die Mutter verblüfft, „so ist es mir eigentlich auch gegangen. Als wir im Sommer für einige Monate offen hatten, haben Kunden mich nach meiner Handynummer gefragt, nur für den Fall, dass es wieder einen Lockdown geben könnte und sie mal jemanden zum Reden brauchen. Einige rufen tatsächlich ab und zu an, und so bin ich ein bisschen zur Telefonseelsorgerin geworden.“ „Dann kannst du ja deine Begabung zum Gespräch doch ausleben“, meinte der Vater, „und bei dir, Jonathan, fällt mir sogar direkt eine neue Begabung auf: Du hast viel von den digitalen Aufgaben, die jetzt nötig sind, schneller begriffen als andere. Und du hilfst all deinen Kumpels aus der Schule oder der Jugendgruppe, wenn sie mal ein digitales Problem haben. Das ist wirklich vernünftiger Gottesdienst – für andere da sein, im ganz normalen Leben. Damit gibst du viel von der Liebe Gottes weiter.“ Jonathan strahlte. Dann fragte er: „Und du, Vater, hast du auch so etwas erlebt, dass sich neue Wege auftun, um deine Begabungen zu leben?“ Der Vater schüttelte den Kopf: „Singen geht nun einmal nicht, und damit basta. Und eine neue Begabung habe ich auch nicht entdeckt. Aber einen neuen Dienst, wo ich gebraucht werde. Frau Müller gehört als ältere Dame zur Risikogruppe und kann gerade die Kirchenzeitung nicht austragen. Da habe ich das eben vorläufig übernommen. Nicht ganz so mein Hobby, aber es tut gut, gebraucht zu werden und im Namen Jesu helfen zu können.“ „Interessant“, sagte die Mutter, „wie etwas, was uns das Leben schwer macht, uns auch so viel Neues entdecken lässt.“
Liebe Gemeinde, auch das gilt für uns: Wenn alles anders ist und wir nach Gottes Willen fragen, bekommen wir vielleicht ganz neue Antworten. Vielleicht entdecken wir ganz neue Gaben an uns, wir merken, was wir alles können, und das kann wohltun. Oder wir entdecken neue Wege, unsere Gaben auszuleben oder auch einfach neue wichtige Aufgaben. So kann  aus der Krise vielleicht sogar eine Chance werden, in der wir persönlich an uns neue Gaben entdecken und uns als Gemeinde ganz neu als Leib Christi erleben. Dazu schenke uns Gott schenke uns seinen heiligen Geist. Amen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott, schenke du uns deinen Heiligen Geist, damit wir als Christen auch in dieser schweren Zeit spüren: Wir gehören zusammen, und wir sind in dir verbunden. Zeige uns Wege, wie wir deine Liebe auf gute Weise weitergeben können, damit Menschen Zuversicht und Gottvertrauen, Hoffnung und Trost, Kraft und Mut bekommen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.