Audio Datei: 9. So. n. Trinitatis
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Mt. 7, 24-27: 24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
Liebe Gemeinde!
Was diese letzten Verse beschreiben, das konnten wir in letzter Zeit im Fernsehen sehen, und viele in unserem Land mussten es selbst erleiden: Ein riesiges Unwetter kommt, und das Haus kann dem nicht mehr standhalten. Ich kann mir vorstellen, dass die betroffenen Menschen Schreckliches mitmachen, selbst wenn sie vielleicht finanziell voll entschädigt werden. Denn so ein Haus ist mehr als Holz oder Steine. Ein Haus enthält Erinnerungen, gibt uns Heimat und Geborgenheit. Es ist nicht verwunderlich, dass die Verzweiflung der Flutopfer unermesslich ist.
Zur Zeit Jesu in Palästina war es vielleicht wirklich so, dass der richtige Standort eines Hauses über dessen Sicherheit entschied. Da konnte man wohl durch sorgfältige Auswahl des Standortes einen Zusammenbruch vermeiden und ein Haus wetterfest machen.
Heute, gerade bei diesem schrecklichen Hochwasser, erleben wir, dass unser Haus vergänglich ist, und zwar auch dann, wenn wir beim Bauen nach menschlichem Ermessen alles richtig gemacht haben.
Es drängt sich die Frage auf: „Jesus, willst du wirklich behaupten, dass die Unwetterschäden auf dummes Bauen zurückzuführen sind?“ Und ich vermute, Jesus würde antworten: „Nehmt diesen Teil meiner Rede doch nicht ganz so wichtig. Worauf ich hinaus will, ist im Grunde etwas ganz anderes, nämlich: Worauf baut ihr euer Leben?“
Ja, liebe Gemeinde, unser Leben hat wohl so einiges mit einem Haus gemeinsam. Man könnte sagen, es besteht aus verschiedenen Bausteinen. Da sind zum Beispiel Dinge, die uns Sicherheit und Geborgenheit geben. Für manche ist das ihr Erspartes, für andere vielleicht ihr Haus oder ihr Heimatort oder ihre Gewohnheiten. Ein weiterer Baustein sind Menschen, die uns etwas bedeuten: unsere Familie, unser Partner oder unsere Partnerin, Freunde, Vereinskameradinnen und -kameraden. Noch ein Baustein sind unsere Meinungen und Ansichten. Ein Baustein unseres Lebens ist auch unsere Tätigkeit, ob im Beruf oder in der Familie. Oder auch das, was uns Selbstwertgefühl gibt, vielleicht das Ansehen unter den Menschen oder das Gefühl, besonders fleißig zu sein oder besonders stark, fit und sportlich. All das sind Bausteine zu unserem Lebenshaus, in dem wir uns daheim, sicher, wohl und geborgen fühlen. Wir haben also, selbst wenn wir keine Hauseigentümer sind, ein Lebenshaus, und auch das ist Unwettern ausgesetzt.
Wie sehen diese Unwetter im übertragenen Sinne aus?
Manchmal sind es Verluste: Verlust der Arbeit, Verlust der Fitness und Gesundheit, Verlust eines lieben Menschen, wirtschaftliche Verluste, Verlust von Haus oder Heimat, Einschränkungen wie wir sie in Coronazeiten schon erleben mussten. Durch so etwas wird kräftig an unserem Lebenshaus gerüttelt, und mancher erlebt solche Verluste tatsächlich so, als würde das Lebenshaus zusammenbrechen oder zumindest massiven Schaden erleiden.
Aber auch Jesus rüttelt immer wieder kräftig an unserem Lebenshaus mit seinem Wort. Denn oft genug, gerade in der Bergpredigt, die unserem Abschnitt vorausgeht, stellt sein Wort unsere Werte in Frage, und oft genug gehört Mut dazu, seinem Wort zu folgen. Für viele ist es zum Beispiel wichtig, möglichst gute Menschen zu sein. Aber die Bergpredigt stellt uns in Frage: Wenn Töten schon mit einer Beleidigung oder Kränkung beginnt, sind wir dann in Sachen Töten wirklich unschuldig? Wenn wir nicht nur unsere Liebsten, sondern auch unsere Feinde lieben sollen, können wir wirklich von uns sagen, dass wir danach handeln? Wenn wir im Vater unser beten „Dein Wille geschehe“, sind wir dann wirklich innerlich bereit, in den Willen Gottes einzuwilligen? Und wenn uns die Bergpredigt Jesu, die mit unserem heutigen Gleichnis endet, zeigt, dass wir Gott unser ganzes Leben widmen sollen und uns mehr auf ihn verlassen sollen als auf andere Dinge, die uns Sicherheit oder Selbstwertgefühl geben, passt das zu unserem Lebenshaus? Wer Jesu Wort ernst nimmt, der merkt: Jesus rüttelt an unseren Gedankengebäuden, unseren Worten und unseren Taten, da kann man sich nicht gemütlich im Leben einrichten. Wir merken: So sicher steht unser Lebenshaus vielleicht gar nicht.
Und schließlich muss unser Lebenshaus auch vor Gott bestehen. Was sagt er am Ende zu unseren Gewohnheiten, unseren Gedankengebäuden, unseren Prioritäten und zu dem, was uns Sicherheit und Selbstwertgefühl vermittelt hat?
Ja, an unserem Lebenshaus wird kräftig gerüttelt, und wenn Teile davon nicht standhalten, ist das schwer zu ertragen.
Deshalb ist es wichtig, auf den richtigen Grund zu bauen, nämlich auf Jesus Christus und sein Wort. Dann wird zwar auch an unserem Lebenshaus gerüttelt, aber wir dürfen doch vertrauen, dass das Wichtigste daran bestehen kann. Auf Jesus und sein Wort bauen, wie sieht das aber nun aus?
Wenn Jesus die Grundlage unseres Lebenshauses ist, dann heißt das: Wir wissen, dass alles Gute an unserem Lebenshaus Geschenk von Gott ist. Wir versuchen, uns beim Bau unseres Lebenshauses nach Kräften an Gottes Maßstäben zu orientieren, denn wir vertrauen, dass das der beste Weg ist. Wir vertrauen: Da, wo wir Pfusch am Bau betreiben, Unrecht tun, Fehler machen oder versagen, ist Jesus mit seiner Vergebung für uns da. Jesus selbst steht uns zur Seite, wenn an unserem Lebenshaus gerüttelt wird: Er ist unser Begleiter bei Verlusten und Schicksalsschlägen. Er stellt uns zu unserem Besten in Frage, und er ist unser Beistand in Gottes Gericht. Wir dürfen also unser Leben in jeder Hinsicht ihm anvertrauen, ja, noch mehr: Wir dürfen ihn bitten: Hilf du selbst uns durch deinen Geist, damit wir uns dir anvertrauen.
Wo wir so auf Jesus bauen, da haben wir einen Trost bei Verlusten und Schicksalsschlägen, nämlich: Was auch geschieht, Gott selbst steht uns zur Seite. Er hilft uns, unser Lebenshaus neu aufzubauen, wenn Teile davon zusammengebrochen sind.
Wo wir voll und ganz auf Jesus bauen, da halten wir es auch aus, uns von ihm in Frage stellen zu lassen. Wir hören auf sein Wort, auch wenn es nicht angenehm ist. Und wir werden vielleicht manchmal erfahren, dass das besser ist, als man zunächst denkt. Gute Beschwerdemanager lernen zum Beispiel ein Stück Verzicht auf Vergeltung: auch bei unfreundlichen Kunden nicht zurück schimpfen, sondern freundlich auf das Gegenüber eingehen, das entschärft die Lage. Wo wir voll und ganz auf Jesus bauen, da werden wir im Vertrauen auf ihn an uns arbeiten, vielleicht auch einmal neue Wege gehen und unserem Lebenshaus andere Bausteine hinzufügen, mutig im Vertrauen, dass er uns auch bei Fehlern nicht fallen lässt.
Wo wir voll und ganz auf Jesus bauen, dürfen wir schließlich auch gewiss sein, das Gericht Gottes zu bestehen und die Gnade Gottes zu erfahren.
Auf Jesus zu bauen, hilft unserem Lebenshaus in allerlei Unwettern, deshalb schenke Gott uns seinen Geist, damit wir wirklich voll und ganz auf Jesus bauen. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, auf dich dürfen wir bauen. Du schenkst uns das Leben und begleitest uns hindurch. Jesus Christus hat uns deine Liebe und Gnade erwiesen und gezeigt. Der heilige Geist hilft uns, dir zu vertrauen, und wir dürfen gewiss sein: Es wird gut, wenn wir auf dich bauen und aus deinem Wort leben. So gib du uns Tag für Tag das nötige Vertrauen dazu. Amen
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und