3. Sonntag nach Epiphanias

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mt. 8,5-13: 5 Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. 7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's. 10 Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! 11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.

Liebe Gemeinde!
Im Moment gibt es immer wieder Diskussionen über ärztliche Beratung auf die Ferne per Videokonferenz. Es wäre doch praktisch, wenn der Arzt auch aus der Ferne Medikamente verschreiben, Patienten überweisen oder beraten könnte. Aber noch wird hin und her überlegt und diskutiert, und von der praktischen Umsetzung sind wir noch weit entfernt.
Vor etwa 2000 Jahren aber wird einem nicht nur Beratung, sondern sogar Heilung aus der Ferne zugetraut. Ein vermutlich römischer Hauptmann bittet Jesus um Hilfe für seinen Knecht, der krank und gelähmt ist. Jesus bietet an, zu kommen. Aber der Hauptmann meint, Jesus könnte den Knecht doch auch aus der Ferne heilen.
Ganz schön kühne Idee. Man könnte meinen, da steht so ein anmaßender Managertyp und verlangt von seinem Hausarzt irgendein Privileg, das unmöglich ist. So wie man ja in letzter Zeit oft die Klage hört, dass die Anspruchshaltung immer mehr wächst. Warum aber lobt ihn dann Jesus?
Nun, dieser Hauptmann kennt Macht durchaus. Er weiß, wie es ist, Befehlsgewalt zu haben und seine Untergebenen machen zu lassen. Er muss nur ein Wort sagen, und dann geschieht, was er will. Man könnte ihn durchaus für einen anmaßenden Managertypen halten. Aber der Grund, warum er sozusagen die „Fernheilung“ erbittet, ist ein ganz anderer, nämlich Demut. Er respektiert, dass es für den Juden Jesus schwierig wäre, sich in das Haus eines Römers zu begeben. Ja, er gibt zu, dass er so einen Besuch gar nicht wert wäre. Aber er denkt sich andererseits: „Wenn ich als Hauptmann schon so viel Befehlsgewalt habe, wie viel wird dann erst Jesus haben, der doch von Gott her kommt?“ Und die Antwort, die er sich gibt, lautet: „Jesus hat so viel Befehlsgewalt, dass er auf die Ferne heilen kann, wenn er will.“
Nun ändert sich das Bild. Der Hauptmann ist eben kein anmaßender Manager, sondern er ist zutiefst demütig und erkennt, wie klein er im Vergleich zu Jesus ist. Sein Verhalten ist genau das Gegenteil von einer Anspruchshaltung: Er weiß, dass er keine Ansprüche stellen kann. Aber er traut Jesus sowohl die Liebe als auch die Macht zu, seinem Knecht zu helfen.
Dazu passt dann auch das Urteil Jesu. Jesus lobt den Hauptmann, und er verbindet das Lob mit einer Warnung: Viele werden mit den Vorvätern Israels im Reich Gottes zu Tische sitzen. Aber das sind nicht unbedingt die Kinder des Reiches. Wer am Ende zu Gott gehört, das richtet sich nicht danach, wo Menschen herkommen, wie beliebt, einflussreich oder begütert sie sind. Wer am Ende mit Gott und den Seinen zu Tische sitzt, das liegt nicht an der Höhe der Kirchensteuer oder an äußeren Übungen. Das liegt einzig und allein daran, ob Menschen sich Gott und Jesus von ganzem Herzen anvertrauen.
Freilich, genau dieses Vertrauen ist nicht so leicht. So oft spricht der Augenschein dagegen. Manche von uns haben vielleicht schon mit Inbrunst um ein Wunder gebetet, und der geliebte Mensch ist doch gestorben. Oder die Behinderung und Einschränkung ist doch geblieben. Oder der Arbeitsplatz ist trotzdem weg.  Und momentan quält sich ja letztendlich die ganze Menschheit mit einer Krankheit herum. Was kann dann helfen, gegen den Augenschein so einen Glauben zu haben, der sich nicht auf sich selbst verlässt, sondern auf Jesus Christus?
Mir ist ein Film eingefallen, den ich sehr gern mag: Oscar und die Dame in Rosa. Oscar ist ein Junge, der Krebs hat und erfährt, dass er sterben muss. In den letzten Tagen seines Lebens lernt er eine Frau kennen, die eigentlich Pizzabäckerin ist, aber dem Jungen so sympathisch ist, dass der Arzt sie überredet, das Kind in den letzten Tagen zu begleiten. Die Frau ist unkonventionell und erzählt immer wieder von ihren Erlebnissen aus ihrer Zeit als Catcherin. In einer Szene schmuggelt sie Oscar in einer als Riesentorte getarnten Kiste in die Kirche. Oscar ist entsetzt, dass da Gott am Kreuz hängt und fragt: „Du als Catcherin glaubst an so einen Schwächling?“  Da fragt ihn die Frau: „Was ist dir lieber, ein Gott, der keine Ahnung hat, wie Leiden ist oder einer, der versteht, wie es ist, zu leiden?“ Oscar gibt zu: „Einer, der mich versteht, weil er auch das Leiden kennt.“ An seinem letzten Tag in der Frühe hat Oscar dann ein Erlebnis: Er sieht sozusagen die ganze Schöpfung auf einmal. Er staunt über den Sonnenaufgang, die Vögel, die Wiesen und begreift, wie groß Gott ist. Am selben Tag stirbt er friedlich.
Ich denke, so ähnlich ist es wirklich mit dem Glauben an Jesus Christus. Es gibt da kein Patentrezept, damit das Leben einfach ist. Es gibt auch keinen Anspruch darauf, dass das Schwere ein Ende hat. Aber es gibt die Gewissheit, dass wir in den Händen des Gottes sind, der die Welt gemacht hat, der alle Wunder tun kann und der zugleich genau weiß, wie es ist, ein Mensch zu sein und als Mensch auch zu leiden und zu sterben. Bei diesem Gott können wir uns fallen lassen. Und zugleich ist das nichts, was wir beweisen können, sondern etwas, wozu wir uns im Glauben hindurchringen müssen. Diese Gewissheit, in der Liebe und Macht Gottes in guten Händen zu sein, ist auch nichts, was wir durch fromme Leistungen erzwingen können, sondern ein Geschenk des heiligen Geistes.
Aber um den dürfen wir bitten. „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ In dieser Form hat das Wort des Hauptmanns in der katholischen Kirche Eingang in die Liturgie gefunden. Ein guter Satz, den wir von unseren katholischen Schwestern und Brüdern lernen können. „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ So dürfen wir bitten und vertrauen, dass Gott dann zu uns kommt auf seine Art und zu seiner Zeit mit seiner Liebe und Kraft. Und so bitten wir Gott: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, du bist unfassbar groß und uns doch ganz nah. Wir dürfen uns dir voll und ganz anvertrauen. Wir bitten dich: Schenke uns deinen Geist und lass uns deine Nähe und Liebe spüren, damit wir dir vertrauen und so Kraft, Mut und Zuversicht für jeden Tag bekommen. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und