3. Advent

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Liebe Gemeinde!
Kennen Sie das? Manchmal müssen wir in unserem Leben mühsam den Weg suchen, Umwege in Kauf nehmen oder uns im Kreis drehen. Unser heutiger Psalmbeter kennt das wahrscheinlich auch. Aber er vertraut, dass Gott der Größte ist und uns deshalb den richtigen Weg weist. Er betet: Ps. 86:  6 Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens! 7 In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören! 8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust. 9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren, 10 dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist. 11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. 12 Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. 13 Denn deine Güte ist groß über mir, du hast mein Leben errettet aus der Tiefe des Todes.   
Dürfen auch wir darauf vertrauen, dass Gott uns den Weg weist? Und wie kann das aussehen? Dazu eine Geschichte.
Endlich einmal ein Wintertag, der den Namen verdiente. Der Tag auf der Skipiste war schön gewesen, aber die Rückfahrt hatte es in sich. Es wurde bereits dunkel, und die Straßen waren schlecht, überdies gespickt mit Baustellen und Umleitungen. Herr Driver hatte alle Mühe, seine Familie heil nach Hause zu bringen. „Schon wieder eine Umleitung“, schimpfte er und bog ab. Er folgte weiteren Umleitungsschildern. Dann sagte Martin von der Rückbank: „Hier waren wir doch schon einmal. An diese Apotheke hier kann ich mich erinnern.“ „Das kann doch nicht sein“, entgegnete der Vater, „schließlich bin ich den Wegweisern gefolgt.“ Noch einmal fuhr er aufmerksam den Wegweisern nach – und dann erinnerte auch er sich wieder an die Apotheke, an der sie jetzt zum dritten Mal landeten. „Wir sind im Kreis gefahren“, seufzte er, „und das Navi hilft uns auch nicht, denn die Baustelle ist nicht registriert.“ Erschöpft fuhr er an den Straßenrand und fragte er seine Frau: „Hast du noch Tee in der Thermoskanne?“ Jeder bekam einen Becher Tee und einen Lebkuchen. Da meldete sich auf einmal Tochter Ulla von der Rückbank: „Wir haben einen Umweg gemacht. Genauso kommt mir das Leben auch gerade vor.“ „Wieso denn das?“, fragte Martin. „Nun ja, ich denk an mein vergeudetes Lehrjahr. Ich wollte erst Goldschmiedin werden, und dann merkte ich, dass mein Geschick nicht reicht, um richtig gut zu sein. Jetzt bin ich schon ein Jahr später dran mit meiner Ausbildung zur Erzieherin.“ Alle schwiegen nachdenklich. Sie wussten, wie schwer Ulla der Entschluss zum Umsatteln gefallen war. Dann seufzte die Mutter: „Mir kommt es gerade eher vor, als würde ich immer noch mühsam die Schilder lesen, so wie wir es eben auch gemacht haben.“ „Warum?“, fragte der Vater, und die Mutter erzählte: „Im Advent muss ich immer so viele Entscheidungen treffen: Was schenke ich wem zu Weihnachten? Gibt es Gans oder Pute, haben wir den Weihnachtsbaum bunt oder silbern? Und wen laden wir ein, was können wir zu Coronazeiten da überhaupt verantworten? Manchmal habe ich das Gefühl, ich weiß nicht, wo es lang geht.“ Da ergänzte Martin: „Und ich fühle mich, als wäre ich im Kreis gefahren. Immer wieder derselbe Ärger mit meinem Freund Freddy. Jedes mal, wenn ich in irgendetwas besser bin als er, tickt er aus. Als ich neulich in Mathe die 1 hatte und er nur die 2, hat er mir unterstellt, ich hätte gespickt. Dann habe ich ihm mühevoll erklärt, dass ich nicht gespickt habe und dass es doch ein bisschen Glückssache ist und dass er dafür in Englisch besser ist. Ich dachte, er hätte sich beruhigt. Gestern habe ich beim Sport beim Fußball ein Tor mehr geschossen, da fing er gleich wieder das Sticheln an. Meine Geduld mit ihm hat nichts genützt.“ „Ja“, seufzte die Mutter, „das Leben ist manchmal wie eine Fahrt im Dunkeln mit schlechter Wegweisung.“ „Da hatten es die Weisen aus dem Morgenland viel einfacher“, meinte Martin, „die sind einfach dem Stern gefolgt.“ „So leicht wird es auch nicht gewesen sein“, widersprach Ulla, „schließlich mussten sie sich trotzdem in Jerusalem durchfragen und sind dabei bei dem fiesen Herodes gelandet.“ „Und trotzdem“, meinte die Mutter, „die Weisen aus dem Morgenland ließen sich von ihrem Ziel leiten, und das hat ihren Weg bestimmt, auch wenn sie dabei beständig suchen mussten.“ Da mischte sich der Vater ein: „Ihr habt Recht, den Lebensweg müssen wir uns immer wieder suchen, und das ist anstrengend, noch mehr als diese Fahrt hier. Ja, es kann sogar schmerzlich sein. Aber wir haben einen Wegweiser, Jesus Christus.“ „Na, wie will der uns denn den Weg zeigen?“, fragte Martin.
„Nun ja, wir haben doch Advent“, sagte der Vater. „Na und?“, fragte Ulla, „da denken wir an Weihnachten, wie Jesus geboren wurde. Wie kann uns ein kleines Kind den Weg zeigen?“ „Nun, für mich heißt das Stichwort Verständnis und Mitgefühl. Gottes Sohn war sich nicht zu schade, arm zu sein und einfach zu leben. Er hat die himmlische Herrlichkeit verlassen, um selbst zu erleben, wie es ist, ein Mensch zu sein. Und das wäre doch für uns ein Vorbild: Versetzen wir uns doch in andere Menschen hinein, wie es ihnen geht und was sie bewegt. Vielleicht können wir dann Mitgefühl aufbringen und finden Wege, ihnen zu helfen und Gutes zu tun. Diesen Weg will Gott bestimmt von uns haben.“ „Wie bei meinem Freund“, bemerkte Martin, „vielleicht ist er einfach unsicher und hat immer Angst, nicht gut genug zu sein. Vielleicht brauche ich einfach mehr Geduld für ihn. Aber unser Relilehrer hat auch noch gesagt, Advent heißt, dass Jesus heute in unser Leben kommen will.“  „Stimmt“, sagte die Mutter, „und manchmal hilft mir das auch, wenn ich mühevoll den Weg in meinem Leben suchen muss: nachdenken, mir Zeit nehmen, beten, mich auf Jesus Christus einlassen. Manchmal sehe ich danach viel klarer, was wichtig ist.“ „Unser Relilehrer hat auch gesagt, Jesus wird wiederkommen“, ergänzte Martin. „Ja“ sagte der Vater, „und wenn es so weit ist, bekommt unser Leben sein gutes Ziel.“ „Trotz aller Umwege?“, fragte Ulla. „Trotz aller Umwege“, bestätigte der Vater.
Liebe Gemeinde! Vielleicht geht es uns manchmal ähnlich wie dieser Familie. Manchmal verlangt das Leben uns Umwege ab, manchmal scheinen wir uns mit unseren Bemühungen oder Gedanken im Kreis zu drehen, manchmal wissen wir nicht, wo es lang geht. Jesus wird uns keine Patentrezepte liefern. Aber er weist uns den Weg zum Mitgefühl. Er lädt uns ein, dass wir ihn einbeziehen bei unseren Entscheidungen. Und er verspricht uns, dass unser Lebensweg letztendlich der Weg zu einem guten Ziel sein wird. Gott schenke uns, dass uns das Kraft und Zuversicht für alle Aufgaben und Entscheidungen gibt. Amen.

Guter Gott, danke, dass Jesus Christus unser Wegweiser ist. Hilf, dass wir ihm nacheifern in Nächstenliebe und Mitgefühl und so in der Welt und im Leben unsere Probleme solidarisch und gemeinsam lösen. Hilf, dass wir Jesus Christus einbeziehen in unsere Entscheidungen, schenke uns genug Zeit und innere Ruhe zum Beten und Nachdenken. Hilf uns, auf allen Umwegen und schweren Strecken unseres Lebens die Zuversicht nicht zu verlieren, dass wir mit dir unterwegs zu einem guten Ziel sind. So segne uns auf allen Wegen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und