August - 11. So. n. Trinitatis

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
1. Sam. 12 i. A.: 1 Und der HERR sandte Nathan zu David. Als der zu ihm kam, sprach er
zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. 2 Der Reiche
hatte sehr viele Schafe und Rinder; 3 aber der Arme hatte nichts als ein einziges kleines
Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit
seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in
seinem Schoß, und er hielt's wie eine Tochter. 4 Als aber zu dem reichen Mann ein Gast
kam, brachte er's nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast
etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war. Und er nahm das Schaf des armen Mannes
und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war. 5 Da geriet David in großen Zorn
über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt: Der Mann ist ein Kind des
Todes, der das getan hat! 6 Dazu soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und
sein eigenes geschont hat. 7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der
HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet
aus der Hand Sauls 8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen in deinen
Schoß, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch
dies und das dazutun. 9 Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, dass du getan
hast, was ihm missfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau
hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durch das Schwert der
Ammoniter. 10 Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du
mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei. .
13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan sprach zu
David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 14 Aber
weil du die Feinde des HERRN durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der
Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. 15 Und Nathan ging heim.
Liebe Gemeinde!
Das ist doch einmal etwas Schönes: Ein Herrscher, der sein Amt rücksichtslos missbraucht
hat und nur an sich gedacht hat, bekommt die Quittung und sieht seinen Fehler sogar ein. So
war es nämlich bei David. Er hatte sich in die schöne Batseba verguckt und sie zu sich ins
Schloss bestellt. Dass sie einen Mann hatte und dass dadurch nach jüdischem Gesetz sowohl
er als auch sie Ehebruch begingen, störte ihn nicht – bis Batseba schwanger war. Das sollte
natürlich auf keinen Fall bekannt werden, und so dachte sich David eine Menge Tricks und
Lügen aus, um das Ganze zu vertuschen. Vergeblich. Am Ende blieb ihm nur die brutalste
Variante. Er sagte zum Feldherrn: „Gib dem Uria die gefährlichsten Aufgaben!“ Und er
sagte sich: Wenn Uria tot ist, kann ich Batseba zu mir nehmen. Als es so weit war, freute
sich David sehr und holte Batseba zu sich. Umso schöner, dass David nun der Spiegel
vorgehalten wird. Aber warum wird uns diese Geschichte heute eigentlich erzählt?
Zum einen: Sie kann uns vielleicht gerade tatsächlich ein bisschen Mut geben. Herrscher,
die nur an sich selbst und ihre mehr oder weniger verqueren Ideen denken, das Problem
plagt ja auch uns, im Grunde die ganze Welt. In unserem Land gibt es immer wieder einmal
Skandale um prominente Persönlichkeiten, die das Vertrauen erschüttern. In vielen Ländern
der Welt werden Menschen unterdrückt, arm und dumm gehalten, es wird ihnen das Recht
der Meinungsäußerung entzogen. Einer möchte sein Land expandieren, und die ganze Welt
leidet darunter. Mit Herrschern, die sich einfach nehmen, was sie denken, haben wir
durchaus auch unsere Probleme. Da kann uns das Happy End zum Trost werden: Offenbar
gibt es dieses Wunder tatsächlich, dass hochgestellte Persönlichkeiten Einsicht gewinnen.
Aber was hilft dazu?
Nun, ich denke, ohne Gottes heiligen Geist kann das nicht geschehen. Da, wo Gott selbst
Menschen beeinflusst, da kann Einsicht, Änderung und Besserung entstehen.
Aber heißt das, dass wir ohnmächtig sind und warten müssen, bis die Großen sich besinnen?
Nathan, der Prophet, macht es anders. Er traut sich, etwas zu sagen. Er macht es geschickt
und seelsorgerlich. Er spricht nicht gleich das an, was David falsch gemacht hat, sondern
erzählt ihm eine Geschichte, die scheinbar nichts mit Davids Tat zu tun hat. So wird David
nicht gleich in die Abwehr gedrängt, sondern kann sich in das Opfer hineinversetzen. Und
dann merkt er tatsächlich: Er ist nicht besser als der Reiche, der dem Armen sein einziges,
geliebtes Schaf weggenommen hat.
Also können auch wir etwas tun. Vielleicht können wir manchmal, behutsam, seelsorgerlich,
aber dann doch klar, Menschen zur Einsicht bringen. Vielleicht sogar Höhergestellte.
Vielleicht könnte ein freundlicher, aber deutlicher Brief die Lösung sein, vielleicht
Solidarität und Zusammenschluss mit Gleichgesinnten. Und ganz gewiss hilft es auch, wenn
wir auch für irregeleitete Höhergestellte um Gottes guten Geist bitten. Denn über allen
Mächtigen auf der Erde steht doch noch Gottes Macht.
Aber bedenken wir noch etwas anderes, nämlich: Vielleicht sind wir ja in dieser Geschichte
auch oft genug in Davids Rolle. Vielleicht könnte man auch über uns so manche
Geschichten erzählen, die uns zum Nachdenken bewegen könnten.
Da ist etwa die Geschichte von der Frau, die zu ihrem Gast sagte: „Stellen Sie sich vor, ich
wohne in einer schrecklichen Gegend. Die Nachbarin hängt sogar die Wäsche dreckig zum
Trocknen hinaus.“ Der Gast sagte: „Eben bin ich an der Wäsche vorbeigegangen. Sie ist
völlig sauber. Es muss an Ihren Fensterscheiben liegen.“
Sind wir manchmal die Menschen, die an allen anderen nur das Schlechte sehen und unsere
eigenen schlechten Seiten ausblenden?
Oder die Geschichte von dem Mann, der zu einem Fest eingeladen wurde. Er kämpfte sich
rücksichtslos auf den besten Platz, schnappte sich von dem guten Essen, so viel er kriegen
konnte, und kümmerte sich nicht darum, dass er nebenbei die Wohnung des Gastgebers
verwüstete.
Sind wir manchmal die Menschen, die die Erde, auf die wir eingeladen wurden,
rücksichtslos ausbeuten und verwüsten? Um das zu verhindern, müssten wir unseren
Lebensstil ja wirklich deutlich umstellen.
Ja, vielleicht sind wir manchmal selbst die Menschen, denen ein Prophet kritische
Geschichten erzählen könnte. Auch unser Wochenspruch erinnert uns daran, das nicht zu
vergessen: Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Wir
können uns nicht damit herausreden, dass „die da oben“ so gemein sind, wir sollen auch
unser eigenes Leben anschauen und uns eingestehen: Wir alle brauchen Gottes Gnade.
Keiner schafft es allein zu einem Gott gefallenden, gelingenden Leben. Wir brauchen dazu
Gottes Geist, und wir brauchen Gottes Gnade, wenn wir falsche Wege gegangen sind. Wenn
wir uns dieses Angewiesensein auf Gott und seine Gnade bewusst machen und uns Gott
anvertrauen, dann ist der Weg frei zu dem Happy End, das auch unsere Geschichte nimmt.
David ist zutiefst erschrocken, als ihm neu bewusst wird, wie schlimm sein Verhalten ist. Er
hat den Mut, das auszusprechen. Und er bekommt Gottes Vergebung,. Das heißt nicht: ein
Leben, in dem alles rund läuft. Im Gegenteil, er wird ein Kind hergeben müssen, mit das
Schlimmste, was einem Menschen geschehen kann im Leben. Aber er darf doch auf Gottes
Vergebung hoffen.
Und so ist es auch für uns, dafür ist Jesus Christus gestorben und auferstanden. Wir dürfen
vertrauen: Die Gnade Gottes, die wir aus ganzem Herzen erbitten, wird uns auch gewährt.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass uns die Folgen unseres Tuns erspart bleiben. Aber das
bedeutet doch, dass wir bei Gott in guten Händen bleiben, dass es sich lohnt, neu
anzufangen und unermüdlich die Wege zu suchen, die Gott uns führen will. Und so schenke
Gott uns seinen Geist, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf seine Gnade verlassen
und mit ihm einen guten, gelingenden Weg gehen. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in
Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, auf deine Gnade sind wir angewiesen. Danke, dass du sie uns schenkst, wenn
wir darum bitten. Wir bitten dich: Schenke den Mächtigen in der Welt deinen Geist, damit
sie Frieden suchen und zum Wohle aller handeln. Schenke uns deinen Geist, damit wir deine
Wege gehen. Schenke uns deine Vergebung, wenn wir deine Wege verlassen haben. Bleibe
bei uns, segne und behüte uns. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der
heilige Geist. Amen