Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Liebe Gemeinde!
„Komm mal her, ich glaube, der Osterhase war da und hat etwas versteckt.“ Auf diesen Ruf der Mutter hin kommt der kleine Kevin gern her. Aber dann hat er erst mal eine Frage: „Sag mal Mama, warum müssen wir die Ostereier immer suchen?“
Liebe Gemeinde, was würden Sie auf diese Frage antworten? Ich meine: Ostern ist nun einmal seit alters her ein Fest des Suchens.
Wer zum Beispiel an Ostern in den Gottesdienst kommt, der sucht das Leben, der möchte etwas spüren und erfahren von Leben und Auferstehung. Dem ist klar: Leben muss doch mehr sein als nur herauszuholen, was geht, auf der Erde. Leben muss doch mehr sein als Streben nach Besitz oder Kampf um den Status. Leben muss doch mehr sein als Arbeit und Stress und dann wieder Erschöpfung. Leben muss doch mehr sein, als sich in unsicheren und schwierigen Zeiten besorgt fragen zu müssen, wie es weitergehen kann. Leben muss doch mehr sein … und ich denke, wenn wir an Ostern kommen, um die Auferstehungsbotschaft zu hören, dann sind wir im Grunde auf der Suche nach diesem Mehr.
Ostern ist ein Fest des Suchens. Das war von Anfang an so. Die Frauen, die zum Grab gingen, fanden das Grab leer. Sie suchten also nach dem Leichnam Jesu, und dann wurden sie überrascht davon, dass Jesus lebt. Ein beglückendes Finden – aber erst, als die Frauen sich nicht mehr auf das Erwartete konzentrierten, sondern offen waren für die Begegnung mit Jesus.
Ums Suchen geht es auch in unserem Predigtabschnitt. Wir hören Kol. 3,1-4: 1 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. 3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 4 Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
Auch hier geht es um die Suche nach dem wahren, aber verborgenen Leben. Das ist nicht ohne Sterben zu haben.
„Ihr seid gestorben“, damit weist der Autor auf die Taufe hin. In dem Moment, wo wir zu Jesus Christus wirklich dazugehören, stirbt etwas. Nämlich der Mensch, der Erfüllung nur auf der Erde findet. Der Mensch, für den es schlimm ist, etwas nicht haben zu können, weil ihn diese Erfahrung am Sinn seines Lebens zweifeln lässt. Der Mensch, dessen Blick nicht über sich selbst, sein kleines Leben und sein Schäfchen im Trockenen hinausreicht.
Mit diesem Menschen ist es dank Jesus aus. Statt dessen bekommen wir neues Leben: Hoffnung über die Erde hinaus. Die Gewissheit: Unser Lebensweg mit allen Höhen und Tiefen hat seinen Sinn und hat ein gutes Ziel, das neue, ewige Leben bei Jesus Christus. Ein Leben, dessen Freude, Sinn und Hoffnung sich nicht nur an das knüpft, was vor Augen ist, sondern an Jesus Christus. Dieses neue Leben wurde uns in der Taufe persönlich zugesprochen. Wir haben es also schon.
Und doch ist es verborgen. Das merken wir ja selber. Wir sind, was das Leben auf der Erde betrifft, vergänglich, und das macht auch Angst. Wir spüren, dass der Tod unser Leben beeinträchtigt. Wir merken gerade zur Zeit, dass das Leben unsicher ist. Wir merken auch, dass wir manchmal selbst Leben beeinträchtigen oder auf Kosten anderer Menschen oder Geschöpfe leben. Wir merken, dass es in solchen Zeiten schwer ist, so etwas wie Zuversicht oder gar Freude zu empfinden.
Und doch, dank Jesus steht uns das neue, wahre Leben schon bereit. Aber eben nicht sichtbar, sondern noch verborgen.
Der kleine Kevin macht sich nicht sogleich an die Suche. Er hat noch mehr neugierige Fragen: „Sag mal, Mama, aber warum sucht man zu Ostern gerade Eier?“ Die Mutter erklärt: „Erinnerst du dich, als wir letztes Jahr Urlaub auf dem Bauernhof gemacht haben? Da haben wir auch Eier gesehen. Von außen sahen die tot aus, wie Stein. Lange Zeit lagen sie so herum. Das Leben in ihrem Inneren war verborgen. Aber dann kam der Tag, da pickten sich die kleinen Küken aus den Eiern heraus. Und jeder konnte sehen: Ein Ei ist lebendiger als ein Stein. Mit dem ewigen Leben, das Jesus uns am Ostertag geschenkt hat, ist es genau so. Das ist noch verborgen. Deswegen gehören zum Osterfest Eier.“
Ja, liebe Gemeinde, das Ei ist ein gutes Symbol für das verborgene Leben. Lange Zeit sieht es nicht danach aus, und dann wird das Leben doch offenbar. Und deshalb machen sich die Vogeleltern auch die Mühe, so ein Ei zu bebrüten – aus der Gewissheit heraus, dass aus diesem Ei Leben kommt.
Ja, Leben ist mehr als nur hetzen, rennen, hasten, sich sorgen, erschöpft oder ängstlich sein. Aber dieses Mehr, dieses wahre Leben ist noch verborgen. Ostern jedoch sagt uns: Dieses Leben ist schon für uns da. Nur: Wie kann man jetzt schon etwas davon spüren?
Im Kolosserbrief heißt es dazu: „Trachtet nach dem, was droben ist.“
Man könnte das vielleicht so wiedergeben: „Sucht nach Jesus. Fragt nach seinem Willen. Macht euch bewusst, was er für euch getan hat und versucht Tag für Tag, euer Leben nach Jesus auszurichten. Dann werdet ihr nach Jesu Plan zum neuen, wahren Leben kommen.“
Das hört sich anstrengend an. Aber es lohnt sich, schließlich geht es um ein gutes Ziel. Und wenn uns das Ausrichten auf Jesus Christus gelingt, dann werden wir vielleicht auch jetzt im Leben schon spüren, wie gut das tut.
Wie könnte das aussehen?
Kevins Wissensdurst ist noch nicht gestillt. Er sagt: „Merkt man denn auch noch was vom neuen Leben, wenn Ostern vorbei ist?“ „Ganz bestimmt“, antwortet die Mutter, „wenn wir nach dem neuen Leben suchen.“ „Wie kann man denn das suchen?“, fragt Kevin. „Nun, indem wir immer wieder an den auferstandenen Jesus denken. Und indem wir uns immer wieder fragen: Was würde ihm wohl Freude machen.“ „Echt?“, staunt Kevin. Und dann macht er sich auf die Suche. Bald darauf hat er jede Menge Schokoladeneier gefunden, dazu ein kleines Geschenk. Aber am meisten faszinieren ihn die bunt gefärbten Hühnereier. Gelbe, rote und grüne hat die Mutter gefärbt. „Warum hast du die Eier gefärbt?“, fragt Kevin. „Nun, Gelb bedeutet Freude, Sonne und gute Laune. Rot bedeutet Liebe. Und Grün bedeutet Hoffnung. Das alles können wir finden, wenn wir Gott suchen.“
Ein weises Wort. Wenn wir Gott suchen, dann werden wir unsere Freuden als Geschenk aus seiner Hand nehmen. Dadurch erleben wir sie bewusster, sie können uns Kraft, Mut und gute Laune geben – und wenn wir dies an andere weitergeben durch Freundlichkeit und wohltuende Heiterkeit, dann ist da schon ein Stück wahres Leben zu spüren.
Wenn wir Gott suchen, dann werden wir an seine Liebe denken und diese weitergeben in Form von Anteilnahme und Hilfe und intensivem Bemühen um Frieden und Verständigung. Und wo uns das gelingt, ist schon ein Stück wahres Leben zu spüren.
Wenn wir Gott suchen, dann werden wir Hoffnung haben. Und das gibt uns die Kraft, Tag für Tag neu anzufangen, Gutes anzustreben, das Leben zu fördern. Und wo uns das gelingt, ist schon ein Stück wahres Leben zu spüren.
Wer Gott von Herzen sucht, der darf schon jetzt auf Freude, Liebe und Zuversicht hoffen, die das Leben hell und bunt machen. Und der darf schließlich auf das wahre, ewige Leben hoffen. Und so schenke uns Gott, dass wir ihn suchen, ihn und das wahre, ewige Leben finden. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, Jesus ist auferstanden. Wie ein Licht der Freude und Hoffnung scheint diese Botschaft in unsere Dunkelheit hinein. Wir danken dir dafür. Hilf uns, dein Licht voll Vertrauen in uns aufzunehmen und es weiterzugeben, wo immer wir können. Gib vor allem denen das Licht des Trostes und der Hoffnung, die dunkle Zeiten erleben oder schwarz sehen. Sei du das Licht auf unserem Wege. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.