16. So. n. Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Joh. 6,35:  Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Liebe Jubilarinnen und Jubilare, liebe Gemeinde!
Konfirmationsjubiläum, das ist oft ein Anlass, an die Jugend zurückzudenken. Jugend, das ist die Zeit, wo man sich noch darüber freut, für älter gehalten zu werden, so habe ich mal jemanden sagen gehört. Ja, Jugend ist die Zeit, wo man endlich erwachsen werden und frei sein will, wo man sich in einer Arbeit oder Aufgabe beweisen will, wo man schick und cool sein will, beliebt sein will, seine eigenen Wege gehen will und auch mal Sachen ausprobiert wie Schminken, Küssen oder Mofa frisieren. Jugend, das ist aber auch die Zeit, wo es ungeheuer wehtut, wenn man bei einer angesagten Party nicht dabei sein kann oder wenn alle anderen schon eine Freundin oder einen Freund haben und man selbst noch nicht. Jugend ist die Zeit, wo einen noch manches tief betrifft, was man in späteren Jahren abgeklärt wegsteckt. Jugend, das ist eben die Zeit, wo man Lebenshunger hat, wo man das Leben wirklich spüren und keinesfalls verpassen will.
Und wie sieht es nun, im Abstand von 25, 50, 60 oder 65 Jahren damit aus? Ist der Lebenshunger gestillt? Und was brauchen wir überhaupt, dass unser Lebenshunger gestillt wird?
Wenn ich mich mit Erwachsenen über die Konfirmation unterhalte, dann höre ich selten etwas über das Essen an diesem Tage (außer bei denen, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit konfirmiert wurden und die Mahlzeit oft unter abenteuerlichen Bedingungen beschaffen mussten). Ich höre auch sehr selten etwas über die Geschenke. Viel wichtiger sind den meisten Erinnerungen an die Erlebnisse in der Konfirmandenzeit: die Mitkonfirmanden, an das, was man miteinander erlebt hat, oder wie es damals mit dem Pfarrer so war.
Und das deckt sich mit dem, was wir in den Einschränkungen durch Corona erlebt haben: Zu einem erfüllten Leben, zu einem gestillten Lebenshunger gehören mehr als Nahrung und Konsum. Da brauchen wir zum Beispiel eine Aufgabe, die uns Selbstwertgefühl gibt, nicht zu viel Stress und nicht zu wenig, so dass wir es schaffen können, aber spüren „Ich werde gebraucht“. Liebe und Gemeinschaft ist auch ein ganz wichtiger Faktor für ein erfülltes Leben. Nicht zu wenig davon, wie es manche Singles erleben mussten, nicht zu viel davon, wie es zur Coronazeit in manchen Familien zum Problem wurde, wenn die Kinder den ganzen Tag daheim waren.
Ja, um den Lebenshunger zu stillen, braucht nicht nur der Körper Nahrung, sondern auch die Seele. Und wie ist es Ihnen da im Laufe der Jahre ergangen?  Wurde seit Ihrer Konfirmation der Lebenshunger gestillt?
Nun, ich kann mir denken, dass die Frage für jeden Menschen mal mit Ja, mal mit Nein zu beantworten ist.  Ich kann mir vorstellen, dass es Zeiten gibt, in denen wir froh, erfüllt und dankbar sind.  Es kann auch Zeiten geben, da vermissen wir etwas bitterlich, etwa die Arbeit wenn wir arbeitslos sind, die Gesundheit, wenn wir krank sind oder einen geliebten Menschen, den wir hergeben mussten. Dann ist der Hunger nach einem besseren Leben wieder da. Und dann gibt es vielleicht manchmal auch die Zeiten, wo es uns äußerlich an nichts fehlt. Und doch ist da so das Gefühl eines ungestillten Lebenshungers, einer unbestimmten Sehnsucht, und wir fragen uns: „War das alles?“
Und vielleicht fragen Sie sich in diesem Tagen auch: Wie wird es weitergehen? Mit schönen erfüllten Zeiten? Zeiten,wo Sie wunschlos glücklich sind? Zeiten, wo all die guten Wünsche, die Sie heute bekommen, in Erfüllung gehen? Oder mit Zeiten, wo Sie Lebenshunger verspüren und es schwer mit sich und dem Leben haben?
In die Zukunft schauen können wir nicht. Aber auf eines oder besser gesagt auf einen dürfen Sie vertrauen, Jesus Christus, der von sich sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Wie stillt er nun den Lebenshunger?
Manchmal haben Sie es vielleicht schon gespürt, wie unser Herr Ihnen zum Brot, zur seelischen Nahrung wurde: Wenn Sie Gutes und Schönes erleben, sich freuen und lachen konnten. Wenn Sie für schwere Zeiten doch immer wieder genügend Kraft und Trost bekommen haben. Wenn Sie eine hohe Anforderung bewältigt haben, Erfolg gehabt haben und Dinge geschafft haben, die nicht selbstverständlich sind.
Und dass Jesus Brot für unseren Lebensweg ist, können wir auch sehen, wenn wir uns Jesus selbst genauer anschauen. Da sehen wir den Menschen Jesus. Der ist unseren Lebensweg mitgegangen, er kennt Freude und Höhepunkte, aber auch Tiefen, Einsamkeit, Leid und Not, und er hat sich immer ganz besonders der Leidenden angenommen. Er zeigt uns: Gott selbst ist uns nahe. Gott weiß, was uns bewegt und will uns zur Seite stehen. Das kann ein Stück Wegzehrung für den Lebensweg sein, denn es bedeutet: Immer und überall ist Gott für uns da, können wir uns ihm anvertrauen, mit ihm reden und uns bei ihm alles von der Seele reden, was uns bewegt. Und immer und überall dürfen wir auf Gottes Nähe und Hilfe hoffen. Wir sind nicht allein.
Wenn wir auf Jesus schauen, sehen wir auch den, der am Kreuz für uns leidet. Er zeigt uns: Gott vergibt uns unsere Sünde. Auch das kann ein Stück Wegzehrung für den Lebensweg sein, denn es bedeutet: Wir brauchen uns nicht selbst zu verabscheuen wegen unserer Schwächen und Fehler, denn wir sind auch so von Gott angenommen, wertvoll und geliebt. Und wir brauchen nicht zu verzweifeln über die Irrtümer und Fehlentscheidungen auf unserem Lebensweg, denn wir dürfen sie vor Gott bringen und gewiss sein, dass er trotzdem ein sinnvolles und gelingendes Leben aus unserem Leben macht. Wir sind wertvoll und geliebt.
Wenn wir auf Jesus schauen, sehen wir schließlich den Auferstandenen. Er zeigt uns: Kein Leid und keine Not sind ewig, auch der Tod behält nicht das letzte Wort. Sondern am Ende steht neues, gutes, ewiges Leben. Auch das kann ein Stück Wegzehrung für unseren Lebensweg sein, denn es bedeutet: Es gibt immer eine Hoffnung auf Hilfe für uns, in diesem Leben und darüber hinaus. Alles wird letztendlich gut.
Du bist nicht allein. Du bist wertvoll und geliebt. Alles wird letztlich gut. Für diese Zusage steht Jesus Christus, und das kann wirklich ein Stück Wegzehrung, seelische Nahrung für den Lebensweg sein. Eine seelische Nahrung, die Freude und Zuversicht, Hoffnung und Trost, Kraft und Lebensmut gibt.
Liebe Jubilarinnen und Jubilare : Auf diese Weise hat Jesus Ihnen bei Ihrer Konfirmation versprochen, Brot für Sie zu sein. Eine Nahrung, die nie ausgeht und immer für Sie da ist.
Damals haben Sie Ja zu Jesus gesagt, und ich wünsche Ihnen, dass Sie es auch heute so empfinden können: „Ja, ich will auf Jesus vertrauen. Ich will, dass er meinem Leben Nahrung gibt.“
Sie dürfen gewiss sein: Wenn Sie auf ihn Wert legen, dann ist Jesus für Sie da als Brot des Lebens. Und Sie dürfen für die Zukunft vertrauen: Auch wenn Sie einsam sind oder einen lieben Menschen entbehren – Sie sind nicht allein. Auch wenn Sie Schwächen haben oder Fehler machen – Sie sind wertvoll und geliebt. Auch wenn schwere Zeiten auf Sie zukommen – alles wird letztendlich gut.
Als Zeichen dafür werden Sie heute Brot bekommen, das Brot des Abendmahls. Also wirklich: Jesus als Brot, der sich für uns hingibt als Nahrung für unser Leben. Und ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das erneut zur Konfirmation wird, auf deutsch: zur Bestätigung im Vertrauen auf Jesus, der Ihnen verspricht: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, du schenkst uns Nahrung für Leib und Seele. Wir danken dir dafür. Wir bitten dich besonders für unsere Jubilarinnen und Jubilare, aber auch für uns selbst: Mache uns deine Güte und Liebe immer wieder bewusst, damit wir uns daran freuen, daraus Kraft schöpfen und gestärkt werden im Vertrauen auf dich. Segne und behüte uns auf allen Wegen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen