3. So. n. Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Dies ist ein besonderes Wochenende: 8 Konfirmandinnen und Konfirmanden beginnen nun ihre Konfirmandenzeit. Auch wenn wir vielleicht nicht am Gottesdienst für sie teilnehmen können, sind wir ihnen gedanklich verbunden.

Lk. 15,1-7: 1 Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

Liebe Gemeinde!
Heinrichs Eltern waren nicht besonders reich. Dafür konnte er nichts. Er hatte deshalb nicht die üblichen coolen Markensachen. Dafür konnte er auch nichts. Manchmal waren seine Kleider schmuddelig. Dafür konnte er schon eher etwas. Und er konnte auch etwas dafür, dass er in der Schule faul war, dass er oft den Unterricht störte, dass er, wenn ihm etwas gelang, fürchterlich angab und dass man ihn schon einmal bei einem Ladendiebstahl erwischt hatte. In der Klasse mochte ihn keiner. Statt „Heinrich“ nannten sie ihn „Blödheini“. Sie wollten ihn auch in der Pause nicht dabei haben. Da kam sich Heinrich dann oft ganz verloren vor. Sepp sagte manchmal: „Komm doch mit uns!“ Aber dann sagte Nico, der Star der Klasse, der gut aussah, tolle Noten hatte, für die Mädchen interessant war und supersportlich war: „Verschon uns mit Blödheini. Der nervt doch nur, der ist uncool, ein hoffnungsloser Fall.“ Damit war die Sache dann entschieden, Heinrich schlich davon. Und Nico dachte: „Gut, dass ich nicht so uncool bin wie der.“  Nur in einer ganz kleinen Ecke seines Herzens hatte er manchmal die Angst: „Was ist, wenn ich mal was falsch mache und mich keiner mehr cool findet?“
Wer ist eigentlich in dieser Geschichte das verlorene Schaf, der Sünder, der sich gegen Gottes Willen stellt? Ist es Heinrich, der schon so einiges angestellt hat und sich auch noch selbst verloren vorkommt? Ist es Nico, der Heinrich bewusst ausschließt, sich besser vorkommt und doch heimlich Angst hat, einmal selbst in die Rolle von Heinrich zu geraten?
Für Jesus war der Fall wohl klar: Das verlorene Schaf, der Sünder – das ist jeder Mensch immer wieder. Das ist der, der schon so manches angestellt hat. Das ist der, der sich verloren vorkommt, sich minderwertig oder uncool fühlt. Das ist der, der am Leben gescheitert ist. Das verlorene Schaf, der Sünder ist aber jeder Mensch, der sich von Gott entfernt. Und das kann manchmal auch genau der sein, der sich am gescheitesten und besten vorkommt. Zum Beispiel jemand, der herunterschaut auf die anderen mit ihren Fehlern. Jemand, der zwar Erfolgsmensch ist, aber gar kein Herz mehr hat für Arme, Schwache oder Versager. Wer den anderen so wenig sieht, übt nicht die Nächstenliebe, die Jesus will, und so wird er selber zum Sünder, zum verlorenen Schaf. So schnell kann man sich verirren im Leben.
Aber da ist Jesus, und er erzählt ein wunderbares Gleichnis vom guten Hirten. Der zählt seine Schafe, und – oh Schreck! - eines fehlt. Genau dieses eine wird für ihn in diesem Moment zum wichtigsten Schaf der Welt, und so macht er sich auf die Suche. Über Stock und Stein, durch Gestrüpp und Dorn geht es, bis er endlich das verlorene Schaf findet. Er legt das Schaf, ungefähr ein 50- Kilo- Paket, über die Schultern und trägt es zurück zur Herde. Dann legt er es ab, und man könnte meinen, er sei erschöpft vom Transport. Aber er hat noch die Kraft, den anderen den guten Ausgang seiner Suche zu erzählen.  Und dann sagt Jesus: Wenn einer, der Sünder war, umkehrt und sich Gott neu zuwendet, dann freut sich Gott genau so wie der gute Hirte über sein Schaf.
Eine Geschichte, die zum Umdenken ruft.
Gehören wir zu denen, die sich wie Heinrich als Verlierer erleben? Haben wir auch schon so einiges angestellt, das uns im Nachhinein leid tut? Haben wir auch manchmal das Gefühl, Versager zu sein? Wenden sich andere von uns ab, weil wir ihnen nicht gut genug sind?Dann sagt uns die Geschichte: Du musst nicht bleiben, wie du warst und bist. Du kannst umkehren. Du kannst Gott eingestehen, was du an dir selber nicht leiden kannst oder was du verbockt hast. Und dann kannst du es hinter dir lassen und neu anfangen. Und das nach jedem Rückschlag wieder.
Gehören wir zu denen, die wie Nico vorn dran sind und sich nichts vorzuwerfen haben? Dann sagt uns die Geschichte: Hab ein Herz für die Verlierertypen. Versetze dich in sie hinein. Überlege dir, wie es sich anfühlt, wenn andere sagen: „Verschone mich mit dem!“ Wenn du jetzt merkst, dass auch du manchmal ganz schön hart bist, dann darfst auch du umkehren und neu anfangen – vielleicht mit einem freundlichen Wort für den Verlierertypen.
Wie wäre wohl die Geschichte vom Anfang verlaufen, wenn die Jungen das Gleichnis gekannt und vor allem sich zu Herzen genommen hätten?
Vielleicht so: Heinrichs Eltern waren nicht besonders reich. Dafür konnte er nichts. Er hatte deshalb nicht die üblichen coolen Markensachen. Dafür konnte er auch nichts. Manchmal waren seine Kleider schmuddelig. Dafür konnte er schon eher etwas. Und er konnte auch etwas dafür, dass er in der Schule faul war, dass er oft den Unterricht störte, dass er, wenn ihm etwas gelang, fürchterlich angab und dass man ihn schon einmal bei einem Ladendiebstahl erwischt hatte. In der Klasse mochte ihn keiner. Statt „Heinrich“ nannten sie ihn „Blödheini“. Aber heute fiel ihm etwas ein: Gott sieht das anders als meine Mitschüler. Gott lässt mich neu anfangen. Ich will versuchen, mich zu bessern. Heute bin ich im Unterricht leise und arbeite mit. Und nachmittags wasche ich meine Kleidung. Ob Heinrich wohl schon ein bisschen selbstbewusste aus der Wäsche schaute? Jedenfalls rief Sepp heute wieder: „Komm doch mit uns!“ Und – oh Wunder! - auch Nico sagte: „Ja, Sepp hat Recht, komm mit uns!“ Es war eine richtig schöne Pause, und sie gab Heinrich den Mut, seine guten Vorsätze auch wirklich durchzuhalten. So kam er besser bei den anderen an, und eines Tages meine Nico nachdenklich: „Der Heinrich hat sich ganz schön gemacht.“
Ja, so kann Umdenken das Leben verändern, vor unserer Haustür und manchmal auch in der großen Welt. Und dazu will uns Gott mit seinem Wort immer wieder einladen. Umdenken, uns an ihm orientieren, so zu Gott kommen und auch bis dahin schon besser leben. Das schenke Gott uns allen, und ganz besonders, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wünsche ich euch in der Konfizeit viele Momente, wo Bibel und Glaube euch zum Umdenken bringen, zu einer neuen Sicht und zur Erfahrung: Ein Leben mit Gott ist ein gutes Leben. Und ich wünsche euch, dass sich das auch für eure Gemeinschaft in der Gruppe auswirkt und dass euch das gut gelingt: jede und jeden einbeziehen, niemanden abstempeln, jede und jeden achten, so wie er oder sie ist.  Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   
Guter Gott, wir danken dir, dass du immer die suchst, die falsche Wege gehen oder sich verloren vorkommen. Wir danken dir, dass jede und jeder von uns immer wieder zu dir umkehren darf. Mache uns bereit dazu, wo immer es nötig ist. Besonders bitten wir dich für unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden, die ihre Konfirmandenzeit begonnen haben. Segne ihre Konfirmandenzeit. Hilf, dass sie darin Wichtiges über dich erfahren und
 im Glauben an dich bestärkt werden. Hilf, dass sie Freude finden am Leben in deiner Gemeinde und gute Gemeinschaft erleben.  Gib uns deinen guten Geist, dass wir durch die richtigen Worte und die richtigen Taten dazu beitragen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und