Judika

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

1. Kön. 3,16-28: 16 Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. 17 Und die eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten im selben Hause, und ich gebar bei ihr im Hause. 18 Und drei Tage nachdem ich geboren hatte, gebar auch sie. Und wir waren beieinander, und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. 19 Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. 20 Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. 21 Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. 22 Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. 23 Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. 24 Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, 25 sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. 26 Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König – denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn – und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! 27 Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. 28 Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.

Liebe Gemeinde!
Udo wuchtete den Werkzeugkasten in den Kofferraum, schloss die Tür und schwang sich auf den Beifahrersitz: „Wohin nun?“ „Zur Familie Oberhofer“, antwortete Helmut, „die wohnen weit draußen. Da kenne ich an der Strecke eine Bank, da können wir unsere Frühstückspause machen.“ Er startete den Motor. „Ich mache mal das Radio an“, schlug Udo vor. Helmut nickte. „Soll ich oder soll ich nicht“, tönte es aus dem Radio. „Ach, das wieder“, seufzte Helmut, „das brauchen wir nicht zu hören. Soll ich oder soll ich nicht – mit solchen Fragen kann ich dich allein unterhalten.“ Udo schaltete das Radio aus: „Schieß los!“ „Also, erstens: Soll ich mir ein E- Auto kaufen oder nicht? Das Benzin ist ja elend teuer, und es wird nicht besser werden. Und E- Autos sollen für die Umwelt gut sein. Aber da gibt es auch Nachteile, zum Beispiel das mit den seltenen Erden, die im Akku verbaut sind. Außerdem: Wenn alle ein E- Auto fahren, wird der Strom bestimmt auch unbezahlbar. Zweitens: Soll ich im Kegelverein als Vorstand kandidieren? Du weißt, ich liebe Kegeln und habe gute Ideen, unseren Verein zu fördern. Aber ich weiß nicht, ob ich auf Dauer die Zeit habe, die Arbeit im Vorstand zu bewältigen.  Und drittens: Soll ich dem Drängen meiner Frau nachgeben und mal wieder eine längere Urlaubsreise in den Süden buchen? Eigentlich habe ich Bedenken wegen Corona und dem Krieg und den steigenden Preisen, andererseits könnten wir dringend einmal wieder einen Urlaub gebrauchen.“ Mit einem Seufzer schloss Helmut. Udo schwieg nachdenklich, dann sagte er: „Immer dieses Entweder- Oder. Das macht doch eigentlich nur Streit und Krieg. Du liegst im Streit mit dir. Andere sind im Streit miteinander, weil ihre Interessen einander ausschließen und alternativlos scheinen.“ „Stimmt“, nickte Helmut, „aber was dann?“ „Vielleicht müsste man es machen wie Salomo und öfter nach dem dritten Weg suchen.“ „Salomo?“, fragte Helmut zurück. „Ja“, erklärte Udo, „zu dem kamen einmal zwei Frauen und stritten sich. Jede behauptete: 'Die andere hat nachts ihr Baby totgedrückt und mir dann im Schlaf das tote Kind untergeschoben. Aber mein Kind ist lebendig!' Und Salomo? Der schlug vor, das Kind lebendig zu teilen. Der einen Frau war das recht, die andere protestierte. Da wusste Salomo: Die, die das Leben des Kindes wollte, ist die bessere Mutter. Ihr sprach er das Kind zu. Er hat also den dritten Weg gefunden.“ „Gute Idee. Aber woher bekommt man solche Ideen?“, fragte Helmut. „Nun, Salomo hatte Gott um Weisheit gebeten, und sein Gebet war erhört worden.“ „Also ich bete und zack, habe ich die richtige Lösung?“, fragte Helmut zurück., „oder war das mit Salomo nur ein Einzelfall?“ „Weder noch“, meinte Udo, „denn Gott hat uns ja wirklich allen seinen Geist versprochen, wenn wir darum bitten. Aber Gott antwortet eben nicht immer gleich auf unsere Fragen. Auch bei Salomo hätte es ja anders laufen können. Was, wenn beide Frauen mit dem Zerteilen einverstanden gewesen wären? Oder wenn beide dagegen gewesen wären? Dann hätte er sich wieder etwas überlegen müssen.“ „Stimmt. Aber was hilft mir das für meine Fragen?“, fragte Helmut. Udo meinte: „Das zeigt, dass Gott unterschiedlich auf unsere Gebete antwortet. Mal, indem er uns einen Geistesblitz schickt und wir, wie Salomo, auf eine geniale Idee kommen, auf den Ausweg, wenn wir zwischen zwei Alternativen feststecken. Ein anderes Mal antwortet Gott vielleicht, indem er uns auf eine vorläufige Lösung bringt, mit der wir dann weiterarbeiten müssen. Etwa einen Kompromiss, der hilft, dass ein Streit nicht total eskaliert. Manchmal antwortet Gott vielleicht auch mit der Erkenntnis, dass es noch nicht Zeit ist für eine Entscheidung. Manchmal erwartet Gott vielleicht unsere Geduld und unser Vertrauen.“  „Ziemlich mühsam, das Ganze“, meint Helmut. „Ja, so ist es. Ob man nun im Streit mit sich selbst ist oder im Konflikt mit anderen, es ist immer mühsam, den richtigen Weg zu finden. Es ist mühsam, nach dem dritten Weg zu suchen, wenn man sich zwischen zwei Alternativen festgefahren hat. Aber es lohnt sich. Es lohnt sich, nachzudenken und zu suchen. Und es lohnt sich, Gott zu bitten um seine Wegweisung und seinen Geist.“ „Warum sollte ich Gott eigentlich glauben, das er es ernst meint?“, fragte Helmut. „Denke daran, wir haben Passionszeit. Gott sind wir so viel wert, dass er seinen Sohn für uns gibt. Glaubst du nicht, dass er uns dann auch den Weg weisen wird, wenn wir ihn darum bitten?“
Liebe Gemeinde, ob im Konflikt mit uns selbst oder im Konflikt mit anderen, oft schießen wir uns auf immer dieselben Forderungen, Gedanken und Argumente ein und merken: So geht es nicht weiter. Aber Gott hat versprochen, uns den richtigen Weg zu weisen. Vielleicht tut er es auf seine Art und zu seiner Zeit und anders als wir erwarten. Aber weil er mit seinem Sohn für uns einsteht, dürfen wir vertrauen, dass er uns seinen Geist schickt, um die richtige Alternative oder den dritten Weg zu finden. Es lohnt sich also, beharrlich danach zu suchen und vor allem: Gott im Gebet die Konflikte dieser Welt vorzulegen, die kleinen, die inneren und die großen. Er schenke auch uns Weisheit. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, hilf uns, dass wir uns nicht im Streit verbeißen. Mache uns offen, aufeinander zu hören, statt nur an uns zu denken. Gib uns gute Ideen, wie wir faire Lösungen für Streitigkeiten finden und in Frieden leben können. Hilf uns auch, wenn wir unentschlossen oder in inneren Konflikten sind.Schenke uns dann Offenheit für neue Ideen und gib uns immer wieder deinen Geist, damit wir nach deinem Willen fragen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und