Gründonnerstag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Unser heutiger Abschnitt für die Predigt am Gründonnerstag steht in 2.Mose 12,1-14 in Auswahl: 12 1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland: 3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. 4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er's mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr's nehmen 6 und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend. 7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie's essen, 8 und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen. 10 Und ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrig bleibt bis zum Morgen, sollt ihr's mit Feuer verbrennen. 11 So sollt ihr's aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des HERRN Passa. 12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter, ich, der HERR. 13 Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.

Liebe Gemeinde!
Der allererste Passaabend – wie kam es dazu? Damals erlebte das Volk Israel, so wie wir gerade jetzt, eine historische Krise. Lange hatten die Ägypter die Israeliten wie Sklaven behandelt. Nun wollten sie, unter der Führung des Mose, aus Ägypten fortziehen. Der Pharao sagte Nein, und Gott schickte den Ägyptern Plagen.  Aber dem Pharao waren wohl die billigen Arbeitskräfte wichtiger als das Ergehen seines Volkes, denn er blieb bei seinem Nein. Und nun geht es um die letzte Plage: Tötung der Erstgeburt.
Hier wird beschrieben, wie sich die Israeliten darauf vorbereiten sollten. Mir kommt das auf den ersten Blick vor wie das genaue Gegenteil von dem, was wir gerade in unserer historischen Krise wegen Corona erleben.
Gott sagt den Israeliten: Schmiert Blut an die Türrahmen, und die Plagen werden an euch vorbeiziehen, denn Gott hilft. Wir hingegen müssen Tag für Tag damit rechnen, dass Corona uns und unsere Lieben trifft, und auch wer nicht krank ist, leidet unter den Folgen des Virus.
Gott sagt den Israeliten: Setzt euch zusammen, in Familien, als Nachbarn und Freunde, und teilt miteinander ein Lamm. Ihr gehört zusammen als die Meinen. Wir heute sollen zuhause bleiben, zur Not auch ganz allein.
Die Israeliten sollen sich bereit halten für den Aufbruch in die Freiheit von ihrer Bedrückung. Bei uns wurden die  Ausgangs- und Reisebeschränkungen gerade verlängert.
Gott hilft. Ihr gehört zusammen. Ihr dürft in die Freiheit von Eurer Bedrückung aufbrechen. Diese Botschaften bekamen damals die Israeliten. Und wir?
Wir denken am Gründonnerstag an einen besonderen  Passaabend. Gott hatte geboten, das Passafest jährlich als Gedenktag zu halten, und Jesus feierte es mit seinen Jüngern. Als er seinen Jüngern das Brot gab, sagte er: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Beim Herumgeben des Weines sagte Jesus: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“  Und: „Denkt immer wieder beim Abendmahl an den neuen Bund, für den ich mein Leben lasse.“ Dieser Bund bedeutet: Wenn wir nur Wert auf Jesus Christus legen, dann kann uns nichts von seiner Liebe trennen: nicht unsere Fehler und unsere Schuld, kein Leid und auch nicht der Tod. Dieser Bund bedeutet auch jetzt Hoffnung für uns.
Die erste Hoffnung: Gott hilft. Freilich: Das Vertrauen auf Jesus erspart uns nicht Angst, Leid und Sterblichkeit. Und doch: So, wie Jesus nach dem Leid den Tod besiegt hat, so will er das auch uns schenken. Und deshalb gilt, wie es in einem Lied heißt: Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.
Die zweite Hoffnung: Wir sind, wenn wir nur Wert darauf legen, mit Jesus verbunden und dadurch auch untereinander. Gemeinsames Essen, Abendmahl oder ein Tischabendmahl zeigen diese Verbindung besonders deutlich. Aber unsere Verbundenheit hängt nicht davon ab. Haben Sie das auch beobachtet? Seit wir uns nicht mehr treffen können, ist der Impuls viel stärker, sich bei den  Freunden zu melden,  und es melden sich auch umgekehrt viel mehr Freunde. Wir lernen neu, dass der andere nicht selbstverständlich ist. Wir erleben Gemeinschaft auf neue, tiefe Weise. Unsere Verbindung mit Jesus Christus und untereinander ist da, wir entdecken neue Zeichen dafür.
Die dritte Hoffnung: Gott hat auch für uns Freiheit bereit. Wir wissen nicht, wann und wie. Auch das Volk Israel musste auf dem Weg ins gelobte Land durch die Wüste wandern.  Aber es gilt: Jetzt drückt uns vielleicht die Last, systemrelevant zu arbeiten und an die eigenen Grenzen zu kommen. Oder die Last, unsere Arbeit nicht oder nur eingeschränkt tun zu können. Oder die Last der Einsamkeit oder Angst. Eines Tages aber, nach seinem Plan und auf seine Art, wird Gott uns von diesen Lasten befreien.
Gott hilft. Wir gehören zusammen als die Seinen. Wir sollen von der Bedrückung befreit werden. Darauf dürfen auch wir vertrauen, und ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das Kraft gibt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir danken dir, dass du auch für uns Hilfe, Gemeinschaft und Befreiung von unseren Lasten bereit hast. Wir bitten dich: Lass uns das spüren. Lass uns deine ermutigende Nähe und Hilfe spüren. Lass uns spüren, dass wir nicht allein sind, auch wenn wir uns in dieser Zeit körperlich nicht nahe kommen sollen. Stärke uns durch die Hoffnung, dass du uns von unseren Lasten befreien wird. Und hilf, dass das alles uns Kraft und Zuversicht gibt für unser Tun und Lassen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
 
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und