4. Advent

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

1. Mose 19,1-2+9-15: 1 Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde.9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. 10 Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. 11 Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. 12 Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt! 13 Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? 14 Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. 15 Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.

Liebe Gemeinde!
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ So fordert uns der Wochenspruch auf. Ich kann mir denken, dass viele sich überlegen: „Würde ich ja gerne, aber es ist nicht so einfach!“ Ja, Freude kann man nicht einfach befehlen. Oft erleben wir es in der Zeit um Weihnachten, dass wir auf Advents- und Weihnachtsfreude hoffen, aber sie irgendwie überschattet wird durch Dinge, die uns persönlich belasten. Und in diesem Jahr kommt dazu, dass manches, worauf wir uns sonst gefreut haben, nicht möglich ist. Da wäre es aber vielleicht besonders wichtig, dass wir uns in dem Herrn freuen können, dass Gott und seine Nähe uns echte Freude bescheren. Nur, wie geht das?
Vielleicht kann uns die Geschichte von Sara helfen, die im Zelt gelacht hat. Eine eigenartige Geschichte. Drei Männer kommen zu Abraham und Sara. Und beiden ist klar: Das ist Besuch von Gott. Dieser Besuch sagt: „In einem Jahr wird Sara einen Sohn geboren haben.“ Für Sara eine lustige Idee, sind sie und ihr Mann doch längst über das Alter hinaus, wo man Kinder bekommen kann. Sie grinst also in sich hinein, als sie das durch die Zeltwand hört. Als ihr aber der Besuch das Lachen auf den Kopf zusagt, erschrickt sie und leugnet. Oft ist der Sara deshalb Unglaube vorgeworfen worden. Aber sie ist mit dieser Haltung nicht allein. Auch von Abraham, der immer als großes Vorbild des Glaubens hingestellt wird, erzählt die Bibel, dass er über das Versprechen eines Sohnes gelacht hat, wenn er auch gleichzeitig vor Gott auf die Knie fiel. Und Maria, als ihr die Geburt Jesu angekündigt wurde, hat zwar nicht gelacht,aber doch die Rückfrage gestellt: „Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?“I nsofern kann ich mir vorstellen, dass Gott sich bei Saras Lachen gedacht hat: „Sie hat ja Recht. So etwas kann nach menschlichem Ermessen gar nicht geschehen.“
Was meinen Sie aber, wie groß wohl das Staunen und die Freude bei Sara und Abraham waren, als dann der ersehnte Sohn wirklich geboren wurde! Da hat sich bestimmt eine riesige ungetrübte Freude eingestellt. Freude über den neu geborenen Sohn und Freude in dem Herrn, denn das alte Paar hatte die Güte Gottes direkt am eigenen Leibe gespürt.
Wenn wir uns das vorstellen, wird uns klar: Die Mutter der Freude ist das Staunen. Wer staunen kann darüber, wie wunderbar Gottes Wirken ist, der kann sich dann auch darüber freuen. Denn das Staunen vertreibt den Geist der Selbstverständlichkeit, der sagt: „Kenne ich schon, weiß ich schon, muss doch so sein, kann ich schließlich so beanspruchen.“ Dieser Geist der Selbstverständlichkeit kann uns auch die Weihnachtsfreude nehmen, wenn wir dann sagen: „Klar hören wir die Weihnachtsgeschichte, gehört ja dazu. Klar gibt es ein Festessen, klar müssen wir unsere Verwandten sehen und klar muss es Geschenke geben. Sonst ist ja kein Weihnachten.“ Und dieser Geist der Selbstverständlichkeit schickt uns Trauer und Enttäuschung, wenn das nicht so klappt wie erhofft und gewünscht.
Staunen ist also die Mutter der Freude. Die Dinge nicht selbstverständlich nehmen. Aber solche Momente, wo wir über Gottes Güte und Größe staunen, sind Geschenke, die wir uns nicht abrufen können. Das Staunen Saras, als sie ihren Sohn im Arm hielt, das Staunen der Hirten an der Krippe, das sind Momente der Erfüllung,und so ist es auch mit aller anderen  weihnachtlichen Glückseligkeit.
Dazwischen ist aber oft harter Alltag, in dem wir merken: Das Leben ist eben keine Insel der Erfüllung und Glückseligkeit. Wenn wir trauern, wenn wir Schmerzen haben, wenn wir mit Maske einkaufen müssen oder Verwandtenbesuche absagen, dann kommt uns das freudige Staunen über die Nähe Gottes schon oft abhanden. Was kann uns in dieser Lage helfen?
Denken wir an Abraham und Sara. Schließlich bekamen sie ihren Sohn, aber es war dann nicht alles immer nur gut. Es gab nämlich dann noch eine Geschichte, wo das Leben des Isaak auf dem Spiel stand. Abraham musste befürchten, dass es aus sein könnte mit dem Sohn, der doch seine Zukunftshoffnung war.
Und auch Maria musste miterleben, wie ihr Sohn das Haus verließ, Wanderprediger wurde und am Kreuz starb.
Gottes Verheißungen sind also nicht wie im Märchen, wo es dann am Ende heißt „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ und jeder sich vorstellen kann, dass da Menschen ein langes Leben ohne Sorgen beschieden ist. Zwischen Gottes Verheißung und der vollkommen Erfüllung kann eine lange Zeit voller Zweifel und Probleme liegen. Abraham und Sara und auch Maria haben in dieser Zeit gegen den Augenschein glauben müssen, und sie haben es getan.
Was half ihnen? Wahrscheinlich haben sie das, was schon geschehen ist, als Zeichen genommen dafür, dass Gott seine guten Verheißungen eines Tages vollkommen erfüllt.
Und so kann es uns vielleicht auch zum Staunen und Freuen helfen, wenn wir zu Zeichen- Suchern werden. Wir können in Gottes Wort suchen und uns die Geschichte vom Kind in der Krippe vor Augen halten, das später für uns starb und den Tod auch überwand. Ein Zeichen, dass Gott etwas für uns tut und seine Versprechen wirklich halten will. Wir können suchen in unserem weihnachtlich geschmückten Haus: Die Engel erinnern uns an Gottes Nähe und Hilfe, die Sterne an Gott, der uns den Weg zeigt, die Tannenzweige an Gottes Treue und die Lichter daran, dass Gott unser Licht in der Dunkelheit ist. Das Festessen zu Weihnachten, der warme Kamin oder die Geschenke können uns zu Zeichen werden, dass Gott es gut mit uns meint und uns beschenkt. Vielleicht kann uns sogar die Sehnsucht nach unseren Lieben zum Zeichen werden, wie gut Gott zu uns ist, dass er uns solche wertvollen Menschen geschenkt hat, auch wenn wir sie gerade nicht sehen können. All das Gute, was wir in Gottes Wort und in unserem Leben erfahren, kann uns zum Zeichen dafür werden, dass Gott es gut mit uns meint, treu ist und seine Versprechen halten wird. All das Gute, das Gott uns als Zeichen schenkt, kann uns bestärken im Vertrauen auf den Trost, die Hilfe und die gute Zukunft, die er bereit hat.
Ich denke, das Coronajahr könnte zur Chance werden. Es werden vielleicht ruhigere Weihnachten, und das kann uns die Ruhe geben, Zeichen der Liebe Gottes und seiner unglaublichen Güte überall zu suchen. Gott gebe uns dazu seinen Geist, damit wir uns im Herrn freuen können, denn der Herr ist nahe. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  


Guter Gott, danke, dass treu bist und deine guten Verheißungen auch erfüllst. Stehe uns auch bis dahin zur Seite, lasse uns deine Nähe spüren. Schenke uns Kraft und Mut, Zuversicht und Freude und lass uns spüren, dass alles Gute von dir kommt. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.