Weißer Sonntag 19. April 2020

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Unser heutiger Bibelabschnitt für die Predigt steht bei Jesaja im 40. Kapitel: 26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen;

 

seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. (Jes 40,26-31)

Liebe Gemeinde!
Habt Geduld! Keine schlappe Resignation, sondern eine konstruktive, handelnde Geduld. Das heißt: Macht einfach das Beste aus der Situation! Helft der Gesellschaft – durch Mehrarbeit oder durch Zurückhaltung oder durch spezielle Hilfsangebote. Seid solidarisch. Verliert bei alledem die Hoffnung und Zuversicht nicht!
Solche Wahlsprüche hören wir momentan zuhauf. Und es ist ja auch sehr sinnvoll, danach zu handeln. Aber es ist nicht leicht, immer Kraft zur Geduld aufzubringen.
Wenn heute viele Jugendliche daran denken, dass sie eigentlich Konfirmation gehabt hätten, und wenn sie stattdessen merken: Nicht mal ein lustiges Zusammensein mit den Freunden wird so bald drin sein. Oder wenn es den lieben Kleinen immer langweiliger wird und sie deshalb immer mehr Unsinn anstellen. Wenn wir nach 10 Versuchen immer noch nicht in die Telefonkonferenz hereingekommen sind, weil immer besetzt ist. Wenn die Haare anfangen, unmöglich auszusehen. Wenn wir gern auch mal wieder von Überstunden erlöst wären oder wenn uns umgekehrt daheim die Decke auf den Kopf fällt – da gibt es wohl so manchen Moment, wo uns das mit der Geduld schwer fällt. Was kann dann die Kraft dazu geben?
Schauen wir mal auf das, was der Prophet den Israeliten sagt. Die hatten nämlich auch keine Geduld mehr, waren sie docj durch die Verbannung nach Babylonien nun schon in der dritten Generation von dem getrennt, was ihnen heilig war. Sie fragten sich: „Merkt Gott gar nicht, wie es uns geht? Wir haben doch nichts Unrechtes getan, das eine solche Strafe rechtfertigen würde!“ Und offenbar waren zwei Erklärungen für Gottes unbegreifliches Tun damals besonders typisch. Nämlich: „Gott ist eben nicht so mächtig wie die babylonischen Götter.“ Oder: „Wir sind Gott ganz egal. Er schläft, er kümmert sich nicht um uns.“
Der Prophet gibt darauf Antworten, die auch uns helfen können zu einer konstruktiven und handelnden Geduld.
Seine erste Antwort: Schaut einmal zum Sternenhimmel hinauf. Das ist etwas Besonderes. So sehr, dass die Babylonier die Sterne als Götter sehen. Und für andere einfach das Zeugnis einer gigantischen Unendlichkeit und Weite. Aber das ganze Universum mit all diesen unzähligen Sternen ist von Gott geschaffen. Gott ist größer als die Sterne, die manche als Götter sehen. Gott ist größer als das, was uns schier unendlich groß erscheint.
Die zweite Antwort: Gott schläft nicht. Er ist unermüdlich am Wirken, auch wenn wir sein Handeln nicht sehen oder verstehen können.
Ja, sagt der Prophet, wir Menschen dürfen uns Gott anvertrauen, auch wenn wir ihn nicht verstehen. Gott ist weder schwach noch gleichgültig. Auch in dem, was wir nicht verstehen, liegt Sinn. Wir dürfen gewiss sein: Auch wenn unsere Geduld strapaziert wird, auch wenn uns die Kraft zu einer konstruktiven, handelnden Geduld manchmal fehlt, wir sind nicht allein, Gott ist für uns da. Der Gott, der größer ist als alles und dem wir am Herzen liegen. Und genau so kann Gott uns zur Kraftquelle werden.
Gerade in Coronazeiten merken wir, wie sehr unsere menschlichen Kräfte und Fähigkeiten an die Grenze kommen. Verfolgt man zum Beispiel die Diskussionen über einen schrittweisen Ausstieg aus den Coronabeschränkungen, so merkt man, wie im Grunde alle im Dunkeln tappen. Keiner weiß wirklich so genau, wie man den Schaden für die Menschen insgesamt möglichst gering hält. Keiner weiß so genau, was unser Bestes ist, und doch sollen wir alle unser Bestes tun. Wenn das alles ist, worauf wir uns verlassen können, dann kann uns schon die Angst, die Gleichgültigkeit oder die Wut ankommen statt konstruktiver Geduld.
Aber es ändert sich etwas, wenn wir auf den Gott vertrauen, der größer ist als alles und dem wir am Herzen liegen. Dann können wir die Zuversicht haben: Wo Menschen im Dunkeln tappen, weiß Gott den Weg. Was geschieht, hat Sinn, selbst wenn wir ihn manchmal nicht verstehen.
Was geschieht, hat Sinn, das kann uns Kraft geben, weiter unser Bestes zu tun, auch wenn wir nicht genau wissen, ob es wirklich das Beste ist. Das kann uns Kraft geben zu einer konstruktiven Geduld. Was geschieht, hat Sinn, das kann uns Kraft geben, dass wir das Beste aus der Situation machen, uns vielleicht neue Hobbys und Beschäftigungen suchen oder neue Wege, um mit anderen Kontakt aufzunehmen. Was geschieht, hat Sinn, das kann uns Kraft geben, immer neu zu überlegen, was wir tun und lassen sollen in dieser speziellen Lage. Und das macht uns frei, neben unseren Ängsten, Belangen und Sorgen auch die der Mitmenschen zu sehen.
Deshalb schenke uns Gott Geist, dass wir spüren: Gott ist größer als alles, wir liegen ihm am Herzen, und er schenkt unserem Leben und Tun seinen Sinn. Gott lasse uns erfahren: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, du bist größer als alles, und du bist für uns da zu allen Zeiten. Du gibst allem seinen Sinn, selbst wenn wir ihn nicht verstehen. Dafür danken wir dir und bitten dich: Lasse uns das jeden Tag spüren und fest darauf vertrauen. Gib uns Geduld für alles, was uns nicht perfekt erscheint. Gib uns Fantasie, das Beste aus unserer Lage zu machen. Gib uns Nächstenliebe, um unsere Mitmenschen zu sehen und zu helfen, wo wir können. Schenke vor allem denen, die gerade besonders Schlimmes durchmachen, aber auch uns allen Trost, Kraft und Zuversicht. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.  

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.