Sonntagspredigt 26. April 2020 - Miserikordias Domini

Audio Datei Miserikordias Domini

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Unser heutiger Abschnitt für die Predigt steht im 1. Petrusbrief im 2. Kapitel: 21Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; 22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; 23der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; 24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 25 Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Liebe Gemeinde!
Wer hat eigentlich Recht unter den vielen Menschen, die sich gerade als gute Hirten in der Coronazeit zu profilieren versuchen? Sind es die, die auf Vorsicht und Gesundheit pochen? Oder die, die sich auf Freiheit und Grundrechte berufen? Oder die, die vor wirtschaftlichen Katastrophen warnen? Sind es die, die meinen, ein Gottesdienst sei in dieser Zeit ein gefährlicher Luxus? Oder die, die den Kirchen vorwerfen, sich nicht stärker gegen Gottes-dienstverbote gewehrt zu  haben? Was ist wahr, was ist falsch? Wem sollen wir folgen? Die verschiedensten Leute behaupten, genau zu wissen, was richtig und falsch ist. Manche vertreten das auch noch in einem ziemlich bissigen Ton, kanzeln die Andersdenkenden ab. Manchmal kommen wir uns da vielleicht tatsächlich vor wie die irrenden Schafe, die gar nicht mehr wissen, welcher von den vielen Hirten, die da rufen, eigentlich der richtige ist.
Aber in unserem Abschnitt wird uns der richtige Helfer aufgezeigt: Jesus Christus ist der Hirte und Bischof unserer Seelen. Diesem Hirten gilt es zu folgen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.
Aber Moment mal! Das behaupten doch zur Zeit die verschiedensten Leute von sich.  Und Jesus hat sich nicht wie diese, durch Wahlergebnisse oder wissenschaftliche Studien für eine Beratungs- oder Führungsposition qualifiziert. Was hat denn Jesus getan, um sich den Titel „Hirte und Bischof unserer Seelen“ zu verdienen?
Das wird hier beschrieben. Jesus ist für uns ans Kreuz gegangen. Er hat sich nicht gewehrt. Er hat nicht selbst Rache genommen. Er hatte sehr wohl den Mut, zu mahnen, zu warnen, unbequeme oder scharfe Worte zu gebrauchen, wenn es nötig war. Aber er hat sich bei allem dem großen Plan Gottes anvertraut um der Menschen willen. Und dazu gehörte eben auch, dass die Sünde, der garstige Graben zwischen Gott und den Menschen, am Kreuz ihr Ende finden sollte.
Jesus hat als guter Hirte sein Leben für uns gelassen. Und deshalb ist es gut, uns an ihn zu halten, diesem guten Hirten zu folgen. In unserem Brief heißt es: Wir sind für die Sünde gestorben. Wer sich an Jesus Christus hält, ist für die Sünde nur noch so interessant wie ein Toter, nämlich gar nicht. Und deshalb können wir der Gerechtigkeit leben. Und das heißt: Immer wieder die Fußspuren Jesu suchen und uns danach richten, wohin sie uns leiten.
Aber kann uns das helfen, uns zurechtzufinden in der Menge der angeblichen guten Hirten?
Klar, wir bekommen dadurch keine Patentrezepte. Nein, auch als Christen wissen wir nicht besser als die anderen, was zu tun ist. Auch als Christen sind wir in Coronazeiten in einer für uns völlig neuen Situation. Auch wir können uns  nur vorsichtig voran tasten bei der Frage, was gut ist und was nicht.
Was hilft uns dann der gute Hirte und Bischof unserer Seelen, Jesus Christus? Sein Tod am Kreuz enthält wichtige Botschaften: Wir sind im Grunde alle irrende Schafe. Wir sind auf Jesus als Hirten und Bischof angewiesen, wir sind gegen Schuld und Fehler nicht gefeit. Aber jeder Mensch ist wichtig und wertvoll und unserem guten Hirten sein Leben wert. Und, das sehen wir daran, dass Jesus sich gerade, als ihm das größte Unrecht widerfuhr, nicht gewehrt hat: Gottes Plan ist wichtiger als unsere Pläne.
Damit bekommen wir Leitlinien für unsere Meinungen, Worte und Taten.
Zum Beispiel die Leitlinie: Respekt. Wenn vor Gott jeder Mensch gleichermaßen wertvoll ist, dann ist auch jeder Mensch mit seinen Interessen, Anliegen, Wünschen oder Ängsten zu respektieren. Es passt dazu nicht, dass wir Andersdenkende abkanzeln oder Kritik mit bösen Worten arrogant zurückweisen. Gerade jetzt ist es wichtig, aufeinander zu hören und einander im Blick zu haben und miteinander zu schauen, wie man die Situation möglichst erträglich für möglichst viele Menschen macht.
Oder Jesus gibt uns die Leitlinie: Vertrauen auf Gottes Fürsorge. Wenn Jesus als unser guter Hirte sogar sein Leben für uns gab, dann dürfen wir Gott und seine Fürsorge vertrauen. Es ist dann nicht unbedingt das Wichtigste, für uns selbst zu sorgen. Wir bekommen den Blick frei, um für uns alle zu sorgen, solidarisch zu sein, oder, wenn nötig, auf etwas zu verzichten.
Oder Jesus gibt uns die Leitlinie: Beständiges Fragen nach Gottes Plan. Gerade in der Coronazeit sieht das Leben von Menschen sehr unterschiedlich aus. Homeoffice und Kinder managen bei den einen. Systemrelevant arbeiten und viele Überstunden machen bei den anderen. Eher zu wenig zu tun haben bei wieder anderen. Jeden stellt Gott an einen anderen Platz. Es ist gut, immer wieder zu überdenken, ob wir an unserem Platz das Richtige tun und vielleicht auch, ob wir auf dem richtigen Platz sind. Es aber auch ist wichtig, zu respektie-ren, dass das Leben und deshalb auch manche Meinungen und Entscheidungen für andere anders aussehen. Und bei alledem dürfen wir Jesus immer wieder bitten, dass er uns seine Fußspuren klar erkennen lässt und uns zum Folgen bereit macht.
Wenn wir so Jesu Leitlinien folgen, dann haben wir keine Patentrezepte. Wir wissen vielleicht immer noch nicht, wer von den vielen, die sich zu Wort melden, Recht hat. Aber wenn wir Jesus Christus folgen, dann sind die Chancen gut für den Zusammenhalt und die Solidarität, die wir alle jetzt brauchen. Dazu helfe uns Gott. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir danken dir, dass Jesus Christus unser guter Hirte ist Wir bitten dich: Lass uns das täglich spüren, damit wir ihm vertrauen und uns in allem, was wir tun, nach ihm richten. Wir bitten dich: Sei der gute Hirte für die Menschen in Angst und Sorge, in wirtschaftlichen Nöten und in Krankheit. Sei der gute Hirte für Menschen in aller Welt, gerade auch für die armen Länder, die besonders unter der Krise leiden. Öffne unsere Augen und Herzen, um zu helfen, wo wir können. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen