Silvester 2020

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

2. Mose 13,20-22:  20 So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. 21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. 22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

Liebe Gemeinde!
Das Jahr 2020 wird wohl keiner so schnell vergessen. Für viele war es ein Jahr mit prägenden persönlichen Erlebnissen: Sie haben eine Prüfung bestanden, geheiratet, ein Kind bekommen oder auch einen lieben Menschen verloren, eine schwere Krankheit erlitten oder einen Misserfolg erlebt. Und für uns alle war es das Coronajahr. Und das ist wie Unterwegssein, ohne die Richtung zu kennen. Denn wir mussten und müssen mit einer Situation umgehen, die wir so wohl alle noch nicht erlebt haben. Da gab es schon manche Unsicherheit und Ratlosigkeit. Politiker mussten sich überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen musste, um die Menschen zu schützen – aber immer mit der Sorge im Nacken, dass ein Zuviel an Maßnahmen der Wirtschaft oder der Seele von Kindern schadet. Und wir selber haben solches Ringen und Überlegen wohl auch erlebt: Darf ich das oder darf ich das nicht? Kann ich den Urlaub antreten oder wird es nichts und ist verboten? Brauche ich da die Maske oder nicht? Darf ich diesen Besuch machen oder ist es gerade verboten? Können wir diese Veranstaltung halten oder ist es zu gefährlich? Mein Kind hat Schnupfen, kann ich es in die Schule schicken oder nicht? Und jetzt ja auch wieder das bange, unsichere Fragen, ob der Lockdown etwas nutzt oder verlängert werden muss. Ja, das Coronajahr war ein Jahr, wo wir vieles in unserem Leben neu und anders arrangieren mussten.
Und wenn wir nach vorn schauen, wissen wir nicht, wann sich das ändern wird. Neue Lösungen bringen auch neue Fragen mit sich, wie die Diskussion um Privilegien für Geimpfte zeigt.
Leben ist immer wie Unterwegssein, ohne die Richtung zu kennen, und in diesem Jahr spüren wir das besonders.
Den Israeliten ging es ebenso, als sie aus Ägypten aufgebrochen waren in ein Land, das sie noch nicht kannten. Sie wussten nicht, wohin es ging, und sie wussten nicht, was auf sie wartete. Aber sie hatten da etwas Schönes: Gott ging vor ihnen her, gut sichtbar, bei Tag in einer Wolkensäule und bei Nacht in einer Feuersäule. Ob es hell war oder dunkel, sie sahen, dass Gott da war und ihnen den Weg wies. Etwas, das viel Mut machen kann für den Weg ins Ungewisse.
Auch für uns wäre so eine Wolken- und Feuersäule sehr praktisch. Oder irgendetwas andres, das uns Gottes Nähe und Willen zeigt, damit wir wissen, wo es langgeht. Ich hätte da so ein paar Ideen, wie das heutzutage aussehen könnte: Ein Lichtschein über jedem Politiker, der gerade etwas Richtiges sagt. Eine Warnleuchte im Computer, welche die Einkäufer vor Betrügern warnt. Ein Lichtchen, das blinkt, wenn wir im Begriff sind, uns in eine kritische Situation zu begeben  … genug geträumt, so etwas haben wir nicht.
Aber es gibt auch für uns eine Wegweisung: Gottes Wort für uns – und Gottes Wort wurde sogar Fleisch für uns. Vor einer Woche haben wir das an Weihnachten gefeiert. Da kam Gott in Jesus Christus auf die Welt. Er machte sich sichtbar und spürbar als Mensch, der unser Leben mit gelebt hat. Durch Jesus Christus haben wir Wegweisung, er zeigt uns, welchen Weg wir einschlagen sollen: den Weg der Liebe. Meisterlich zusammengefasst hat Jesus seine Wegweisung einmal in den Worten: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“
Das kann eine Hilfe sein, wenn es auch im neuen Jahr viele Unsicherheiten gibt und wir uns oft fragen: „Was soll ich denn tun, was ist denn nun richtig?“ Dann könnten wir uns von der Frage leiten lassen: Wie möchte ich denn selbst behandelt werden?
Zum Beispiel: Wenn ich mich in meiner Arbeit abmühe und dann trotz aller Mühe Fehler passieren, dann möchte ich nicht zur Schnecke gemacht werden, sondern freundlich darauf hingewiesen werden oder vielleicht auch tätige Hilfe bekommen. Also bringe ich dieses Verhalten auch denen entgegen, die in der Coronazeit vorne dran stehen. Ich bin freundlich zu Leuten in der Pflege, im Gesundheitsamt oder in der Impfzentrale. Auch wenn es nicht nach meinem Wunsch laufen kann, frage ich höflich und mit Argumenten nach, ohne ausfallend zu werden. Und ich urteile auch nicht gnadenlos über die Entscheidungsträger der Nation oder über Menschen, die die Dinge anders sehen als ich, sondern ich frage mich, ob ich es besser gewusst hätte. Vielleicht engagiere ich mich auch ehrenamtlich, um anderen zu helfen.
Oder: Ich mag auch in der Coronazeit das richtige Verhältnis zwischen Alleinsein und Gesellschaft für mich haben,weder total belagert werden noch vereinsamen. Also respektiere ich es, wenn Menschen Zeit für sich brauchen oder Bedenken gegenüber einem Kontakt haben, aber ich biete Kontakt auch immer wieder freundlich an und zeige anderen, dass für mich nicht das Sprichwort 'aus dem Auge, aus dem Sinn' gilt.
Andere behandeln, wie wir selbst uns das wünschen, das könnte eine gute Wegweisung für das neue Jahr sein. In guten Zeiten stärkt es die Gemeinschaft. In schlechten Zeiten hilft es, das Schwere miteinander zu tragen. Das ist schon eine gute Hilfe für das neue Jahr.
So weit, so gut – aber dürfen auch wir, wie das Volk Israel damals, vertrauen, dass Gott unseren Weg mitgeht? Ja, denn wenn wir auch nicht auf eine Wolken- und Feuersäule blicken können, so sehen wir doch etwas, nämlich das Kreuz Jesu Christi. Jesus hat in Kreuz und Auferstehung gezeigt, dass es Gott wirklich ernst  ist mit seiner Zusage, uns auf dem für uns besten Lebensweg an ein gutes Ziel zu führen. Wir dürfen uns bei Gott wirklich in guten Händen wissen und vertrauen, dass wir in allem Unbekannten, was das neue Jahr mit sich bringt, ja, selbst wenn es das Weltende wäre, doch nicht von Gott verlassen sind. Der Weg der Israeliten war noch mit manchen Beschwernissen, Ängsten und sogar Anfechtungen und Zweifeln verbunden. Und doch sagte ihnen die Wolken- und Feuersäule, dass Gott treu zu ihnen hielt. Auch für uns wird das neue Jahr wohl kein problemfreier Spazierweg durch das Leben werden. Aber wir dürfen gewiss sein: Gott geht mit – er, der sogar die Sünder bei sich haben will – das zeigt uns das Kreuz.  
Und das kann uns Mut geben für das Jahr, das vor uns liegt, nicht nur für angenehme Zeiten, sondern auch für Zeiten, in denen wir zurückstecken müssen, weniger unternehmen können, uns Sorgen machen oder Schweres erleben.
Wir bekommen die Kraft, nicht nur auf uns, sondern auch auf Gott und den Nächsten zu schauen und zu fragen: „Was will Gott von uns haben? Wie kann ich zu anderen so sein, wie ich es mir auch wünschen würde?“ Und statt nur an uns selbst zu denken, können wir vertrauen: Was wir wirklich zum Leben brauchen, wird Gott uns geben. Und dieses Vertrauen kann Gelassenheit, Mut und Kraft für die Herausforderungen unseres Weges geben. Gott schenke uns, dass wir so mit seiner Hilfe gut in das neue Jahr hinein und durch das neue Jahr hindurch gehen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Guter Gott, du bist in unsere Welt gekommen. Das Wort wurde Fleisch, in Jesus Christus zeigst du uns deine Liebe und Nähe. Wir danken dir dafür und bitten dich: Hilf uns, im neuen Jahr deine Liebe weiterzugeben in guten Worten und Taten. Mache uns nicht nur in schönen, sondern auch auf schweren Abschnitten unseres Lebensweges gewiss, dass du uns nahe bist und unsere Wege mitgehst. So sei du bei allen Menschen und segne das neue Jahr für uns alle. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und