21. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mt 10,26-33: 26 Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 27 Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. 28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. 29 Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. 30 Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. 31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. 32 Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.  33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Liebe Gemeinde!
Wir denken heute an den Reformationstag. Nun, vor Reformen können wir uns zur Zeit ja kaum retten, tritt doch morgen schon die nächste harte Reform der Coronaregeln in Kraft. Und in alledem sollen wir uns als Christen bewähren: in der Angst vor dem Virus, in der Sorge um unsere Mitmenschen, in der Rücksicht, aber auch in der Wachsamkeit, damit Corona nicht als Grund benutzt wird, um  uns unverhältnismäßig viel Freiheit zu entziehen. Und speziell haben wir ja als Christinnen und Christen immer auch die Aufgabe, zu überlegen, wie wir Gottes Botschaft gerade jetzt unter die Menschen bringen können, wo es doch immer wieder Einschränkungen gibt. Vielleicht muss es auch gar nicht nur der Gottesdienst sein. Gottes Liebe weitergeben, das tun auch Menschen, die in dieser Zeit anderen helfen, die vielleicht für andere einkaufen oder ihnen Predigten ausdrucken oder anrufen und zuhören. Ja, unser wichtigster Auftrag ist, mit unserem ganzen Leben zu zeigen, dass wir zu Jesus Christus gehören und warum das gut ist.
Eine anspruchsvolle Aufgabe. Zumal in dieser Meinungsvielfalt und in dem Bemühen, die richtigen Wege zu finden, mit immer härteren Bandagen gekämpft wird. Wer andere an die Maskenpflicht erinnern will, kann schon mal Schläge kassieren. Wer im Gesundheitsamt sein Bestes gibt, um die Sicherheit zu gewährleisten und alles am Funktionieren zu halten, bekommt nicht nur sachliche Beschwerden, sondern auch Hassmails. Was für einen Ärger, was für einen Shitstorm könnten wir bekommen, wenn einer von uns einfach einmal sagt: „Ich als Christ halte das für die richtigen Entscheidungen“? Haben wir es doch schon im Frühling erlebt, dass die Kirche immer Kritik einstecken musste, entweder weil sie zu früh schon wieder Gottesdienste wollte oder weil sie zu lange gewartet hat, um sich für Gottesdienste einzusetzen.
Nun, Jesus sagt seinen Jüngern: Engagement als Christ ist nicht bequem. Da kann es passieren, dass man mit Menschen im Konflikt steht, Gegenwind bekommt, ja, sogar verfolgt wird (wenn uns das zum Glück - Gott sei Dank auch erspart bleibt im Moment). Aber Jesus weist die Jünger auch auf das hin, was ihnen dann Mut und Kraft geben kann.
Zum ersten: Es geht um das, was Jesus den Menschen zu sagen hat, und die Wahrheit ist es wert, dass man sie verbreitet und für sie eintritt. Schon die Gewissheit, für die Wahrheit einzutreten, kann den Mut dazu geben.
Martin Luther hat uns das vorgemacht. Er hat immer die Frage gestellt: Passt das zu Gottes Wort? Kann ich diese Lehre aus der Bibel belegen? Und die Frage, ob es „Christum treibet“, also den Menschen hilft, auf Jesus Christus zu vertrauen und sich allein an ihm fest zu machen. Und wenn er nach reiflicher Prüfung diese Fragen mit Ja beantworten konnte, dann gab ihm das Mut, auch Mut zum Konflikt, auch Mut, Verfolgung auszuhalten. Und das, ob wohl er ja im Inneren ein eher ängstlicher Mensch war, der es sich eigentlich nicht mit Gott und auch nicht mit seiner Kirche verderben wollte.
Ja, uns der Wahrheit gewiss zu sein, kann auch für uns ein Mutmacher sein. Wenn wir, zum Beispiel bei den momentanen Diskussionen rund um Freiheit und Schutz, in Ruhe, im Gebet und Hören auf Gott nachgedacht haben, dann dürfen wir auch mutig dazu stehen, was wir nach bestem Wissen und Gewissen für richtig halten.
Freilich, Martin Luther hat nicht immer das Richtige getroffen. Was er zum Beispiel zum Thema Juden gesagt hat, lässt einem schon die Haare zu Berge stehen.
Das kann auch uns passieren: Wir meinen es gut, wollen das Richtige sagen oder tun und liegen daneben.
Deshalb ist es gut, dass es einen zweiten Mutmacher gibt: Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
Schauen wir noch einmal auf Martin Luther. Er hatte fürchterliche Angst, dass er zu den Leuten gehöre, die Jesus einmal verleugnen würde. Er spürte: Eigentlich bin ich vor Gott nicht gut genug. Aber dann wurde ihm klar: Jesus bekennen, das heißt nicht unbedingt, mutig und unbeirrbar immer das Richtige zu sagen. Jesus bekennen. Sondern dazu gehört auch, zuzugeben: „Ich bin manchmal unsicher, Ich bin manchmal ratlos. Ich irre mich manchmal. Ich bin aus eigener Kraft nicht gut genug für Gott. Ich brauche Gnade, ich brauche Jesus.“  Jesus zu bekennen heißt, zur eigenen Unvollkommenheit zu stehen und zu vertrauen: „Nicht weil ich so gut bin, aber weil er mich liebt, wird sich Jesus an meine Seite stellen, und ich kann vor Gott bestehen.“
Darauf dürfen auch wir vertrauen. So dürfen wir uns zu Jesus bekennen und zugeben, wenn wir unsicher oder ratlos sind, wenn wir Dinge im Nachhinein anders betrachten, wenn wir fürchten, Fehler zu machen, die wir noch nicht einmal bemerken. Wir dürfen vertrauen: Selbst wenn die Recht haben, die etwas an uns kritisieren, so sind wir doch für Gott wichtig und wertvoll und dürfen vertrauen, dass er uns annimmt. Auch das kann Mut machen: Selbst wenn uns das Leben als Christen nicht so gelingt, wie Gott es haben will, lässt er uns nicht fallen.
Der dritte Mutmacher in unserem Abschnitt hilft, finde ich, gegen jede Angst. Die Angst, als Christen etwas falsch zu machen. Die Angst vor Konflikt und Kritik und Menschen. Und die Angst um die eigene Existenz, die eigene Gesundheit, das eigene Leben. Dieser dritte Mutmacher ist ein Vergleich. Offenbar konnte man damals Spatzen kaufen, und sie waren sehr billig, sie galten als die geringsten aller Vögel. Trotzdem, sagt Jesus, achtet Gott auf jeden davon, und kein Spatz fällt vom Himmel, ohne dass Gott es weiß. Und wir Menschen sind Gott viel wichtiger als die Spatzen. So sehr achtet er auf uns, dass er sogar die Zahl unserer Haare kennt. Für Gott ist jeder von uns wichtig, das heißt: Selbst wenn wir von Menschen oder Viren bedroht sind, wir bleiben in der Hand Gottes, und selbst wenn uns Leid trifft, so soll doch unsere Seele nicht getötet werden. Keiner kann also tiefer fallen als in Gottes Hand.
Darauf dürfen wir vertrauen, auch in den schwersten und unübersichtlichsten Zeiten, und Gott schenke uns dazu seinen heiligen Geist. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  


Guter Gott, danke, dass wir in schweren wie in guten Zeiten bei dir in guten Händen sind. Stärke uns gerade in dieser Zeit immer wieder in dieser Gewissheit. Hilf uns auch, dass wir deine Nähe, Liebe und Hilfe anderen vermitteln in unseren Worten und Taten. Leite du uns in unseren Gedanken, Worten und taten durch deinen heiligen Geist. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und