1. Weihnachtsfeiertag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Jes. 52,7-10: 7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! 8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden's mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. 9 Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. 10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.  

Liebe Gemeinde!
Stellen Sie sich das vor. Eine zerstörte Stadt. Hier ein paar Ziegel, die nicht mehr als Mauer übereinander stehen. Da eine halbe Säule, die andere Hälfte liegt wer weiß wo. Hier ein paar zerbrochene Dachbalken. Schutt überall. Und diese Teile fangen auf einmal an, zu tanzen und hurra zu schreien. Ein Wunder, wenn so etwas gelingt.
Aber was hat es mit uns zu tun?
Das mit dem Kaputtsein erschließt sich uns schnell, gerade in diesem Coronajahr.
Weihnachten gehört die Familie zusammen, aber gerade das geht jetzt nicht. Da kann man oft nicht zusammenfügen, was eigentlich zusammengehört.
Weihnachten will man es sich gut gehen lassen, aber bei vielen fehlt gerade in diesem Jahr das Geld dafür.
Weihnachten will man sich freuen, aber bei vielen wird das Fest überschattet von Trauer oder Krankheit.
Weihnachten will man einmal ungetrübt glücklich sein, aber da kommen immer wieder die Nachrichten über Corona herein.
Weihnachten will man es einmal friedlich haben, aber manchmal stolpern wir ja manchmal schon über die eigene Anspannung und Gereiztheit, oder es stresst uns, aufeinanderzuhocken.
Ja, das mit dem Kaputtsein können wir uns vorstellen. Wir leben nicht in der heilen Welt, und dass nicht alles heil ist, merken wir oft genug auch in unserem eigenen Leben.
Auch das Volk Israel konnte sich im 6. Jhdt. v. Chr. das mit der kaputten Welt lebhaft vorstellen. Es war ja nicht nur ihre Hauptstadt in Trümmern, sondern damit auch ihr nationaler und religiöser Mittelpunkt. Sie waren als Volk zerbrochen. Da kamen wohl auch Fragen auf: Hat Gott uns verlassen? Ist er zu schwach, um zu helfen? Hat er die Beziehung zu uns aufgekündigt, weil wir nicht genug nach seinem Willen gelebt haben?
Diesen Menschen wird nun der Grund zum Jubel gesagt: Der Freudenbote ist schon unterwegs, er verkündigt Heil und Gutes. Frieden wird kommen. Gott hat die Seinen nicht für immer verlassen. Er sieht die Schuld der Menschen wohl. Und doch geht er auf sie zu, er kommt zu ihnen, will ihr Leid wenden und ihnen ein rundum gutes Leben schenken, in dem er König ist. Gott und Mensch sind wieder in Frieden vereint. Da können die Menschen schon jubeln, auch wenn noch vieles kaputt ist, auch wenn es zur Erfüllung noch ein langer Weg ist.
Auch uns wird in diesen Tagen so etwas bezeugt: das Weihnachtsereignis. Da wird uns das Kind in der Krippe vor Augen gestellt, das doch das Licht der ganzen Welt ist. Und die Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren. Mit der Geburt Jesu Christi, so wird es uns von den Evangelisten bezeugt, beginnt ein neues Leben. Das, was Jesaja mit „Frieden, Gutes und Heil“ bezeichnet. Was können wir uns darunter vorstellen?
Ich sehe das Bild eines Gottes vor mir, der zu uns kommt und uns hilft, das Kaputte in unserem Leben zu heilen.
Einen Gott, der sagt: „Du kannst nicht mit allen deinen Lieben verbunden sein in diesen Tagen. Aber ihr alle seid in mir verbunden, und ich lasse keinen von euch allein.“
Ich sehe vor mir einen Gott, der uns in den Arm nimmt und sagt: „Ich sehe dich mit deinem Leid und deiner Not. Du darfst vertrauen, das ist nicht das, was bleibt. Ich habe Trost und Freude bereit für dich, das verspreche ich dir, auch wenn du es noch nicht sehen kannst. Glaube mir, es ist kein leeres Gerede, denn ich habe als armes Kind in der Krippe auch Not erlebt. Und ich gebe mein Leben für euch.“
Ich sehe vor mir einen Gott, der uns den Rücken stärkt und sagt: „Ich spüre, dass du Angst hast. Aber du darfst vertrauen: Ich, das Kind in der Krippe, bin doch das Licht in der Welt, das alle Dunkelheit vertreiben wird. Ich bin klein und bin doch Gott,und du bist bei mir in guten Händen.“
Ich sehe einen Gott vor mir, der sagt: „Ich sehe schon, du bist nicht vollkommen. Auch du machst Fehler, auch du wirst anderen nicht gerecht, auch du wirst schuldig. Allein kommst du da nicht heraus. Aber mit meiner Hilfe wirst du das schaffen, und die bekommst du. Deshalb darfst du immer wieder neu anfangen und das Alte hinter dir lassen.“
Und ich sehe einen Gott vor mir, der eines Tages sagen wird: „Nun ist alles Leid vorbei. Komm zu mir, und es wird dir gut gehen.“ Und er wird uns anrühren, und wir werden spüren, wie die Welt und unser Leben von allen Brüchen geheilt werden.
So will Gott wieder aufbauen, was in uns kaputt ist. Wir werden nicht in ein Sofort- Paradies versetzt. Aber wir haben die Perspektive, dass Gott am Ende sich als der Heiland erweist, der alles heil macht. Wir dürfen vertrauen: Was in uns und an uns kaputt ist, will Gott nach seinem Plan und auf seine Art heil machen. Manches schon jetzt in unserem Leben. Alles, wenn der Tag dafür gekommen ist. Deshalb dürfen wir uns freuen und jubeln, auch wenn die Welt und unser Leben noch nicht heil sind.
Wir dürfen Gott die Ehre geben. Heute dürfen wir das nicht in Liedern tun.
Aber es gibt einen anderen Weg, Gott die Ehre zu geben, und der ist mindestens ebenso wichtig. Wir können vielleicht im Moment nicht singen „Ehre sei Gott in der Höhe!“ Aber wir können sagen: „Komm, ich helfe dir.“ Oder: „Entschuldige bitte.“ Oder, wenn sich jemand bei uns entschuldigt: „Erledigt und vergessen.“ Oder: „Ich habe dich lieb.“ Oder: „Ich schätze an dir Folgendes ...“ Oder: „Danke.“ Manchmal können wir Gott die Ehre auch  geben, indem wir uns einfach Zeit nehmen, schweigen und einem anderen Menschen zuhören. Manchmal können wir Gott die Ehre geben, indem wir zum richtigen Zeitpunkt ein gutes Wort weitergeben. Oder wir können Gott die Ehre geben, indem wir ihm die Welt und die Menschen ans Herz legen und Fürbitte tun.
Wenn Menschen Gott so die Ehre geben und das Kreise zieht, dann werden wir vielleicht sogar spüren: Gott fängt schon damit an, heil zu machen, was kaputt ist. Und so schenke uns Gott seinen Geist, damit wir ihm die Ehre geben und damit der Weihnachtsjubel schon jetzt, so viel auch an unserem Leben kaputt sein mag,  in uns aufkeimt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Guter Gott, du kommst in unser Leben. Du machst heil, was zerbrochen ist und richtest uns wieder auf. Und in der Geburt Jesu Christi nimmt dieses Wunder seinen Anfang. Wir danken dir dafür. Wir bitten dich: Lasse uns jetzt schon spüren, wie du Dinge heil machst. Lass uns deine Vergebung spüren, wenn wir Fehler machen. Lass uns deine Nähe spüren, wenn wir einsam sind. Lass uns deinen Trost spüren, wenn wir traurig sind, und deine Hilfe, wenn wir in Not sind. Mache uns bereit, dir die Ehre zu geben, indem wir füreinander da sind. Die sei Lob und Preis in Ewigkeit. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und