1. Advent

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Sach 9,9-10: 9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. 10 Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Liebe Gemeinde!
Aus dem Computerzimmer drangen laute Stimmen. „Ich will mit meinen Kumpels das Rollenspiel weiterspielen, wenn ich sie schon nicht in echt sehen kann“, schrie Robin, und Paula schrie zurück: „Und ich habe mich mit meinen Freundinnen zum Adventschat verabredet.“ Die Mutter trat entnervt ins Zimmer: „Schreit doch nicht so laut!“ „Aber der Robin..“ „Aber die Paula..“ fingen die Kinder an. Die Mutter sagte: „Der Klügere gibt nach!“ „So“, fragte Paula angriffslustig, „ und warum hast dich dann mit Tante Else so gezofft?“ „Das ist doch etwas ganz anderes. Das ist doch so eine Coronaleugnerin. Sie erklärt die ganzen Regeln für Unsinn und hält sich an nichts. So etwas kann man doch nicht ernst nehmen“, antwortete die Mutter, aber Robin hakte nach: „Ich glaube ja auch nicht, was Tante Else sagt, aber musst du sie deshalb dumme Schnepfe nennen? Dann hört sie doch erst recht nicht auf dich.“ Die Mutter schwieg betreten. „Mach dir nicht zu viel draus“, meinte Paula gönnerhaft, „die Politiker im Großen kriegen das ja auch nicht so hin mit dem Frieden. Schau doch mal, wie die sich in den Debatten manchmal angiften. Dann einigen sie sich mühsam auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner, und dann scheren einige Länder schon wieder aus.“ „Stimmt“, meinte die Mutter, „aber das muss ja kein Vorbild sein. Die Politiker müssen schließlich schwere Entscheidungen treffen. Und, wie gesagt, der Klügere gibt nach.“ „Wirklich?“ fragte Paula, „hättest du denn Tante Else ohne Maske und Abstand zu uns reingelassen?“ „Und zusätzlich zu Oma, wo wir doch schon mit Oma zwei Hausstände sind?“ fragte Robin. Nachdenklich rieb die Mutter sich die Nase.
Ja, mit dem Frieden ist es nicht so einfach. Gerade in dieser Zeit, wo Familien aufeinanderhocken, wo so viel Rücksichtnahme gefordert ist, wo Diskussionen um die richtigen Maßnahmen hohe Wellen schlagen, wo viele wegen der Unsicherheit gereizt sind und wo man im Advent sowieso oft ein dünneres Fell hat und Enttäuschungen und Leid stärker ins Gewicht fallen.
Aber wie ist das denn, wenn es um Existenzen geht, kann man dann wirklich so leicht sagen; „Der Klügere gibt nach“? Wie kann denn das wirklich gelingen mit dem Frieden?
Schauen wir uns doch einmal den an, der wirklich als Friedenskönig gilt: Er soll der Gerechte und Helfer sein, über alles herrschen und den Frieden bringen, sagt unser Abschnitt. Aber wer kommt da? Es kommt kein dicker Mercedes, auch nicht das damalige Luxusreittier Kamel, sondern ein Esel. Und ein erwachsener Mann auf einem Esel hat schon etwas Lächerliches, wenn seine Füße fast am Boden schleifen. Es kommt kein reicher Mensch mit Statussymbolen, sondern ein armer Mensch. Ganz gewiss kein Machtmensch, der da kommt.
Man spürt: Dieser Friedenskönig tritt bewusst ohne Machtgehabe auf. Und wir als Christen glauben: Dieser Friedenskönig ist Jesus Christus. Als armseliges Kind in einer Krippe geboren, wie ein Verbrecher hingerichtet, aber vom Tode auferstanden. Einer, der die Macht hat, aber sie nicht gebraucht. Was können wir von ihm über den Frieden lernen?
Zum Beispiel: Der Klügere gibt nach, aber nicht auf. Das heißt: Der Klügere ist souverän genug, auf Intrige, Unhöflichkeit, Machtmittel, Druck, Rache, Gewalt und andere fiese Kampfmethoden zu verzichten und vielleicht sogar für den Frieden Opfer zu bringen. Aber der Klügere ist auch mutig und souverän genug, bei allem Respekt und aller Freundlichkeit doch deutlich seine Meinung zu vertreten.
Der Klügere überlegt im Konflikt, ob das Thema einen Streit überhaupt wert ist. Er überlegt, ob es einen Weg gibt, der für alle gangbar und annehmbar ist. Einen Computer kann man vielleicht nach Absprache abwechselnd benutzen. Einer Verwandten, die in Coronadingen anderer Meinung ist, kann man vielleicht freundlich sagen, dass man anders denkt, und sie bitten, die Bedenken, die man hat, zu respektieren. Kritik, Beschwerden oder Probleme kann man höflich ausdrücken. Und man kann dem Gegenüber zeigen, dass dessen Interessen einem nicht egal sind. Der Klügere vergisst nicht, dass alle gleichermaßen ein Recht zum Leben haben und dass Friede nur da entstehen kann, wo man das respektiert.
Das hört sich gut an, nicht nach Duckmäuser, aber auch nicht nach Fiesling. Aber gerade dieser Weg ist oft so schwer zu finden. Wann muss ich meine Meinung sagen, wann ist es besser, zu schweigen? Wie kann ich Menschen von etwas Gutem überzeugen? Wie kann ich Probleme lösen, wenn sich Interessen widersprechen? Und wie schaffe ich es, mich zu beherrschen, wenn dazu noch Stress, Erschöpfung oder Wut kommen und ich eigentlich am Ende bin?
Ja, wir müssen einsehen: Souveräne Klügere, die immer den Weg zum Frieden finden, das sind wir Menschen meist nicht.
Gut, dass sich unser Friedenskönig angekündigt hat. Advent erinnert uns an sein Kommen. Advent erinnert uns: Friede ist kein menschliches Projekt, das schließlich scheitert. Sondern Friede ist das Projekt Gottes, der deshalb Jesus  zu uns schick, der den Frieden sozusagen zur Chefsache macht. Und Jesus, der sogar den Tod besiegt, kann auch den Frieden schaffen. Friede ist, wenn wir nur auf Jesus Christus Wert legen, unsere Zukunft.
Und deshalb lohnt es sich, dass wir Jesus schon jetzt Raum in unseren Herzen geben und uns nach Kräften überall, wo wir können, um Frieden bemühen. Dazu schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Guter Gott, wir danken dir, dass du uns Jesus Christus schickst als Friedenskönig und Helfer aus aller Not. Lass uns in seinem Geiste handeln, unseren Mitmenschen Nächstenliebe entgegen bringen und den Frieden suchen. Lass die, die Leid tragen, seine Hilfe spüren und inneren Frieden bekommen. Zieh in unseren Herzen ein und mache unsere Adventszeit zu einer gesegneten Zeit. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.